"Wir suchen immer gute Kräfte!"
Arbeitsministerin überreichte IHK-Abschlüsse an 35 Absolventen
35 junge Leute haben im Berufsbildungswerk (BBW) und der Berufsschule der Stiftung ICP ihren Ausbildung abgeschlossen. Sie alle haben eine Körperbehinderung – häufig gepaart mit einer Lern- und Sinnes-beeinträchtigung. Dass sie trotzdem einen anerkannten qualifizierten Abschluss geschafft haben, verdanken sie ihrem starken Willen und ihrer großen Motivation. Mit Arbeitsministerin Kerstin Schreyer, IHK-Präsident Eberhard Sasse, Arbeitsagenturchef Wilfried Hüntelmann, Vertretern aus der Wirtschaft und ihren Familien feierten die Absolventen ihren Erfolg.
In Selbstverantwortung leben
„Jetzt beginnt Ihre Zukunft“, beglückwünschte Anouschka Horn die Absolventen bei der Feier im ICP, bei der diese ihre IHK-Abschlüsse erhielten. „Heute sind Sie Sieger“, meinte auch Thomas Pape (Vorstandsvorsitzender der Stiftung ICP) zu ihnen, „vergessen Sie nie, wozu Sie in der Lage sind!“ Ihre Integration auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gehört nach Ansicht des Berufsbildungswerks Stiftung ICP München zu den großen Herausforderungen für die Zukunft. „Es muss ein inklusiver Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung entstehen“, meinte Pape.
Das Berufsbildungswerk ermöglicht jungen Menschen mit einer Körperbehinderung eine Berufsausbildung und damit die Vorbereitung auf ein Leben in Selbstverantwortung und Selbstständigkeit. Diesen oft schweren Weg sind die 35 Absolventen erfolgreich gegangen. Sie können nun u.a. als Zerspanungsmechaniker, Kauffrau für Büromanagement, Hauswirtschaftler, Drucker oder Fachpraktiker für Bürokommunikation in die Arbeitswelt starten.
"Die Absolventen sind gut"
„Was Sie geleistet haben, ist Wahnsinn“, würdigte Kerstin Schreyer die Leistung der jungen Leute. „Sie werden noch viel schaffen!“ Die Absolventen aus BBW und Berufsschule seien für den Arbeitsmarkt interessant. Im Arbeitsministerium sind z.B. 14 Prozent der Beschäftigten Menschen mit Behinderung. „Bewerben Sie sich bei den Behörden“, riet Schreyer den Absolventen, „wir suchen immer gute Kräfte!“
In den vergangenen zehn Jahren habe man die Zahl von Beschäftigten mit Behinderung im ersten Arbeitsmarkt um 50 Prozent steigern können. „Die Absolventen sind gut. Sie werden ihren Weg gehen“, so Schreyer. Man brauche aber auch Unternehmen, die ihnen die Chance dazu geben.
Einige solcher Unternehmen waren bei der Abschlussfeier anwesend, darunter Wacker Chemie, Allianz, Flughafen GmbH und Bergader Privatkäserei, so dass an diesem Abend nicht nur die Leistung der Absolventen gelobt und gefeiert wurde, sondern sicher bereits der eine oder andere nächste Schritt ins Berufsleben gelungen ist.
Suche nach dem passenden Arbeitsplatz
Bei der Suche nach einem passenden Arbeitsplatz werden die Absolventen auch in der Bewerbungsphase von ihren Ausbildern im BBW unterstützt. „Trotz gutem Abschluss ist es für unsere Absolventen nicht einfach, eine Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu erhalten“, weiß BBW-Leiter Wolfgang Heizer. „Obwohl unsere Absolventen sehr praxisnah ausgebildet werden, viele Praktika in Betrieben absolviert haben und sich dort auch bewährt haben, scheuen sich oftmals die Betriebe, junge Menschen mit Behinderung einzustellen.“ Völlig unbegründet, wie er meint, denn von Arbeitgebern, die BBW-Absolventen einstellten, bekomme er durchweg positive Rückmeldungen. Für die Absolventen ist ein Platz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sind die Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben.
Seit über 50 Jahren
Die Stiftung ICP (Integrationszentrum für Cerebralparesen, ehemals Spastikerzentrum) kümmert sich seit über 50 Jahren in ihren verschiedenen Einrichtungen um Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Cerebralparese (das ist eine frühkindliche Hirnschädigung, die sich z.B. in Bewegungsstörungen zeigt). Ein vielseitiges Betreuungsangebot für alle Lebensphasen stellt sicher, dass die Menschen mit Behinderung optimal gefördert werden, um sie beruflich sowie auch sozial zu integrieren. Im ICP an der Garmischer Straße, einer dieser Einrichtungen, erhalten rund 450 Kinder und Jugendliche eine ganzheitliche Förderung.
Chance auf dauerhafte Arbeit
Das Berufsbildungswerk (BBW) ist eine von mehreren Einrichtungen der Stiftung ICP München, in denen Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Cerebralparese optimal und ganzheitlich gefördert werden. Ziel des BBW im ICP ist es, die Auszubildenden durch geeignete Berufe, Lern- und Arbeitssituationen und durch eine enge Zusammenarbeit mit Kooperationsbetrieben individuell und praxisgerecht zu qualifizieren. Dies gibt den jungen Menschen die Chance auf einen erfolgreichen Ausbildungsabschluss und eine dauerhafte berufliche Arbeit.
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