Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

Braucht Pullach mehr bezahlbare Wohnungen?

Bürger entscheiden über Bau von Gemeindewohnungen in der Heilmannstraße

Die Planungen sind abgeschlossen: An der Heilmannstraße 53/55 sollen 22 Wohnungen entstehen. Es sind jeweils zwei Vier- und Fünfzimmerwohnungen, acht Zweizimmerwohnungen und zehn Appartements geplant. Für diese Wohnungsgrößen besteht am meisten Bedarf. (Bild: Linsmayer Projekte GmbH )

Sollen in der Heilmannstraße 22 barrierefreie Gemeindewohnungen entstehen oder soll das Grundstück unbebaut bleiben? Diese Frage sollen die Bürger am Sonntag, 25. Februar, nun selbst klären. Sie können mit zwei Bürgerentscheiden (Ratsbegehren und Bürgerbegehren) dem Gemeinderat eine verbindliche Arbeitsgrundlage an die Hand geben.

Der Gemeinderat hat in seiner Januar-Sitzung den Weg dazu frei gemacht und sowohl das  Bürgerbegehren der WiP (gegen eine Bebauung) zugelassen als auch das Ratsbegehren (für die Bebauung) beschlossen.

"Wohnungen werden dringend benötigt"

Der Gemeinderat (CSU, FDP, Grüne und SPD unterstützen sein Ratsbegehren) hatte den Bau der Wohnungen im April 2016 beschlossen. "Sie sind notwendig, um bezahlbaren, barrierefreien Wohnraum zu schaffen. Dieser wird dringend benötigt – unter anderem für ältere Menschen und Angestellte von Pflegeeinrichtungen und Kindergärten, die sich am freien Markt nicht selbst mit Wohnraum versorgen können. Die Kosten für den Erwerb des Grundstücks (rund 3 Mio. Euro) sind bereits 2016 angefallen", argumentiert der Gemeinderat.

Planung und Bau kosten auf ca. 8,3 Mio. Euro. Über das Wohnraumförderprogramm des Freistaats wurde bereits ein Zuschuss von gut 3,34 Mio. Euro bewilligt. Somit verbleiben der Gemeinde Kosten von weniger als 5 Mio. Euro. Allerdings endet das Zuschussprogramm 2019. Die Förderung ginge verloren, falls das Bauprojekt bis dahin nicht umgesetzt wird.

Pullach verfüge gegenwärtig über Rücklagen in einer Größenordnung von 50 Mio. Euro. Die Planungen für weitere wichtige Projekte wie Schulen, Schwimmbad und die Bürgerhausrenovierung können zügig realisiert werden. Die Planungen an der Heilmannstraße sind weitgehend abgeschlossen, mit dem Bau könne ohne Verzögerung begonnen werden. Wegen der Bürgerentscheide liegen die Ausschreibungen derzeit aber auf Eis.

"Wir befürchten Verschuldung"

Die Vertreter des Bürgerbegehrens, die von der WIP-Gemeinderatsfraktion unterstützt werden, halten die 22 Wohnungen jetzt nicht für nötig und wollen den Bau verschieben. Man verfüge derzeit schon über 565 kommunale Wohnungen - das sei ein Spitzenwert für eine Gemeinde mit ca. 4.000 Haushalten. Angesichts schwindender Rücklagen, unsicherer Gewerbesteuerprognosen und bevorstehender Millionenprojekte (Grund- und Mittelschule, Schwimmbad, Bürgerhaus) sollte die Gemeinde nicht einen zweistelligen Millionenbetrag für  Wohnungen in der Heilmannstraße ausgeben. "Das Bauvorhaben kann zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden, sofern eine solide Finanzierung sichergestellt werden kann", sagen die Unterstützer. "Wir befürchten, dass sich die Gemeinde aufgrund vieler gleichzeitig laufender Großprojekte verschulden muss."

"Mitarbeiter finden keinen nahen Wohnraum"

Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund ruft die Pullacher auf, sich an der Abstimmung zu beteiligen. Sie verweist auf den Bedarf an Wohnungen:

"Der Bedarf an Wohnungen, die sich auch Menschen mit mittleren und kleinen Einkommen leisten können, ist in Pullach wie im gesamten Großraum München sehr hoch. So hoch, dass er durch unsere Wohnungsbaugesellschaft trotz aktueller Bautätigkeit nicht gedeckt werden kann.

Der Mangel an Wohnraum könne für Pullach problematisch werden: Senioren- und Pflegeheimen, den Kindergärten sowie dem Hort, aber auch Einzelhändlern und Dienstleistungsbetrieben fällt es immer schwerer, Mitarbeiter zu finden. Denn diese haben derzeit kaum eine Chance, bezahlbaren Wohnraum nahe ihrer Arbeitsstelle zu finden. Auf unserer Warteliste für eine gemeindeeigene Wohnung stehen aber auch ältere Pullacherinnen und Pullacher, die mittlerweile einen Lift benötigen. Ihnen können wir momentan nicht weiterhelfen, da in den älteren Gebäuden der Wohnungsbaugesellschaft nicht einmal Aufzüge vorhanden sind."

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt