Vor ein paar Tagen haben wir bei Alessandro gegrillt. Luca, 23, war auch dort und wir hatten uns für heute verabredet. Ich nahm mein Aufnahmegerät mit, damit ich nicht immer mitschreiben muss. „Ich konnte nicht alles erzählen, neulich bei Alessandro“, und er scheint zu platzen vor Mitteilungsbedürfnis.
Vollmond! 3 Uhr früh und es sind ungewöhnlich viele Fenster erleuchtet. Winzige, glutrote Flecken schweben unbeweglich im Mondschatten der Balkone. Ich kann den Rauch beinahe riechen. Wissenschaftler sagen, es gäbe keinen Zusammenhang zwischen dem Mond und der Schlaflosigkeit.
Die Piazza strahlt wie die Sonne, die alles gold einfärbt. Es ist die Zeit, in der alle Anwohner daran teilhaben. Die weißhaarige Frau hinten rechts lehnt sich über ihr Balkongeländer, raucht voller Hingabe und blinzelt zufrieden.
Jauchzen und Lachen auf der Piazza. Ich sehe nach, was los ist. Ein Knirps lernt Fahrrad fahren. Der kleine Chang Hu sitzt mutig und entschlossen auf seinem umgerüsteten Radl und fährt ohne Stützräder.
Längst gibt es das nicht mehr: „Einer für alle, alle für Einen.“ Dennoch, auf der Piazza an der Bo kommen sie wie die Heinzelmännchen-Musketiere jeden Abend einträchtig nach Hause. Sie wohnen im Erdgeschoß und eines Abends habe ich sie angesprochen.
„Shit Happens“, tröstete sie sich und blickte traurig auf die Szene. Beim Wenden in der Feuerwehreinfahrt hatte sie ihren alten Corsa auf einen Begrenzungsstein gesetzt und die Vorderräder hingen nun in der Luft.
Wir lachten immer noch über sein gerade überstandenes Abenteuer, bei dem ich ihn mit einer Leiter vom Dach gerettet hatte, als er unvermittelt ernst wurde. „Das geht mir immer so, mein Leben lang.“ Er sah meinen fragenden Blick und fuhr fort: „Ich war immer eine Nummer zu klein.
Spitze Sturmfinger griffen sich einen Sonnenschirm vom Balkon im ersten Stock und katapultierten ihn herunter. Er rollte hüpfend über das Dach des um die Piazza laufenden Wandelgangs bis er, wie um sich festzukrallen und immer noch aufgespannt, zur Hälfte zwischen das Dach und die Hauswand schlüpfte.
„Woher kommen Sie?“, frage ich, nachdem wir uns zum Tee gesetzt hatten. Sofort ging die Sonne in den Gesichtern von David (32) und Réka (24) Fórizs auf. Márk (7) sprang auf, zeigte auf einen kleinen Pfeil an der Wand und rief: „Ungarn liegt dahinten, genau in dieser Richtung.
Russland, Iran, China, Italien, Polen, Deutschland und Griechenland (huch, ein Mädchen) stürmen umher, die anderen Knirpse stehen nur dabei, sind noch zu klein. Bunt wirbeln alle über die Piazza. Wo ist das Tor?
Stimmen in vielen Sprachen hallen über die Piazza. Irgendjemand steht immer mit dem Handy hier. Na klar, hier draußen ist guter Empfang und Verwandte und Freunde sind weit, oft in anderen Zeitzonen. Mütter rufen ihre Kinder auf Italienisch, Portugiesisch, Polnisch oder Deutsch zum Essen.