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Wohnzimmerlampen für den "Schandfleck"

Kunstaktion "Heimleuchten" von Stefanie Unruh auf dem Ratzinger Platz

15 verschiedene Lampen hat Stefanie Unruh auf dem Dach des ehemaligen Tram-Wartehäuschens am Ratzinger Platz installiert. (Bild: pi)

Vorhang auf für das ehemalige Tram-Wartehäuschen auf dem Ratzinger Platz! Das Gebäude in Obersendling wird bis 15. Dezember zur Bühne für eine Kunstaktion von Stefanie Unruh. Im Rahmen der Reihe Kunst im öffentlichen Raum des Kulturreferats „München – dezentral“ hat sie fünfzehn verschiedene, teils farbige Gartenlampen auf dem Dach des früheren Tram-Wartehäuschens installiert. Jeweils zum Sonnenuntergang werden die Leuchten mit einer Zeitschaltuhr in Betrieb gesetzt. Einige Außenleuchten erinnern an Wohnzimmerlampen, andere an Straßenlaternen. Die Gartenlampen aus den Vorgärten und Hofeinfahrten der Umgebung geben sich hier ein Stelldichein. Die Licht-Skulptur, die den Passanten den Weg heimleuchtet, soll eine surreal-wohnliche Atmosphäre auf dem verwaisten Platz verbreiten und einen weithin sichtbaren Akzent setzen.

Zur Bühne umgestalten

Die Künstlerin Stefanie Unruh sagt über die Idee zu ihrem Konzept: „Auf dem täglichen Weg von meinem Atelier in der Kistlerhofstraße nach Hause passiere ich den Ratzinger Platz, so wie viele der Anwohner aus Obersendling, die von der U-Bahn und Bushaltestelle Aidenbachstraße kommend, in die umliegenden Wohnblocks streben. Viele Passanten kürzen den Weg ab, indem sie über die zwischen den Fahrspuren liegende, aufgelassene Straßenbahntrasse laufen. Sie kommen dabei an einem mit Graffiti bemalten quaderförmigen Gebäude vorbei, das ehemalige Tram-Wartehäuschen, in dem sich derzeit Übungsräume für Musiker befinden. Der Ratzingerplatz wird oft als Brache beschrieben, als „Schandfleck“ sogar, den es zu verändern gilt, mitsamt seinem städtebaulichen Umfeld. Pläne dazu gibt es seit Jahren. Eine umfassende Neugestaltung der Gegend soll in den nächsten Jahren stattfinden. Derzeit jedoch liegt der Platz meist verlassen da, abends lassen ihn die Straßenlaternen fast im Dunkeln liegen. Mir gefällt an diesem Platz seine momentane Funktionslosigkeit und Nicht-Gestaltung. Unkraut wuchert zwischen dem aufgeplatztem Teer und über die nicht mehr genutzten Straßenbahngleise. Das ist eine von wenigen Ecken in München, die sich selbst überlassen bleibt. Es ist fast ein Luxus, ein Platz ohne weitere Bestimmung, eine weitgehend ungenutzte Fläche, auf der sich die Natur wieder ein Stück zurückerobert. Bevor das Tram-Wartehäuschen nun der Neuplanung des Platzes weichen wird, möchte ich für zwei Monate das Gebäude zur Bühne umgestalten mit der Licht-Installation „Heimleuchten“. Der „Unort“ könnte vorübergehend ein Anziehungspunkt fürs Auge werden.“

Eröffnung am 29. Oktober

„Heimleuchten“ ist das vierte Projekt der diesjährigen Reihe der Kunst im öffentlichen Raum des Kulturreferates der Landeshauptstadt München. Unter dem Thema „München – dezentral“ stehen künstlerische Auseinandersetzungen mit Orten in den innenstadtsfernen Quartieren und Stadtvierteln.

Die Eröffnung der Kunstaktion vor dem Tram-Wartehäuschen am Ratzingerplatz ist am Samstag, 29. Oktober, von 16 bis 20 Uhr. Kerstin Möller vom Kulturreferat, Ludwig Weidinger, Vorsitzender des Bezirksausschusses 19, sowie Andreas Schuster, Vorsitzender des Klangraum e.V., werden anwesend sein. Das musikalische Rahmenprogramm wird in Kooperation mit Klangraum e.V., Nutzer der Proberäume am Ratzinger Platz, gestaltet.

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