Voll integriert
Farsana Q. hat ihren (Arbeits-)Platz gefunden
Kein Schulabschluss, keine Deutsch-Kenntnisse: nicht gerade die besten beruflichen Voraussetzungen für eine junge Frau, die mit ihrer Familie aus Afghanistan nach München gekommen ist. Heute hat Farsana Q. neben dem Schulabschluss eine abgeschlossene Ausbildung und bäckt die besten Kuchen, die in der Snackbar "GaumenFreunde" in Thalkirchen und im Stehcafé des "kinderkram"-Ladens in Sendling zu haben sind. Ob in der Küche, an der Kasse oder im Kundenservice: Alles macht sie perfekt. Sagt Projektleiterin Susanne Schoch, die Farsana als Beispiel der erfolgreichen Integrationsarbeit der Social Sense gGmbH vorstellt. Allerdings kein typisches Beispiel, weil sie an keiner wie auch immer gearteten persönlichen Einschränkung leidet.
In die Kategorie "Frauen mit Förderbedarf" kann man sie trotzdem einordnen, denn ihre Geschichte geht so: Farsana ist 1982 in Afghanistan geboren und konnte dort die Schule nur bis zur 6. Klasse besuchen, danach haben die Taliban den Mädchen den Schulbesuch verboten. Ihr Vater unterrichtete sie zuhause weiter, doch da das Leben in Afghanistan generell immer gefährlicher wurde, flüchteten ihre Eltern mit ihr und ihren zwei Brüdern 2002 nach Deutschland. "Mein Vater war Rechtsanwalt beim Militär. Er sagte, Deutschland hat die besten Gesetze, deshalb sind wir hierher gekommen", erzählt Farsana.
Angepasste Arbeitszeiten
Was ihr an Deutschland am ungewöhnlichsten erschienen ist? "Die Sprache. Sonst eigentlich nichts." In München hat sie ihren jetzigen Mann kennen gelernt, der ebenfalls aus Afghanistan stammt. "Er hat mir beim Deutsch lernen sehr geholfen." Auch sonst hat sie sich sehr gut aufgenommen und unterstützt gefühlt: "Besser geht es nicht." Sie bekam zwei Kinder, ihre Tochter ist inzwischen neun, der Sohn sieben Jahre alt. 2009 begann sie ihre Ausbildung zur Dienstleistungshelferin Hauswirtschaft bei der Social Sense gGmbH, wo sie auch seit ihrem erfolgreichen Abschluss in Teilzeit beschäftigt ist. Die Arbeitszeiten nehmen Rücksicht auf das Familienleben: "Ich bin sehr glücklich darüber und es gefällt mir sehr gut." Ihr Mann macht zur Zeit eine Ausbildung im Einzelhandel, auch ihre Eltern arbeiten, den Brüdern geht es ebenfalls gut und beide werden bald Väter – also Kunden des "kinderkram"-Ladens werden.
Über die aktuelle Situation in ihrem Heimatland hält sich Farsana nicht auf dem Laufenden: "Mein älterer Bruder ist dort gestorben. Ich möchte nichts darüber hören."
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