Zwischen Leinwänden und Pinseln
Künstlerkreis Münchner Süden lädt zu den "offenen Ateliertagen" ein
Farbtuben, Pinsel, Leinwände und natürlich beeindruckende Werke: Wer sich für die Arbeiten der Künstlerkreises Münchner Süden interessiert, sollte am Samstag, 5. Mai, und Sonntag, 6. Mai, jeweils von 14 bis 18 Uhr zu den "offenen Ateliertagen" nach Solln und Pullach kommen. Die Künstler, die an diesem Wochenende ihre Ateliers für die Besucher öffnen, freuen sich über einen zahlreichen Besuch.
In Solln beteiligen sich:
Lutz Hollfelder (Gast), Sollner Str. 62.
Angela Musil, Plattlinger Str. 7.
Johannes v. Peckenzell, Freyja Fertig und Rosemarie v. Funcke, Gasparistr. 15 (Zugang über Hagenauerstr.).
Gabriele Rodler, Eva Großhennig und Daniel Castiglione, Bleibtreustr. 34.
Archiv Geiger (Gast), Muttenthalerstr. 26; öffentliche Führung Samstag und Sonntag um 15 Uhr, Anmeldung unter Tel. (089) 72779653 oder an info@archiv-geiger.de per Mail.
In Pullach beteiligen sich:
Evelyn Heinsdorf und Hermine Mayer (Gast), Habenschadenstr. 32.
Gabriela Römer, Kiki Kleist von Bröckel, Uta Seidel und Georg Steidinger (Gistlstr. 45).
Weitere Infos unter www.teamart.de im Internet und unter 0171/5224540.
Künstleransichten
Wir haben Gabriela Römer, Angela Musil, Eva Großhennig und Georg Steidinger zu ihren Werken, ihren Botschaften und ihren Zukunftswünschen befragt.
"Stilleben mit Orangen"
Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Kunstwerk oder Bild, das Sie geschaffen haben?
Gabriela Römer: Ich beschäftigte mich schon in Kindertagen mit Kunst. Sehr gerne malte und zeichnete ich autodidaktisch, mit viel Gelassenheit und Neugierde. Die ersten Bilder waren die Gladiolen aus Oma und Opas Garten. Ich kopierte später Toulouse Lautrec, im Zeichnen und Cezanne und Turner im Aquarell. Meine Bilder waren laienhaft, aber ich liebte sie, von den großen Meistern schaute ich mir sehr viel ab. Ich bedauerte es sehr, es war mir leider verwehrt, die Kunstakademie zu besuchen. Ich führte diese Leidenschaft mein Leben lang weiter. Ende der siebziger Jahre begann ich bei namhaften Künstlern Kunstunterricht zu nehmen. Ich bekam die Möglichkeit in der Hypobank auszustellen und nun kommt es, ich kann mich an mein erstes verkauftes Werk erinnern, ich habe es heute noch genau vor Augen. Das Motiv ein Waldweg in Aquarelltechnik, es war ein sehr gutes Gefühl, es bedeutete sehr viel für mich, ich glaube ich bekam 100 Mark dafür. Das Geld war gar nicht wichtig. Meine Freundinnen statteten auch ihre Wände zu Hauf mit meinen Werken aus. Mein Mal- und Zeichenunterricht in den neunziger Jahren kam sehr gut an, da ich nie vergaß welch steiniger Weg hinter mir lag, so gab ich mein gebündeltes Wissen an die Malschüler weiter. Picasso sagte einmal in einem Interview: "Ein Künstler lernt sein Leben lang, egal wie alt er wird." Dieser Meinung bin ich auch.
Angela Musil: An mein erstes Bild, das ich in Aquarelltechnik malte, erinnere ich mich noch gut. Es war ein Stillleben mit Orangen. Ich malte es bei einem Kurs in einem ASZ.
Eva Großhennig: Seit meiner Kindheit war Malen über das Studium an der Münchner Kunstakademie und Lehrtätigkeit bis zu meinem heutigen Schaffen als Malerin ein steter Begleiter meines Lebens. Immer neugierig habe ich viele Bereiche des künstlerischen Schaffens vom Gegenständlichen bis zur abstrakten Malerei ausgelotet. Heute bin ich ausschließlich Malerin. Meine Bilder bewegen sich zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Die Neugier und Experimentierfreude ist mir geblieben. So lasse ich mich von allem, was mir in der Natur und meiner Umgebung begegnet, anregen.
Georg Steidinger: Es war riesig, großformatig, einfach viel Farbe und Symbolik auf der Leinwand. Ich war stolz, so etwas großes als Autodidakt geschaffen zu haben. Aber technisch und qualitativ war es nicht ausgereift.
"Immer ein Denkanstoß"
Welche "Botschaft" möchten Sie mit Ihren Bildern, die Sie jetzt zeigen, dem Betrachter weitergeben?
Gabriela Römer: Ich bin Verfechterin von der Gegenstandskunst, meine Bilder bedürfen keiner Erklärung, meine Botschaften sind sehr klar zu erkennen. Im Bild setze ich mich auch zeitkritisch auseinander, z.B. mit der Rodung der Regenwälder, den stark überhand nehmenden telefonierenden Menschen im öffentliche Raum. Ich bedaure es sehr stark, dass die Menschen sich dann kaum mehr in die Augen sehen und kommunizieren. Derzeit arbeite ich an einer Serie zur Verschmutzung der Umwelt mit Kaffeebechern.
Eva Großhennig: Ein Kunstwerk ist immer ein Denkanstoß, aber es soll dem Betrachter Interpretationsfreiheit lassen.
Georg Steidinger: Aus Symbolen wurden Typographien und Worte. Mit meiner „4letterart“ gebe ich mit Bildinhalten und Worten Impulse und Inspirationen zu den Themen unserer Zeit. Gerade die englischen 4-Letter Words sind kompakt und reduziert – aber die eigentliche Geschichte entsteht ja im Kopf des Betrachters. Individuell und immer wieder anders.
"Wachsendes Bild"
Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Welches Kunstwerk möchten Sie auf jeden Fall noch realisieren, das gegenwärtig vielleicht erst in Ihrem Kopf "herumspukt"?
Gabriela Römer: Ich habe einen Traum. Meine große Leidenschaft ist es Menschen in allen Posen darzustellen, ich finde es sehr interessant den Rhythmus und die Spannung des Körpers darzustellen. Ich möchte große Bilderserien über Menschen, Alt und Jung darstellen. Mit einem Malkollegen wollte ich Ende der neunziger Jahre ein sog. "Wachsendes Bild" malen. Es sollten mehre Künstler daran beteiligt werden. Aus verschiedenen Gründen konnten wir es nicht verwirklichen, das würde mich in Zukunft immer noch reizen. Ich male natürlich nicht nur zeitkritisch. Mein Wunsch ist es, dass meine Bilder für die Erwerber ein Platz des Wohlfühlens darstellen.
Angela Musil: Gerne würde ich noch ein großformatiges abstraktes leicht geheimnisvolles Bild malen, das aber braucht viel Zeit und Konzentration.
Eva Großhennig: Meine Malerei entwickelt sich fortlaufend weiter und die Themen entstehen aus dem Prozess. Die Welt ändert sich und meine Themen mit ihr.
Georg Steidinger: Musik und ihre emotionale Radikalität haben mich schon immer herausgefordert. Ich habe begonnen, Songtexte in verschiedenen Medien umzusetzen und in einen neuen Kontext zu setzen. Mir schwebt eine multi-medial Rauminstallation vor, aber meine Gedanken dazu sind noch nicht komplett.
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