Wer war Johann Clanze?
Schilder informieren über Namensgeber von Straßen
Sehr viele der Münchner Straßen sind nach Personen benannt. Allerdings wissen wir häufig gar nicht, wer der Namensgeber denn überhaupt war. Deshalb hat der Bezirksausschuss 7 Sendling-Westpark bereits vor einiger Zeit beschlossen, an einigen der Straßen im Stadtbezirk Schilder anbringen zu lassen, die den Straßennamen näher erklären. Tatkräftige Unterstützung erhielt der BA bei der Recherche vom Historischen Arbeitskreis Sendling und dessen Leiter Klaus Huber. In der vergangenen Woche war es endlich soweit: Das erste Straßennamen-Ergänzungsschild hat das Baureferat, zusammen mit Vertretern des Bezirksausschusses Sendling-Westpark, inzwischen an der Johann-Clanze-Straße (Ecke Johann-Houis-Straße) anbringen.
In Vertretung des BA-Vorsitzenden Günter Keller (SPD) brachte Hans Dusolt (Grüne), Vorsitzende des Unterausschusses "Soziales und Kultur", seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Namensgeber für einige Straßen in Sendling-Westpark nun aus ihrer bisherigen Anonymität hervorgeholt werden.
Todesurteil für den Aufständischen
Durch die Aufschrift erfahren wir nun, dass Johann Clanze ein Kurbayerischer Gardeoberleutnant war. In Ungnade bei der Obrigkeit fiel er, da er mit anderen den Bauernaufstand in Sendling in der Nacht zum 25. Dezember 1705 anführt hatte, weswegen er 1706 hingerichtet wurde. Rund 1100 Widerständler kamen bei der kriegerischen Auseinandersetzung dieser Nacht ums Leben, ebenso etwa 40 Angehörige der Reichsarmee, die den Aufstand blutig niedergeschlagen hatte.
Der Grund für den Widerstand: Der habsburgische Kaiser Joseph I quartierte Truppen in der Landeshauptstadt ein und erhöhte die Steuern drastisch. Im Herbst 1705 erfolgte eine Zwangsrekrutierung zum Militär im ganzen Kurfürstentum. Die Soldaten der kaiserlichen Administrationen gingen bei der Rekrutierung und dem Eintreiben der Versorgungsleistungen äußerst brutal vor. Vielerorts kam es zu Aufständen und Gewalttätigkeiten.
Allerdings war die Armee den Arbeitern und Bauern haushoch überlegen. Und selbst nachdem die Aufständischen sich ergeben und ihre Waffen niedergelegt hatten, ließen die kaiserlichen Offiziere die Rebellen an Ort und Stelle niedermetzeln.
Acht Namen – acht Lebensgeschichten
Insgesamt acht der personenbezogenen Straßennamen im Bezirk Sendling-Westpark sollen in naher Zukunft anhand von Info-Schildern näher erklärt werden, etwa die Passauer-, die Hirner- und die Heckenstallerstraße. Die Aufmerksamkeit auf sich lenken sollen zudem Hinweise auf besondere Verdienste von Münchner Bürger/innen und Lokalpolitiker, nach denen Straßen, Plätze oder Wege der Stadt benannt worden waren. Dazu zählen der bayerischer Sozialpolitiker und Staatsminister Albert Roßhaupter, die Stadträtin und Sozialpolitikerin Luise Kiesselbach, der langjährige BA-Vorsitzende Max-Seidl, sowie der Antifaschist und Münchner Stadtrat Adi Maislinger.
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