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"Was Hübsches"

Erweiterter Denkmalschutz als "Bisschen-Bremse"?

Nicht nur Halle 1, sondern der Großmarkt einschließlich der Sortieranlage steht nun als Ensemble unter Denkmalschutz. (Bild: ks)

In einer sich ständig verändernden Stadt ist es mitunter schwer, die eigenen Wurzeln zu erhalten oder zumindest architektonisch sichtbar bleiben zu lassen: Im Sendlinger Ortskern ist mit alter Kirche, Stemmerhof und Schule immer noch das ursprüngliche Dorf aufspürbar.  Manche Bausünde und wenig behutsam gestaltete Gebäude haben diese Verbindung zwischen Gegenwart und Vergangenheit jedoch an vielen Stellen der Plinganserstraße gekappt.

Der Sendlinger Bezirksausschuss (BA) hat mit etlichen Anträgen über Jahre hinweg versucht, die Identität des Viertels zu bewahren - indem er sich für den Erhalt des Dorfkernesembles (dieses wurde 2007 vom Landesdenkmalrat in Frage gestellt) und die Sichtbarkeit der eiszeitlichen Hangkante stark machte. Bei der Hangkante waren die Bemühungen vergeblich - mit dem neuen (wichtigen, aber eher einfallslosen) Clearinghaus wurde einer der allerletzten Abschnitte in Sendling, wo die Hangkante ehedem frei zugänglich war, zugebaut.

Erfolgreich war der BA hingegen beim Ortskern: Das Landesamt für Denkmalschutz hat - zehn Jahre nach den ersten BA-Anträgen dazu - empfohlen, den Ensembleschutz für den Ortskern aufrechtzuerhalten. Der Landesdenkmalrat hat diese Empfehlung bereits umgesetzt und den Ortskern mit alter Kirche und Stemmerhof in den bayerischen Denkmal-Atlas eingetragen.

Großmarkt jetzt doch unter Ensembleschutz

Als "große Freude" wertete Ernst Dill diese Entscheidung im BA, "das ist was Hübsches!" Er konnte zudem von einem zweiten Erfolg berichten: Auch die Sortieranlage wurde unter Denkmalschutz gestellt. Nachdem sich das Landesamt vor drei Jahren noch skeptisch gezeigt hatte, weil an der Anlage so viel "herummodernisiert" worden sei, dass sie des Schutzes nicht würdig sei, hatte Dill mit einem Folgevorstoß nun Erfolg. Die Sortieranlage und alle anderen historischen Gebäude des Großmarktes wurden mit Fruchthof, St. Korbinian und Gotzingerschule unter Ensembleschutz gestellt. Dill dankte der Initiative "Lebendige Sortieranlage" und der Kulturschmiede, die sich zusammen mit dem BA für diesen Schutz eingesetzt hatten.

Hilfe bei der Verteidigung

Beide Schutzmaßnahmen seien zwar keine Garantie für einen dauerhaften Erhalt, sie bieten aber eine Hilfestellung in künftigen Diskussionen und seien möglicherweise ein "bisschen Bremse" gegen weitere "Allerweltsarchitektur", meinte Dill. "Mit diesen beiden Ensembles könnte es vielleicht doch gelingen, in den kommenden Auseinandersetzungen darum, wie wir in Sendling leben wollen, ein Stück Sendlinger Identität zu retten", fuhr er fort "- wenn das Großmarkthallengelände neu bebaut wird, wenn sich Grundstücksverwerter und Finanzinvestoren die Filets geteilt haben und wenn sich der Gasteig an der Hans-Preißinger-Straße breit gemacht hat." Der Ensembleschutz solle ein Ansporn sein, das Viertel "gegen Bauwilderer, Vernachlässiger und Egal-wie-Modernisierer" zu verteidigen.


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