"Wir freuen uns"
Na endlich: Nach 22 Jahren soll die Sendlinger Wüste bebaut sein
In 18 Jahren kann aus einem niedlichen Baby ein tatkräftiger Erwachsener werden, der lesen, schreiben und viele andere gar nicht so einfache Dinge kann.
Vor genau 18 Jahren - im Juli 2001 - mussten die letzten Nutzer das Bauzentrum auf dem Alten Messegelände räumen, denn das Gebäude wurde abgerissen. Schließlich wollte man hier eine neue Siedlung aus dem Boden stampfen. In den glanzbunten Broschüren, mit denen die Stadt damals für das Projekt warb, wurde die Wiederbebauung des Platzes, auf dem das Bauzentrum stand, schon für 2002 angekündigt. Doch während anderswo Menschen geboren und erwachsen wurden, geschah auf der Brache des Bauzentrums - nichts. "MK 6" nannten die Planer den Ladenhüter, der sich nicht an Investoren verkaufen ließ, "Sendlinger Wüste" die Anwohner, denen der Wind Sand, Staub und Dreck in ihre Wohnungen fegte.
Nun ist die Odyssee wohl zu Ende: Die GWG München, eine der städtischen Wohnungsgesellschaften, feierte den ersten Spatenstich für insgesamt 223 Wohneinheiten auf der Brache, die fast so groß wie ein Fußballplatz ist. Ein Mix aus Wohnen, Arbeiten und Nahversorgung soll hier im Frühjahr 2023 fertig sein. Dann werden 22 Jahre seit der Aufgabe des Bauzentrums vergangen sein.
Mischung für alle Bürger
Auf der „Sendlinger Wüste“ entstehen 223 Wohnungen, davon 56 Ein‐ und Zwei‐Zimmer‐Wohnungen für Auszubildende und städtische Dienstkräfte, 29 familiengerechte Wohnungen im "München Modell Miete" sowie 15 weitere Mietwohnungen. Im Sinne der "Münchner Mischung", bei der Lebensraum für alle Menschen geschaffen werden soll, errichtet die GWG zudem Wohnungen für betreutes Wohnen: 52 Apartments sind für den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) vorgesehen und 28 Wohnungen werden von der Münchner Aidshilfe verwaltet. Die Aidshilfe erhält zudem ein Büro vor Ort.
Erstmals errichtet die GWG München ein "Flexiheim" für zeitlich begrenztes Wohnen mit ca. 215 Schlafplätzen. Hinzu kommen eine Kindertagesstätte für zwei Gruppen sowie ein großer Supermarkt. In der eingeschossigen Tiefgarage werden ca. 160 Stellplätze untergebracht.
Die Architekten (Steidle Architekten Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH) haben eine durchgängige Blockrandbebauung mit fünf bis sechs Geschossen und einem erhöhten Kopfbau an der Pfeuferstraße geplant. Wege in den Innenhof an der Johannes‐Timm‐ und der Radlkoferstraße ermöglichen es Passanten, die Anlage zu durchqueren und verbinden die Wohnanlage mit der Umgebung.
Fast 30.000 Mietwohnungen
Derzeit bewirtschaftet die GWG München 29.700 Mietwohnungen und rund 650 Gewerbeeinheiten. Seit 100 Jahren bietet sie in der stetig wachsenden Stadt bezahlbaren Wohnraum für die Münchner an. Darüber hinaus engagiert sich das Unternehmen in der Stadtteilentwicklung, realisiert Wohnformen für alle Lebensphasen und ist dem Klimaschutz verpflichtet.
Das sagen die Verantwortlichen zu dem Vorhaben
"Andere haben es sich nicht zugetraut"
Christian Amlong, GWG-Geschäftsführer:
Das ist das komplexeste Projekt, das wir am Start haben. Andere haben es sich nicht zugetraut. Auch wir haben gezögert. Jetzt sind wir voller Elan dabei und bauen für untere und mittlere Einkommen.
"Eine Herausforderung"
Gerda Peter, GWG-Geschäftsführerin:
Das ist in jeder Hinsicht eine Herausforderung aufgrund der vielen verschiedenen Nutzungen. Dadurch wird es aber auch spannend!
"Wer sonst sollte es machen?"
Bürgemeisterin Christine Strobl:
Es war ein zähes Ringen um eine andere Form des Bauens. Ich danke dem Beziksausschuss, der hier so lange Druck machte. Es ist ein schwieiriges Projekt, aber wer sollte es denn machen, wenn nicht wir mit unseren städtischen Gesellschaften? Hier können wir Menschen unterbringen, die sich München sonst nicht leisten können. Ich will nicht in einer Stadt wohnen, in der nur noch Reiche in der Innenstadt wohnen können. Das wäre nicht mehr meine Stadt!
"Etwas Prägendes gestalten"
Markus Lutz, Vorsitzender des Bezirksausschusses Sendling:
Wir freuen uns sehr! Das Areal war ursprünglich für Büros und Gewerbe vorgesehen, wir haben 2011 angeregt, stattdessen Wohnungen zu bauen. Hier ergeben sich tolle Möglichkeiten, etwas Prägendes zu gestalten. Weit und breit fehlt an dieser Stelle ein Supermarkt. Der hier geplante wird einen großen Bedarf decken.
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