Unbeschwerte Zeit schenken
Ehrenamtliche SkF-Paten begleiten Familien im Alltag
"Mir wurde vieles in die Wiege gelegt, in meiner Familie hat alles gut funktioniert", erzählt Manuel Gerstner. Seit zwei Monaten begleitet der junge Softwareentwickler als Pate eine andere Familie. Warum tut er das? "Ich hatte Glück, das hat nicht jeder", erinnert er sich an seine eigene Kindheit, "vielleicht kann ich davon etwas weitergeben".
"Es hat einfach gepasst"
Über die Agentur Tatendrang fand er zum Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), der drei unterschiedliche Patenschaftsbereiche für Familien unterhält. "Das hat für mich einfach gepasst", freut sich Gerstner über seinen ehrenamtlichen Einsatz.
Drei bis vier Mal im Monat, meist am Wochenende, besucht er sein Patenkind, einen Jungen. "Am liebsten mag er, wenn wir irgendwohin gehen und etwas unternehmen." Manche Tage verbingen die beiden aber auch "ganz normal". Der Patenbesuch soll nicht das Highlight der Woche sein. Wichtiger ist: Das Kind soll jemanden haben, mit dem es vielleicht auch über Dinge reden kann, die man nicht unbedingt mit den eigenen Eltern bespricht.
Wenn Probleme über den Kopf wachsen
Nichts ist schöner, als wenn ein Baby in eine Familie hineingeboren wird. Aber das Leben mit einem Kind bringt auch viele Herausforderungen mit sich. Familien sind gefordert und der Alltag scheint Eltern manchmal über den Kopf zu wachsen. Kommen weitere Belastungen wie finanzielle Sorgen oder Erkrankungen hinzu, können schnell kritische Situationen entstehen.
Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) unterstützt Münchner Familien, indem er Kinderpatenschaften (für Kinder von psychisch erkrankten Eltern) und Familienpatenschaften (für Familien in belastenden Lebenssituationen, z.B. für Alleinerziehende) vermittelt. Die ehrenamtlich Engagierten stehen den Familien oftmals zusätzlich zu einer professionellen Hilfe zur Seite. Derzeit sind es insgesamt über 70 Patenschaften.
"Älterer Bruder" sein
Pädagogische Erfahrung hat Manuel Gerstner nicht. Das ist keineswegs ein Nachteil: "Die Ehrenamtlichen haben eine andere Brille auf als Fachkräfte", weiß Katharina Ebert, die den SkF-Fachdienst Patenschaften leitet: "Paten haben ein anderes Nähe-Distanz-Verhältnis zu den Familien, sie können eine Beziehung ganz anders aufbauen." Ehrenamtliche bekommen von den Familien oft einen großen Vertrauensvorschuss. "Sie tun sich manchmal leichter, sich einem Paten anzuvertrauen, als einer hauptamtlichen Fachkraft", so Ebert. Die Ehrenamtlichen seien daher eine gute Unterstützung.
"Es geht um eine unbeschwerte Zeit", erklärt Manuel Gerstner die Funktion der Paten für die Familien, nicht um das "Defizit" der Betroffenen: "Die Familien stecken ja nicht ständig in der Krise!" Für sein Patenkind ist er "so etwas wie ein älterer Bruder".
Rückhalt und Begleitung
Das SkF-Team begleitet die Patenschaften fachlich und ist Ansprechpartner für Paten und Familien. "Wir klären, welches Engagement zu wem passt", erzählt Katharina Ebert. Besonders intensiv sind die Gespräche und Treffen am Anfang einer Patenschaft: "Wir möchten sehen: Läuft eine Patenschaft in die richtigen Bahnen? Ist der Funke übergesprungen?"
Ein Pate soll "seine" Familie schließlich längerfristig begleiten. "Wir wollen zuverlässige Bezugspersonen vermitteln", so Ebert. Es wird daher darauf geachtet, dass der Pate in einem stabilen Umfeld lebt.
Besondere Kenntnisse braucht er nicht, wohl aber Offenheit und Wertschätzung für die Lebenswelt der Familie. "Es muss einfach zusammenpassen" - Interessen und verfügbare Zeit müssen auf beiden Seiten stimmen.
Regelmäßig treffen sich die Patenschaftskoordinatorinnen mit den Paten. Dabei werden zum Beispiel Themen wie interkulturelle Kommunikation besprochen. "Ich bin ja kein Pädagoge", meint Manuel Gerstner, "wenn etwas über meine Erfahrungen hinausgeht, habe ich beim SkF Ansprechpartner".
Brücken nach außen bauen
Die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen funktioniert gut. "Es ist wunderbar, dass es Ehrenamtliche gibt", sagt Katharina Ebert. "Paten entscheiden sich ganz bewusst für ihre Aufgabe, sie sind Feuer und Flamme und äußerst motiviert." Deshalb können sie für Familien, die Unterstützung brauchen, stabile Bezugspersonen werden, so Ebert. Das Wichtigste, was Paten leisten, ist für sie: "Paten können für 'ihre' Familie Brücken nach außen bauen!"
Wer möchte Pate werden?
Der Sozialdienst kath. Frauen (SkF) e.V. München ist ein Frauenfachverband, der sich seit über 110 Jahren für Frauen, Familien und Kinder in Notlagen engagiert. Ein zentrales Arbeitsprinzip des SkF ist die Kooperation von Haupt- und Ehrenamtlichen. Derzeit sind rund 300 Ehrenamtliche im Verband engagiert. Der SkF sucht Freiwillige für die Begleitung und Betreuung von Frauen und Familien in Notlagen.
Kontakt: Sozialdienst katholischer Frauen e.V., Katharina Ebert, Tel. 089 / 55981172.
Info: www.skf-muenchen.de.
Pate gesucht
Eine marokkanisch-italienische Familie wünscht sich Unterstützung in der Begleitung des vierjährigen Sohnes (Fußballspielen, Schwimmen). Sie sucht einen Paten, der bei der Gestaltung des Lebensalltags (Kultur "dolmetschen") hilft. Die Familie kam vor fünf Jahren nach Deutschland. Die Eltern haben nur geringe Deutschkenntnisse und wenig soziale Kontakte im Umfeld. Neben dem vierjährigen Jungen gehören Zwillinge (ein Jahr alt) zur Familie.
"Ich bin froh"
Wie erlebt eine Familie "ihren" Paten? Eine Sendlinger Mutter, für deren Sohn der SkF einen Paten gefunden hat, erzählt:
Wie haben Sie vom Patenschaftsprojekt des SkF erfahren?
Über die Pädagogin aus der Ambulanten Erziehungshilfe.
Wie oft pro Monat (pro Woche) kommt der Pate zu Ihnen?
Der Pate trifft sich einmal jede Woche mit meinem Sohn.
Wobei unterstützt Sie der Pate?
Der Pate unternimmt immer etwas Schönes mit meinem Sohn.
Was bedeutet Ihnen diese Unterstützung?
Ich bin als Mutter dankbar für die Entlastung, weil ich dann ein kleines bisschen Zeit für mich habe. Mein Sohn hat in dem Paten einen "vernünftigen" Ansprechpartner, mit dem er gut Themen bereden kann, die für Jungs in seinem Alter typisch sind. Ich bin froh, wenn mein Sohn bei den Dingen, die er mit seinem Paten in der Freizeit unternimmt, Spaß haben kann und eine schöne Zeit erlebt.
Patin gesucht
Für die bald elf Jahre alte Tochter der Familie wird eine junge Frau als Patin gesucht. Das Mädchen spielt gern Gesellschaftsspiele und Kartenspiele wie Tabu und ist auch gerne draußen unterwegs (z.B. zum Federballspielen und Eis essen).
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