Weiter Tauziehen um Resi Huber
Darf eine Antifaschistin als Antifaschistin gewürdigt werden?
Der Streit, wie man am Resi-Huber-Platz an die 2000 verstorbene Namensgeberin erinnert, geht weiter. Die Stadtverwaltung plant eine Erklärungstafel mit dem knappen Satz "Resi Huber (1920-2000) half Häftlingen im KZ Dachau und riskierte dabei ihr Leben." Diese Formulierung beschloss auch der Ältestenrat (Stadtrat) 2014. Der Sendlinger Bezirksausschuss drängt dagegen auf eine umfassendere Würdigung Hubers als "Antifaschistin, Kommunistin und Friedenskämpferin". Hubers Lebensleistung solle nicht auf ihr mutiges Tun für die KZ-Häftlinge reduziert werden, argumentiert der Bezirksausschuss. Schließlich habe sich Huber nach dem Krieg ihr Leben lang gegen Faschismus eingesetzt.
Bürger wollen "lange" Erläuterung
Auf Vorschlag von Gabi Duschl hat die Sendlinger Bürgerversammlung im Herbst die ausführliche Beschilderung nach dem Vorschlag des Bezirksausschusses empfohlen. Das städt. Kommunalreferat sieht dennoch keine Veranlassung für eine neue Entscheidung oder für eine Änderung seiner bishergen "Kurzfassung".
Damit hat das Kommunalreferat erhebliche Verärgerung im Bezirksausschuss (BA) Sendling ausgelöst. Die Sendlinger monieren, dass das Kommunalreferat in seiner aktuellen Ablehnung mit falschen Angaben argumentiert: So behauptet es, den Antrag habe ein Mitglied des Bezirksausschusses in die Bürgerversammlung eingebracht. Das ist allerdings nicht wahr: Gabi Duschl gehört nicht dem BA an.
Anhörungsrecht übergangen?
Das Kommunalreferat erklärte zudem, es gebe keinen erneuten Handlungsbedarf, weil ja der Ältestenrat vor vier Jahren schon eine Entscheidung getroffen habe. Auch hier hält der BA die entsprechende städtische Satzung dagegen: Die Empfehlung der Bürgerversammlung habe dazu geführt, dass das Thema erneut behandelt werden müsse, erklärte Ernst Dill. Dazu gehöre auch, dass der Bezirksausschuss sein Recht auf Anhörung wahrnehmen könne.
"Das Kommunalreferat verstößt dreist und frech gegen die BA-Satzung", so Dill, "es hat hier schlampig gearbeitet." Einstimmig widersprach der Bezirksausschuss der Haltung des Kommunalreferats und forderte sein Recht, angehört zu werden, ein.
Wer war Resi Huber?
Resi Huber wurde am 13. Dezember 1920 geboren. Nachdem sie ihre Arbeitsstelle verloren hatte, wurde sie eine der Zivilangestellten in der "Plantage", einer SS-Versuchsanstalt des Konzentrationslagers Dachau (Kräutergarten). Dort schmuggelte das "Wild-Reserl" Lebensmittel, Medikamente, Briefe und sogar Messutensilien zu den Gefangenen, obwohl darauf die Todesstrafe stand. "Ich hab da doch nicht einfach wegschauen können", erzählte sie später.
Nach dem Krieg trat Resi Huber der KPD und nach deren Verbot 1968 der DKP bei. Sie war für die "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes" tätig, in der sie bis zu ihrem Tod Mitglied im Münchner Kreisvorstand war. Die Antifaschistin berichtete in Münchner Schulen und auch in der Sendlinger Kulturschmiede von den Schrecken der NS-Zeit. Die für ihre Zivilcourage hochgeachtete Resi Huber lebte über 50 Jahre in München und engagierte sich kommunalpolitisch für Sendling; so kämpfte sie z.B. gegen Lärmbelästigung und gegen Gefahrguttransporte auf dem Mittleren Ring. Sie starb am 22. März 2000 im Alter von 79 Jahren.
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