"Wer bin ich?"
Kunstmaler Otto Pavlicek erzählt von schwierigen Zeiten und schönen Erinnerungen
Otto Pavlicek ist als Maler und Schriftsteller bekannt geworden. Sein ganzes Leben wurde ihm das künstlerische Werken von seinem Vater verboten, doch er ließ sich nicht unterkriegen und hielt an seiner Leidenschaft fest. Der Donauschwabe wurde 1942 in der Tscherwanka im heutigen Serbien geboren. Mit 19 Jahren kam er mit seiner Familie nach Deutschland. Heute lebt er zufrieden mit seiner Frau und zwei Kindern in Sendling.
Sein aktuellstes Buch widmete er seiner Schwester Helene, die im Alter von zwei Jahren ihr Leben durch einen Unfall verlor. Das traumatische Ereignis prägte das Leben und die Werke des Kunstmalers. In seinem Buch greift Otto Pavlicek Impressionen aus seiner gesamten Kindheit auf. Viele Momente bleiben für ihn unvergesslich. Als Kind hat ihn oft das Gefühl der Angst heimgesucht. Qualen des Hungers oder Schläge des Vaters erschwerten das fröhliche Kindesdasein. Ständig war Otto Pavlicek auf der Suche nach sich selbst und einer Identität, die ihm die patriarchale Erziehung nicht bieten konnte. Bei vielen traurigen Ereignissen überwiegen dennoch positive Erinnerungen. Dazu gehören das Baden im örtlichen Kanal im Sommer, sowie das Eislaufen mit selbstgebastelten Schlittschuhen im Winter. Die traumhafte Landschaft der Tscherwanka und die Tiere auf dem Hof der Familie verschönerten den oft müßigen Alltag. Seine Freunde haben dem jungen Otto Pavlicek auch in den schwierigsten Zeiten Halt gegeben.
Eine besondere Beziehung hatte er zu seiner Schwester, obwohl er sie nie persönlich kannte. Nach ihrem Tod verspürte er eine tiefe Verbundenheit, die in seinem Buch eindrucksvoll zum Vorschein kommt. Über seine Gefühle schreibt er: „Wenn ich an Helene denke, fühle ich ihren Schmerz und ihren Atem in mir, ich identifiziere mich mit ihr. Sie war und wird ein Teil von mir sein." Daher kommt auch der Titel des Buches: „Helene, meine Schwester, das bin ich.“
Das Schreiben helfe, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die Ideen für die faszinierenden und teils schockierenden Geschichten zieht der Autor außnahmslos aus den Ereignissen seiner Kindheit. Für fiktionale Erzählungen ist dabei kein Platz. Eine Antwort auf die Frage "Wer bin ich?" hat Otto Pavlicek im Laufe seines Lebens gefunden, obschon ihn die traurigen Erinnerungen immer wieder daran zweifeln liesen.
Das Buch "Helene, meine Schwester, das bin ich" ist ab Oktober 2018 auf Deutsch erhältlich.
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