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"Umdenken" einmal abgelehnt, einmal gefordert

Bürger stehen hinter "ihrem" Großmarkt in Sendling und wollen Volkstheater dort haben

Markthallen-Chef Boris Schwartz (rechts) und Markus Lutz (Vorsitzender des Bezirksausschusses) bei der Sendlinger Bürgerversammlung. (Bild: job)

Die Sendlinger wollen ihren Großmarkt im Viertel behalten. Bei der Bürgerversammlung lehnten sie den Antrag von Dirk Wiedebusch ab, der noch einmal die Verlagerung des Großmarktes aus dem städtischen Bereich vorschlug.

"Städtebauliche Sünde"

Den geplanten Neubau der Halle könne man besser für den Stadtteil nutzen, so Wiedebusch. Der vorgesehene Neubau an der Thalkirchner Straße wäre als Sperrriegel eine "städtebauliche Sünde". Wiedebusch rechnete vor, dass mit einem Verkauf des Geländes 1,2 Milliarden Euro zu erlösen seien. Dieses Geld könne man in neuen Wohnraum und mehr Grün or Ort investieren. Das Beispiel Frankfurt zeige, dass ein Großmarkt außerhalb der Stadtgrenzen funktioniere, meinte er. Weiterer Vorteil: Schwerlastverkehr müsse nicht in die Stadt fahren, wenn der Großmarkt außerhalb liege.

"Falsche Zahlen"

Markthallen-Chef Boris Schwartz hatte zuvor die Größenangaben und Erlös-Berechnungen Wiedebuschs als falsch und zu hoch kritisiert. Das Areal der Großmarkthalle umfasse nicht 400.000 qm, sondern nur 270.000 qm - und werde um etwa 30 Prozent kleiner werden. Auch das Beispiel Frankfurt hinke: Dort liege der Großmarkt keineswegs außerhalb der Stadtgrenzen. Freie Flächen für einen Großmarkt besitze München ohnehin nicht:  Wo es am Standtrand freies Gelände gebe, habe Wohnungsbau Priorität. "Es gibt in München für den Großmarkt kein alternatives Areal", unterstrich Schwartz und erinnerte an den Beschluss des Stadtrates. Dieser hat sich einstimmig auf das Fortbestehen des Großmarkts in Sendling festgelegt. Das mache durchaus Sinn, erläuterte Schwartz: Die Hälfte derGroßmarkt-Kunden komme aus München - z.B. Gastronomen und Obst- und Gemüsehändler in den Vierteln. Diese Vielfalt würde sonst wegbrechen, so der Markthallen-Chef. Zudem sichere der Großmarkt 3.000 Arbeitsplätze in München.

"Für ein Umdenken ist es nie zu spät!" unterstrich Dirk Wiedebusch, konnte die Bürger damit aber nicht überzeugen.

"Kathedrale des Volkes"

In Sachen Volkstheater wünschen sich die Sendlinger ein solches Umdenken dann aber doch: Gabi Duschl forderte, dem Volkstheater auf dem Großmarktgelände ein neues Zuhause zu geben. 1.000 Unterschriften habe man dafür bereits gesammelt. Der Stadtrat solle seinen Standortbeschluss vom Dezember 2014 (das Gremium hatte sich für den Viehhof als künftiges Volkstheater-Gelände entschieden) zurücknehmen, so Duschl. Die Bürgerversammlung stellte sich hinter diese Forderung. Das Volkstheater sei die beste aller möglichen Nachnutzungen für die denkmalgeschützte Halle 1, argumentierte Duschl. Diese Halle müsse für viel Geld ohnehin saniert werden - dafür könne man "gleich etwas Gescheites" machen und sie zu einer "Kathedrale des Volkes" werden lassen.

Für das Planungsreferat ist zwar auch der Großmarkt ein "denkbarer" Standort für das Volkstheater; bei den vier geprüften Alternativen hatte indes der Viehhof seine Nase vorn. Zudem besthet für das Theater Zeitdruck, einen neuen Platz zu finden, da es aus der Brienner Straße ausziehen muss. Das Großmarkthallengelände werde nicht so rasch neugestaltet, dass es rechtzeitig zur Verfügung stünde, erklärte das Planungsreferat.


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