"Wir verlieren einen echten Freund"
Sendlinger SPD trauert um Ernst Dill
Am Dienstag, 1. Dezember, ist der langjährige Sprecher der SPD-Fraktion im Sendlinger Bezirksausschuss, Ernst Dill (74), in Folge eines Schlaganfalls unerwartet verstorben. Noch bis zu seinem Tod war er für die Sendlingerinnen und Sendlinger aktiv gewesen, nicht nur als Fraktionssprecher der SPD, sondern im Bezirksausschuss auch als Vorsitzender des Unterausschusses Planen – Bauen – Wohnen, dessen Vorsitz er seit 24 Jahren innehatte.
Gerade die Themen Mieten, Aufkauf von Wohnungen durch die Stadt München im Sinne der Erhaltungssatzung sowie das Thema Erweiterungsbau des DAV-Kletterzentrums standen bis zuletzt oben auf seiner Agenda. Sein plötzlicher Tod löst bei der Sendlinger SPD, aber auch weit darüber hinaus, tiefe Trauer aus. Er reißt eine große Lücke in die Sendlinger Politik, nicht nur für seine SPD-Fraktion, der auch der aktuelle Bezirksausschussvorsitzende Markus S. Lutz sowie Louisa Pehle, Philip Fickel, Dilek Bilenler und Wolfgang Treml angehören, sondern generell für Sendling und München.
Mit Ernst Dill verliert die Kommunalpolitik der Landeshauptstadt einen versierten und äußerst erfahrenen Politiker. Auch bei den Mandatsträgern der SPD im Münchner Süden, wie dem Landtagsageordneten und Mitglied der SPD Sendling, Florian von Brunn, sitzt der Schock darüber tief.
Ernst Dill gehörte dem Bezirksausschuss Sendling über 30 Jahre lang (seit Juni 1990) durchgehend an. Die meiste Zeit war er davon Fraktionsvorsitzender der SPD sowie 1. stellvertretender Bezirksausschussvorsitzender (bis April 2020). Für seine langjährige Mitgliedschaft im Sendlinger Bezirksausschuss wurde er 2002 mit „München leuchtet“ in Bronze, 2010 mit einer Dankesurkunde des Freistaates Bayern für besondere Verdienste der kommunalen Selbstverwaltung und 2015 für 24 Jahre im BA mit der Medaille „München leuchtet“ in Silber ausgezeichnet. Über viele Jahre übte Ernst Dill weitere Ehrenämter im Bezirksausschuss mit voller Energie aus: Er war Vorsitzender des Unterausschusses Verkehr (bis 2008), Seniorenbeauftragter (bis zuletzt), Denkmalschutzbeauftragter (bis zuletzt) sowie Beauftragter gegen Rechtsextremismus (bis April 2020).
In sein Ehrenamt konnte er auch sein juristisches Wissen als Rechtsanwalt stark einbringen, was besonders auch in Streitigkeiten mit Immobilienentwicklern, aber auch mit der städtischen Verwaltung dem Bezirksausschuss sehr half.
"Ein verlässlicher, aber auch mal kritischer Mitstreiter"
Auch die SPD Sendling und die SPD München verlieren mit Ernst Dill einen starken, verlässlichen, aber auch mal kritischen Mitstreiter. Ernst Dill gehörte seit 1995 durchgehend dem Vorstand der SPD Sendling an. Hier vertrat er die Interessen der BA-Fraktion und war für den Austausch zwischen der Parteibasis und der SPD-Fraktion zuständig. Für die SPD Sendling war er über viele Jahre als Delegierter auf unterschiedlichen Ebenen aktiv: vom Parteitagen bis zu Aufstellungskonferenzen konnte sich die Sendlinger SPD auf ihn verlassen.
Der Tod von Ernst Dill reißt eine riesige Lücke in die Arbeit der SPD Sendling vor Ort, aber auch in die Arbeit des Sendlinger Bezirksausschusses. Auch wenn es als Fraktionsvorsitzender dazugehörte, klar und auch kontrovers die Positionen der SPD im Sendlinger „Stadtteilparlament“ zu vertreten, war er auch kollegial und suchte intensiv die Kontakte mit den anderen Fraktionen im Sendlinger Bezirksausschuss, egal ob diese Partner waren oder in der Opposition. Die BA-Mitglieder konnten sich auf Ernst Dill verlassen und er hatte immer ein offenes Ohr. Die „Sendlinger Sache“ stand für ihn klar auf oberster Position.
„Mit Ernst Dill verlieren wir nicht nur einen Vollblut-Kommunalpolitiker, der sich parteiübergreifend für eine starke Sachpolitik für die Sendlingerinnen und Sendlinger einsetzte, mit ihm verlieren wir einen politischen Mentor sowie auch echten Freund“, so der Bezirksausschussvorsitzende und Vorsitzende der SPD Sendling, Markus S. Lutz. „Ernst Dill rettete hunderte Mieterinnen und Mieter vor der Gentrifizierung, veranstaltete regelmäßig Mietersprechstunden im SPD-Bürgerbüro von Florian von Brunn, er kümmerte sich um das alte Dorfkernensemble rund im Sendlinger Kirche und den Stemmerhof und er kämpfte bis zuletzt gegen den Rechtsradikalismus.“
Ernst Dill ist einer der Wegbereiter der Fachstelle für Demokratie der Landeshauptstadt München. Ihm ist es unter anderem zu verdanken, dass alle Bezirksausschüsse in München Rechtsextremismusbeauftragte einsetzen können. Denn der Kampf gegen den Rechtextremismus und gegen Menschenfeindlichkeit begann für ihn vor Ort, in den Stadtbezirken.
Mit seinem Tod war Ernst Dill exakt 45 Jahre Mitglied der SPD gewesen. Er trat am 1.12.1975 in die Partei ein und war seit den 1980er Jahren durchgehend ein aktives Mitglied. Aber nicht nur parteipolitisch setzte er starke Akzente, auch zu Themen der Stadtgestaltung setzte er sich münchenweit ein. Hier war er viele Jahre im Münchner Forum als Mitglied beratend tätig. Natürlich standen hier die Sendlinger Themen, wie Erhalt der eiszeitlichen Hangkante als Merkmal in der Stadt sowie die Entwicklung des Großmarkthallengeländes im Vordergrund. Auch der starke Kontakt zu Initiativen und Vereinen vor Ort, wie der Sendlinger Kulturschmiede, der Verkehrsinitiative „Sendling unterwegs“ oder dem Alten- und Servicezentrum Sendling der AWO München waren ihm äußerst wichtig.
„Besonders seiner Familie und seinen engsten Freunden wünschen wir in diesen schweren Stunden viel Kraft“, so Markus S. Lutz.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH