Heldentöne
Benjamin Comparot über das Horn, das Festival und einen Weltrekordversuch
Von 1. bis 5. März treffen sich rund 150 Hornistinnen und Hornisten zu Europas größtem Hornvestival "Carnaval du Cor". Bereits zum zweiten Mal finden sich die Musiker im Bildungszentrum Burg Schwaneck ein. Das Festival startet mit einem Weltrekordversuch. Erklärtes Ziel: ein Eintrag ins Guinessbuch der Weltrekorde. Wir Tanja Beetz sprach mit Benjamin Comparot, einem der Veranstalter des Festivals, über das Hornistentreffen, Organisatorisches und das Instrument Horn.
Anfang auf der Hütte
Wie kam es zur Gründung des Hornfestivals?
Benjamin Comparot: Einige von uns besuchten früher regelmäßig die "Süddeutschen Horntage". Dort war es aber ein kleinwenig so, dass es für Kinder und für Senioren passende Angebote gab, nicht aber für die Altersgruppe dazwischen. Jedenfalls empfanden einige von uns das so. Im Jahr 2000 haben wir uns dann dazu entschlossen, es mit eigenen Horntagen zu versuchen. Über einen der Mitbegründer kamen wir zu unserem ersten Quartier, der "Weidacher Hütte" auf der Schwäbischen Alb. So kam die Sache allmählich in Gang. In den ersten Jahren haben wir uns sogar zweimal getroffen – an Fasching (wie seither immer) und über den Tag der Deutschen Einheit. Deshalb feiern wir nun nicht die 20., sondern bereits die 25. Jubiläumsausgabe des "Carnaval du Cor". Seit ein paar Jahren organisiere ich die inzwischen auf Festivalgröße herangewachsene Veranstaltung gemeinsam mit meinem Schulfreund Markus Meyr-Lischka, der, genau wie ich, seit der ersten Ausgabe mit dabei ist.
Wiederholung im Oktober
Wie aufwändig war es anfangs, Dozenten und Teilnehmer zusammenzubekommen?
Benjamin Comparot: Sehr aufwändig und bisweilen extrem mühsam! Uns kannte ja keiner, Geld hatten wir auch keines, da ist es dann natürlich schwer. Dem Spaß hat das natürlich keinen Abbruch getan. Oft waren wir nur 20 Teilnehmer, hatten Mühe, ohne Dozenten zwei Gruppen mit je zehn Hörnern zusammenzubekommen. Kaum noch vorstellbar heute, wo wir 150 Hornisten aus 14 Ländern und 17 Dozenten von BR, Münchner und Berliner Philharmonikern, Bayerischer Staatsoper etc. relativ mühelos an den Start bringen. Die inzwischen erreichte Größe gefällt übrigens auch nicht jedem, weshalb wir letzten Oktober, nach vielen Jahren Pause, erneut eine zweite Ausgabe veranstaltet haben. Natürlich auf der "Weidacher Hütte", wo wir einst gestartet sind. Nach nur 90 Sekunden waren alle 54 Plätze vergeben. Das war schon toll und wird im Oktober 2019 folgerichtig wiederholt werden.
Die "Schaltzentrale"
Was ist das Besondere am Instrument Horn?
Benjamin Comparot: Ganz klar seine Vielseitigkeit! Man hat auf dem Horn so tolle Möglichkeiten: Du kannst, wenn du es kannst, so leise spielen wie eine Querflöte und, wenn du es darauf anlegst, genauso laut sein wie eine Trompete oder Posaune. Mir gefällt auch gut, dass das Horn im Orchester sowohl beim Blech als auch bei den Holzbläsern mitmischt. Wir vermitteln im Orchester, sind häufig eine Art "Schaltzentrale" und natürlich "die Seele des Orchesters", wie Robert Schumann es einmal ausdrückte. Unser Tonumfang sind volle vier Oktaven und dann dieser einmalige Klang, mal weich, mal schmetternd – einfach großartig! Stefan Dohr, Solohornist bei den Berliner Philharmonikern, hat einmal sinngemäß gesagt: "Immer wenn im Kino Helden auftreten, ist das Horn zu hören." Da ist was dran, gerade für Filmmusik eignet sich unser Instrument in der Tat besonders gut, weil es mal heroisch auftrumpft, im nächsten Augenblick aber ebenso gut eine Liebesszene mit einer zarten Kantilene untermalen kann.
"Das ist uns der Spaß wert"
Ist es der erste Weltrekordversuch?
Benjamin Comparot: Ja, es ist unser erster Weltrekordversuch in der Kategorie "Größtes Hornensemble weltweit". Der Versuch kostet alles in allem mindestens 1.500 Euro extra. Aber das ist uns der Spaß wert. Wir haben – optimistisch wie wir nun mal sind – 300 Armbänder und 300 T-Shirts geordert, um die Gruppen nach den Guinness-Regeln voneinander unterscheidbar zu machen. Hier macht sich nun unser recht hoher Vernetzungsgrad bemerkbar, und vor allem die Solidarität unserer Partner. Als ich das erste Mal in einer Mail vom Weltrekordversuch erzählte, boten unsere Freunde vom Hornbauer "Hans Hoyer" umgehend ihre Hilfe an. Sie glauben zu 100 Prozent daran, dass wir den Rekord knacken werden und spendieren uns die Armbänder und T-Shirts, damit wir sie hinterher an die Teilnehmer verschenken können. Das ist so irre großzügig! Ich bin ganz gerührt.
"Jeder darf mitmachen"
Welche Voraussetzungen müssen Hornisten mitbringen, die sich am Weltrekordversuch beteiligen wollen? Wie geht es weiter, wenn sie sich angemeldet haben?
Benjamin Comparot: Wir spielen bei der Wertung für den Weltrekordversuch den berühmten Pilgerchor aus der Oper "Tannhäuser" von Richard Wagner in einer Bearbeitung für Hornquartett. Angenommen es kommen 200 Hornisten – der aktuelle Rekord liegt bei 179 Musikern – spielen 50 gemeinsam eine Stimme. Da ist es dann nicht mehr ganz so entscheidend, ob jeder Ton genau sitzt. Das Ziel sollte es natürlich schon sein und der Pilgerchor ist zwar irre schön, aber letztlich nicht besonders schwer zu spielen. Das kriegt jeder hin. Was das Alter angeht, gibt es keine Begrenzung. Jeder darf mitmachen. Die Noten folgen per Mail gemeinsam mit der Anmeldebestätigung. Die Bilder des Weltrekordversuchs werden anschließend nach London geschickt und der Rekord, wenn es denn einer ist, wird innerhalb von drei bis vier Monaten anerkannt.
Anmeldung noch möglich
Können sich interessierte Musiker noch für den "Carnaval du Cor" auf Burg Schwaneck anmelden? Benjamin Comparot: Klar, nur zu. Zwei bis drei Hörnchen würden wir schon noch unterkriegen. Alle Infos, viele Videos und auch das Anmeldeformular finden sich unter www.kiecks.de im Internet.
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