Wo Wurzeln wachsen
Treff für Familien und Nachbarn "elly" feiert fünften Geburtstag
Es ist ein Haus voller Leben, mitten in Sendling, in der Thalkirchner Straße 190. Hier leben in einem Mehrfamilienhaus 25 verschiedene Nationen unter einem Dach, davon 77 Kinder und Jugendliche. Vor fünf Jahren wurde im ersten Stock des Anwesens "elly", der Treff für Familien und Nachbarn in Sendling, eröffnet. Die Einrichtung gehört zur evangelischen Familien-Bildungsstätte "Elly Heuss-Knapp". Nun wurde gefeiert. Mit Bewohnern und Nachbarn. Genau so sollte es sein.
"Die Einrichtung lebt"
"Die Aufbauarbeit ist gelungen", freute sich Marianne Schmutzer, Geschäftsführerin der Familien-Bildungsstätte "Elly Heuss-Knapp" in ihrem Grußwort. "Diese Einrichtung lebt." Am Anfang, so Marianne Schmutzer, sei besonders die Vernetzung eine große Aufgabe gewesen. Immer im Blick die Frage: "Was brauchen die Familien?". Die Geschäftsführerin dankte unter anderem der GWG Städtischen Wohnungsgesellschaft München, die immer in finanziellen Engpässen mitgeholfen und so manche Aktion im Haus ermöglicht habe. Ein besonderer Dank galt zudem den rund 14 aktiven ehrenamtlichen Mitarbeitern. "Ohne euch geht es nicht", sagte sie.
"Ort der Geschwisterlichkeit"
Andrea Borger, Pfarrerin der Himmelfahrtskirche, zitierte aus dem Gedicht "Die Einladung" des türkischen Dichters Nazim Hikmet: "Leben wie ein Baum, einzeln und frei, doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht". Die Erfahrungen des Alltagslebens seien vielfältig, manchmal anstrengend, vor allem aber bunt und schön. "Dinge, die einzelne hier einbringen, werden an andere weitergegeben", so Andrea Borger. Den Begriff brüderlich könne man mit geschwisterlich ersetzen. "Ihr habt in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass ein Ort der Geschwisterlichkeit entstanden ist. Hier wohnen sehr verschiedene Menschen an einem Ort, das war nicht immer leicht. Wachsen braucht Schub. Nun seid ihr hier eingewurzelt, grün und frisch wie ein Baum am klaren Wasser", so die Pfarrerin. Ihr Segenswunsch sei, dass "elly" weiter Früchte tragen möge.
"Vielfältige Angebote"
Lob bekam "elly" auch von Andrea Schenkel von der GWG. "Die Angebote im Haus sind vielfältig und flexibel", sagte sie. "elly" reagiere auf die veränderten Bedürfnisse der Anwohner. "Die noch so kleinste Unterstützung hat positive Wirkung, die sich potenziert", betonte sie.
Fabienne van Well, Leiterin des Famillientreffs, berichtete den Gästen schließlich noch über die Angebote im Haus. "Wir haben Nachbarschaftsangebote, darunter zum Beispiel einen türkischen Chor, ein Nähcafe und eine persische Spielgruppe." Zudem gebe es eine Reihe von Angeboten von "elly" selbst. Dazu zählen Kreativangebote für Kinder, Beratungen für Eltern sowie Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe. Auch Fabienne van Well betonte das bürgerschaftliche Engagement der Sendlinger Nachbarn. "Wenn sie nicht wären, gäbe es nicht so viele Angebote", sagte sie.
Treff für alle
Im Anschluss an die Grußworte führten Kinder aus dem Haus und der Nachbarschaft gemeinsam ein Theaterstück auf, das sie in einem Workshop in den Ferien einstudiert hatten. "Da sind inzwischen auch Freundschaften entstanden", so Fabienne van Well. Die Kinder seien Kulturmittler und sie hoffe, dass sich diese Freundschaften auch unter den Erwachsenen weiter festigen. "elly" sei ja schließlich ein Treff für alle – für Bewohner, Nachbarn, Alleinerziehende, Familien...
Bessere Chancen am Wohnungsmarkt
Die Bewohner der Thalkirchner Straße 190 leben in einem so genannten Kompro/B-Haus. Ihm liegt das Kommunale Wohnungsbauförderungsprogramm der Stadt München zugrunde, mit dem sozial benachteiligte Bürgerinnen und Bürger am Wohnungsmarkt bessere Chancen erhalten. Zur Zielgruppe gehören Menschen aus Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, die in einer eigenen Wohnung leben können, Menschen, die in Pensionen untergebracht sind, sowie Bürger in Wohnungsnotstandsituationen oder sozialen Schwierigkeiten, die von Vermietern wiederholt abgelehnt wurden.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH