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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Warum wurde die Radlspur zwischen Bussen und Fahrbahn aufgemalt?
Leser Walter Kail schreibt zum Umbau der Albert-Roßhaupter-Straße:
Für manche Bürger ist die Umgestaltung des Harras ein "gelungenes Projekt". Für mich ist der Umbau eine Fehlplanung. Seit der Platz "Am Harras" und die drei anschließenden Hauptstraßen umgebaut werden, meide ich diesen Bereich soweit es geht. Es reicht mir schon, dass ich öfter untertags an der Sylvensteinstraße mit dem Fahrrad die bis in den Brudermühltunnel reichende Autoschlange queren muss (wie quert man auf der Rad- und Gehwegfurt die Kreuzung, wenn ein Gelenkbus über drei Grünphasen dort in Richtung Harras warten muss?).
Nun musste ich mal wieder von der U 6 in den 53er Bus umsteigen und konnte aufgrund der staubedingten Zeitdifferenz den Umbau der Albert-Roßhaupter-Straße zwischen Meindl- und Passauer Straße studieren. Das veranlasst mich, folgende Fragen zu stellen:
Was hat die Planer veranlasst, den Radweg als "aufgemalte Fahrradspur" zwischen den Bus-Haltebuchten und der Fahrbahn anzuordnen, so dass jeder Linienbus (sechs Linien) je Richtung zweimal die Radspur kreuzen muss?
Nach den geltenden Verkehrsregeln hat meines Wissens der abfahrende Linienbus Vorfahrt auch gegenüber den Radfahrern auf der "aufgemalten Spur". Glauben die Planer, dass die Radfahrer, von denen sowieso viele die Vorschriften ignorieren, und andere, die sich hier auf einem sicheren Radweg wähnen, diese Vorfahrt gewähren?
Wie viele Radfahrer werden unter einem Linienbus enden?
Die Busfahrgäste sollten sich bei der Abfahrt besonders gut festhalten, denn die bedauernswerten Busfaher werden überdurchschnittlich oft Notbremsungen durchführen müssen.
Werden die Planer zur Verantwortung gezogen, wenn Radfahrer oder Businsassen durch diese unsinnige Verkehrsführung zu Schaden kommen?
Meines Wissens haben radfahrende Kinder den Gehweg und begleitende Erwachsene den Radweg zu benutzen. Welche Panik wird bei den Kindern und ihren Begleitern ausbrechen, wenn sie auf der Länge von sechs Bussen (davon fünf Gelenkbusse bzw. Buszüge) getrennt, ohne Sichtkontakt fahren müssen?
Warum wurden die Haltestellenbuchten und die Warteinseln mit Wartehäuschen nicht um die Radwegbreite zur Fahrbahn verschoben und die Radwege hinter den Wartehäuschen vorbeigeführt, wie es bei vielen anderen MVV-Haltestellen üblich ist und ganz in der Nähe an der Haltestelle Baumgartnerstraße gerade durch Umbau realisiert wird?
Der Umbau des Harras und der abgehenden Straßem scheint mir ein "verkehrstechnischer Großversuch" der Stadt München auf Kosten der Bürger zu sein. Eine kostspielige Nachbesserung ist vorauszusehen.
"Gefahren vermeiden"
Das Baureferat erklärt die Frage nach der Radlspur mit dem Hinweis auf den Beschluss, den der Stadtrat 2011 zum Umbau der Albert-Roßhaupter-Straße getroffen hat:
Die Planer wollten vor allem Konflikte zwischen Rad- und Fußverkehr an den stark frequentierten Bushaltestellen verhindern: "Der abmarkierte Radfahrstreifen wird im Bereich der Bushaltestellen zwischen Fahrbahn und Bushaltestelle geführt", heißt es in dem Stadtratsbeschluss, "der Gefahrenpunkt, der vor allem zwischen aussteigenden Busfahrgästen sowie Radfahrerinnen und Radfahrern besteht, wird damit vermieden."
In Abstimmung mit Kreisverwaltungsreferat und MVG und den beiden Bezirksausschüssen Sendling und Sendling-Westpark entschied man sich damals für die vollständige Trennung von Rad- und Gehweg.
Die Bushaltestelle an der Bahnunterführung ist wegen ihrer Größe, der Fahrgastzahlen und ihrer Bedeutung als Umsteigehaltestelle in keiner Weise mit anderen Haltestellen, wie z.B. der Baumgartnerstraße vergleichbar, ergänzt das Baureferat.
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