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"Wir wollen bleiben!"

Erzeuger und Händler drängen auf zügigen Großmarkt-Neubau

2.500 Arbeitsplätze sichert der Großmarkt mitten in der Stadt. 300 Firmen und Menschen aus über elf Nationen arbeiten hier. Jeden Tag bringen 400 Lkw und Transporter Waren aus 83 Ländern hierher. "Sendlings Bauch" ist seit über 100 Jahren Wirtschaftsfaktor, Kulturgut und Integrationsmotor. (Bild: job)

Der Großmarkt soll in Sendling bleiben und am alten Platz seinen Neubau bekommen. Der Sendlinger Bezirksausschuss (BA) steht wie die Bürgerversammlung hinter dem Vorhaben. Der Großmarkt ist ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für das Viertel, unterstrich BA-Vorsitzender Markus Lutz. Ökologisch mache der Verbleib in Sendling ebenfalls Sinn, da die Münchner Gastronomen, die dort einkaufen, nur kurze Wege zurücklegen müssen. Nicht zuletzt kommt für die Sendlinger hinzu, dass durch den Neubau auf dem Gelände Platz wird für neue Wohnungen.

Die knapp über 400 Händler, die am Großmarkt vertreten sind, sehen es ebenso. "Wir wollen bleiben", erklärte  Hans Buchhierl von der Initiative "Großmarkt Sendling. Jetzt" für sie. Die Händler brauchen aber endlich Planungssicherheit, da für sie seit acht Jahren keine langfristige Planung möglich sei. der Großmarkt sei nicht nur ein Integrationsmotor - eine Vielfalt von Menschen komme jeden Tag dort zusammen, sondern auch ein wichtiger Arbeitgeber: 2.500 Jobs seien mit dem Großmarkt verbunden, eine Milliarde Euro werde jährlich an Umsatz geschaffen.

Reger Zulauf bei der Standortinitiative

Die Unterstützung für die Standortinitiative "Großmarkt in Sendling. Jetzt." wächst. Nachdem sich seit der Formierung Mitte April bereits mehr als 20 Händler und am Großmarkt tätige Unternehmen angeschlossen haben, tritt ihr nun auch die Erzeugergemeinschaft der Gärtner mit 23 Mitgliedern bei. "Der außerordentlich große Zuspruch zeigt, wie wichtig den Händlern eine Zukunft hier in Sendling ist", sagt Christian Kieslinger, Geschäftsführer und Gesellschafter der Firma Früchte Feldbrach GmbH, die seit mehr als 20 Jahren am Großmarkt ansässig ist.

"Für die von uns vertretenen Gärtner ist ein anderer Standort als hier in Sendling keine Option. Wir wollen und werden der Politik deutlich machen, dass es sich bei dem Großmarkt um ein einmaliges Wirtschafts- und Kulturgut handelt. Selbst im europäischen Kontext suchen die hier in mehr als 100 Jahren entstandenen Strukturen Ihresgleichen", sagt Christian Waibl, erster Vorstand von der Erzeugergemeinschaft der Gärtner.

Bewusstsein wecken für das, was man hat

Die Mehrheit der Händler am Großmarkt ist für den baldigen Neubau einer Großmarkthalle am traditionsreichen Standort in der Schäftlarnstraße. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, haben sich Händler, Erzeuger und Betreiber zur Standortinitiative "Großmarkt in Sendling. Jetzt." zusammengeschlossen. Ziel ist, Fraktionen, Stadträten und auch Münchnern die Bedeutung des gewachsenen Areals bewusst zu machen. Die Werkleitung der Markthallen München hatte bereits vor fünf Jahren in einem Positionspapier aus Betriebssicht zur Zukunftssicherheit des Standortes klar geäußert: "Nachhaltigkeit und Beständigkeit in der Lebensmittelversorgung sind genauso essentiell wie eine eigene Strom- und Wasserversorgung."

Zügigen Neubau sicherstellen

Laut Positionspapier ist die Großmarkthalle Versorger von rund 1,5 Millionen Menschen, 30 Wochenmärkten, 200 Händlern und vier Lebensmittelmärkten – darunter des traditionsreichen Viktualienmarktes oder des Elisabethmarktes, die beide zugleich Touristenmagnete sind. Am Standort agieren mehr als 300 Firmen mit über 2.500 direkten Arbeitsplätzen.

Die Standortinitiative wünscht sich, dass sich der Stadtrat im Juli zur Sicherung des Standortes in Sendling bekennt. Dazu gehört unter anderem der zügige Neubau der Markthalle. "Die Händler benötigen die Zusage und Planungssicherheit", erklärt Andreas Buchner, Geschäftsführer der Hausladen Fruchthandelsgesellschaft mbH.

Fragen und Antworten

Wird die Belastung geringer?

Belieferung und Einkauf am Großmarkt finden ausschließlich mit Lkw und Pkw statt. Hohes Verkehrsaufkommen und Lärmbelästigung der Anwohner noch in der Nacht sind die Folgen. Kann ein Neubau die Belastung verringern?

Das sagt die Standortinitiative: Wo Handel ist, entsteht immer auch Verkehr. Das gilt innerstädtisch wie außerstädtisch. Außerstädtisch entsteht allerdings unter Umständen noch mehr Verkehr, denn immerhin müssen die Arbeiter zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Weit außerhalb ist zudem selten eine gute ÖPNV-Verbindung gewährleistet. Es ist zu erwarten, dass E-Sprinter und E-Lkw die Lärmbelästigung langfristig nach unten fahren werden. Durch die geplanten Maßnahmen am Großmarkt mit Andockschleusen und spezieller Beschichtung der innenliegenden Laderampen sowie Teilüberdachungen wird sich der Lärm verringern. Der Lkw-Verkehr wird nach aktuellen Planungen nicht mehr als bisher, er wird aber besser gelenkt. Die Neuordnung auf dem Großmarkt und der Neubau eines Terminals werden den Lärm um 40 Prozent reduzieren, weil Lärmschutzgebäude errichtet werden.

Sind die Kosten tragbar?

Ein neuer Großmarkt würde etwa 120 Millionen Euro kosten. Wird zuviel Geld für einen Neubau am alten Platz ausgegeben?

Das sagt die Standortinitiative: Auch ohne Neubau des Großmarktes würden Kosten - für die nötige statische Ertüchtigung - anfallen. Bis heute fließen jährlich hohe Summen für Instandshaltung in die alte Halle.

Man darf nicht vergessen, dass die in der Öffentlichkeit genannten Zahlen Risikoaufschläge beinhalten. Zudem müssen die Erträge aus freiwerdenden und damit vermarktbaren Grundstücken berücksichtigt werden. Hier können etwa 160 Millionen Euro erzielt werden. Damit wäre der Neubau der Halle gedeckt.

Wäre ein Abzug rasch möglich?

Gut die Hälfte der Hallenflächen sind langfristig vermietet. Deshalb kann die Stadt über die Großmarktflächen nicht frei verfügen.

Das sagt die Standortinitiative: Rund 50 Prozent der Hallenflächen sind an private Betreiber langfristig vermietet. Das ist vielen nicht bewusst. Viele Mietverträge haben Laufzeiten bis ins Jahr 2037 oder 2044. Die Stadt kann also nicht ohne Weiteres über diese Flächen verfügen und andere Nutzungen planen.

Die Standortinitiative

Händler, Erzeuger und Betreiber des Großmarktes in München haben sich zur Standortinitiative „Großmarkt in Sendling. Jetzt.“ zusammengeschlossen, um sich für den baldigen Neubau einer Großmarkthalle am traditionsreichen Standort in der Schäftlarnstraße auszusprechen. Die Standortinitiative möchte auf die Bedeutung des Großmarktes für den Stadtteil Sendling und München hinweisen. Dabei ist der Großmarkt in Sendling nicht nur regionale Vermarktungsplattform, sondern auch Integrationsmotor, Wirtschaftsfaktor und Kulturgut mit mehr als 300 Firmen und über 2.500 Arbeitsplätzen aus mehr als elf Nationen. Der Großmarkt in Sendling ist seit über 100 Jahren Umschlagplatz zwischen Erzeugern aus südeuropäischen und anderen Ländern sowie Einzelhändlern, Hotels oder Gastronomen und ermöglicht dadurch die Vielfalt an Obst, Gemüse und Blumen.


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