"Bewegt sich nichts, muss ich mich bewegen"
Münchner Wochenanzeiger Zusteller feiert 70. Geburtstag
Einem, der schon so lange dabei ist, will sie persönlich gratulieren; natürlich mit Geschenken im Gepäck – also hat sich Christa Kreuzer, Mitarbeiterin der Münchner Wochenanzeiger, auf den Weg nach Solln gemacht. Es geht ins Häuschen von Theo Kobler, der eben seinen 70. Geburtstag gefeiert hat. Kobler öffnet persönlich, er freut sich, Kreuzer zu sehen. Die beiden kennen sich gut, bereits seit über 13 Jahren trägt der Jubilar für die Münchner Wochenanzeiger Zeitungen aus.
Fleißiger Zusteller seit 13 Jahren
Nach seinem 70. Geburtstag wird der Zusteller etwas kürzer treten, in Zukunft betreut er nur noch ein Gebiet, bisher waren es zwei. Ganz aufhören wollte er aber nicht – sehr zu Kreuzers Freude: Der 70-Jährige ist stets zuverlässig, so jemanden hätte sie nur ungern verloren. Im Oktober 2003 stolperte Kobler über die Annonce der Münchner Wochenanzeiger, in der Zusteller gesucht wurden. Damals sei er in einer Phase gewesen, in der er etwas habe verändern wollen: "Ich habe gesehen, bewegt sich nichts mehr, muss ich mich eben bewegen." Anfangs sei er mit Vorurteilen an die Sache heran gegangen, schließlich habe der Beruf des Zeitungszustellers nicht das höchste Ansehen. "Ich habe etwas gefremdelt", bestätigt Kobler. "Das hat sich aber sofort geändert, ich habe schnell die Chancen erkannt – man lernt das Gebiet neu kennen, sieht die Umgebung mit anderen Augen."
"Anonymes tritt in den Hintergrund"
Mit einem Lachen erklärt der Zusteller, dass er auch weniger Erfreuliches gleich herausgefunden hat: "Ich habe nicht gewusst, wie schwer Zeitungen sind." Aber der Spaß an der Arbeit hat überwogen, mit dem Fahrrad ist Kobler seither unterwegs und verteilt die Münchner Wochenanzeiger. Am meisten freut ihn, dass während der Arbeit Gespräche mit Menschen entstehen, denen er sonst nie begegnet wäre. "Es ist alles zusammen: eine Mischung aus der Frau mit Hund, mit der ich immer ein wenig schwätze, dem kleinen Geschäft, in dem der Besitzer mich schon kennt und den lieben Aufmerksamkeiten, die es von vielen Bewohnern zum Beispiel an Weihnachten gibt." Das Anonyme trete bei dieser Arbeit in den Hintergrund.
Theater - früher Beruf, heute Passion
Deswegen wird Kobler weitermachen, obwohl er noch viele andere Verpflichtungen hat. Zum Beispiel seinen "kulturstadel": Seit einigen Jahren organisiert der studierte Theater- und Musikwissenschaftler im Stadel verschiedene kulturelle Veranstaltungen, sein nächstes großes Projekt hat er für 2018 geplant, zum 70. Geburtstag seiner Frau – Piazzollas "Maria de Buenos Aires" inszenieren. An Erfahrung mangelt es nicht, bis zum Jahr 1996 war Kobler Spielleiter am Gärtnerplatztheater. Über all seine Projekte und Tätigkeiten hat er nur eines hinten anstellen müssen: "Ich bin ein großer Südamerika-Fan und wollte immer eine Wanderung vom Titikaka-See bis nach Feuerland machen." Diesen Traum könne er wohl erst im nächsten Leben verwirklichen.
Lesestoff als Geschenk
Bei all den Anekdoten und Träumen wäre dann beinahe etwas Wichtiges untergegangen – Kreuzer hatte schließlich Geschenke mitgebracht. Kobler macht sich daran, seine Packerl zu öffnen. Über den Inhalt freut er sich riesig, Kreuzer hat ihm vier Bücher ausgesucht, unter anderem Literatur von Thomas Mann und Fjodor Dostojewksi: keine leichte Kost, aber die wäre sowieso zu trivial gewesen für diesen interessierten Mann. Die Koblers fahren nun erst einmal in den Urlaub, Lektüre haben sie dank Kreuzer auf jeden Fall genug. Und wer weiß, wenn der 70-Jährige weiter mit seinem Fahrrad auf Zusteller-Tour geht, ist er vielleicht auch in einigen Jahren noch fit genug für Südamerika und seinen Lebenstraum. Es ist ihm zu wünschen.
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