Wieviel Fest packt der Harras?
Bezirksausschuss stimmt Italienischem Markt mit knapper Mehrheit zu
Der Harras ist einer der zentralen Punkte Sendlings und seit dem Umbau längst von den Bürgern in Besitz genommen. Manches Fest wurde auf dem Platz bereits gefeiert, der Bezirksausschuss (BA) selbst veranstaltet einige davon. Aber wieviele Feiern und Veranstaltungen tun dem Platz und seinen Anwohnern gut? Nach wie vor streitet der Bezirksausschuss über das richtige Maß.
Ist der Spaß vorbei?
Jüngster Anlass dazu: der für die letzte Augustwoche geplante "Italienische Markt". Für Ernst Dill (SPD) war die Bewertung klar: "Das hat null Sendling-Bezug, das brauchen der Harras und Sendling nicht!" lehnte er den Markt ab. Er sprach sich gegen "noch mehr Kommerz am Harras" aus. Es sei ein lebendiger Platz entstanden - der Brunnen als "Kinderplanschbecken" sei ein Traum: "Wenn ich da einen Markt hinstelle, ist der Spaß vorbei!"
Gibt es "zwingende" Gründe?
Andreas Lorenz (CSU) wies auf die formale Rechtslage hin: Um den Markt untersagen zu können, benötige man zwingende Gründe. Die seien aber nicht gegeben. Ein solcher Ablehnungsgrund könne sein, dass es ein Zuviel an Veranstaltungen auf dem Harras gebe. Dieses Argument könne der BA jedoch nicht überzeugend vorbringen, da er selbst ja als Veranstalter von Festen auftrete. Der Marktbetreiber habe einen Anspruch darauf, dass die Stadt seinen Markt genehmige. Um diesen zu verhindern, brauche der BA bessere Gründe, sonst sei sein "Nein" eine allenfalls "deklaratorische Abstimmung". Die CSU habe aktuell nichts Grundsätzliches gegen einen "Italienischen Markt".
"Nicht jedes Türchen öffnen"
Allerdings gab es auch innerhalb der Fraktionen keine einheitliche Meinung. Heidemarie Simon (CSU) äußerte Bedenken gegenüber der Veranstaltung Ende August und führte die Beeinträchtigung der Anwohner ins Feld: "Wer 'ja' zum Italienischen Markt sagt, muss vier Wochen später auch zur nächsten Veranstaltung 'jJa' sagen", warnte sie. Ihr Rat: "Nicht jedes Türchen öffnen!"
Elisabeth Robles-Salgado (Grüne) meinte, dass man den Markt am Harras nicht brauche: "Wir haben doch nette kleine italienische Läden im Viertel!" Ein Markt am Harras nehme den Sendlinger Läden Geschäft weg - und den Bürgern ihren Platz. "Jede Veranstaltung nimmt dem Harras etwas", fasste sie zusammen.
"Es wird schwieriger"
Die Schaffung eines Präzedenzfalles bei einer Genehmigung des Marktes fürchtete Holger Glaeske (FDP): "Es wird immer schwieriger, 'nein' zu sagen!" Der BA wollte den Harras nie überfrachten, erinnerte er an grundsätzliche Beschlüsse. Der geplante Markt mit 15 Buden sei aber sehr groß und dauere zudem relativ lange. Eine Ablehnung dieser Veranstaltung bedeute keine grundsätzliche Ablehnung solcher Veranstaltungen für immer, aber man könne ja "mal kleiner anfangen", so Glaeske.
Vor der durch die Buden entstehenden Enge warnte auch Ernst Dill: wenn man den Markt genehmige, dürfe man die Buden nicht zu dicht am Brunnen aufstellen. Auch die großen Bänke sollten frei und zugänglich bleiben, ergänzte Bezirksausschussvorsitzender Markus Lutz (SPD). Mindestens drei Meter Abstand zu den Buden sei nötig. Beim Harras-Fest, das vor kurzem stattfand, habe man darauf nicht geachtet, räumte er ein.
Knappes Ja
Mit knapper Mehrheit (9 zu 7 Stimmen) sprach sich der Bezirksausschuss schließlich dafür aus, den Italienischen Markt am Harras zu genehmigen. Er forderte dabei aber, etwas weniger Buden (elf statt 15) zuzulassen und die Stände optisch schön und einladend zu gestalten.
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