Das Geheimnis der Bierflasche (2)
Die geheimnisvolle, schwer atmende Gestalt stand immer noch im tiefen Schatten vor dem Pflanzrondell auf der Piazza. Es war wieder still geworden, der Mann mit seinem Hund verschwunden und nun konnte er sein heimliches Tun fortsetzen. Er beugte sich erneut vor, machte das Loch in der Erde des Pflanzkübels noch etwas tiefer, holte den geheimnisvollen Gegenstand aus der Jackentasche, versenkte ihn in der Erde und schob mit bloßen Händen das Loch zu. Dann nahm er aus der anderen Jackentasche eine leere Bierflasche und legte sie darauf. Er richtete sich auf, atmete tief durch, kramte nach seinen Zigaretten, zündete sich eine an und wandte sich ab.
„Ich würde das Zeug einfach wieder ausgraben und verschwinden“, erklang eine tiefe Stimme aus dem Dunkel. „So schnell wie möglich, sonst ...“
Für eine Sekunde schien es, als wollte er wegrennen, doch dann warf er die Flasche beiseite, sie zersplitterte mit lautem Krach am Betonrand des Pflanzkübels. Er schleuderte die Erde weg, stieß die Hand ins Erdreich, schnappte sich das Paket und rannte fort, als wären alle Teufel hinter ihm her. Der Mann mit der tiefen Stimme rief ihm nach: „Verschwinde und lass dich hier nicht mehr blicken.“
Er blieb noch eine Weile im Schatten verborgen. Dann kam er heraus, führte seinen schönen, großen Labrador an das Loch, ließ ihn daran schnüffeln. „Pass schön auf, Charley, morgen gehen wir zur Polizei. Es geht doch nicht an, dass unsere Piazza zur Dealer-Oase wird.“ Er sah sich noch einmal nach dem Geflüchteten um und ging fort. Das Geheimnis der Bierflasche blieb verborgen. Achten wir in Zukunft aber vorsichtshalber mehr auf solche Zeichen. Es war sicherlich nichts Gutes in diesem Erdloch.
In unserer nächsten Geschichte von der Piazza an der Bo machen wir Pause.
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