Tunnel entlastet nicht alle
Die Ergebnisse der Lärmberechnungen rund um den Luise-Kiesselbach-Tunnel liegen vor
Neuralgische Stelle: Am Max-Seidl-Weg verläuft die Heckenstallerstraße - sowohl im Trog als auch oberirdisch. Sebastian Uhl, Anwohner des Max-Seidl-Wegs, fordert hier eine Lärmschutzwand. "Wie konnte es im Planfeststellungsverfahren durchrutschen, dass hier eine aktive Schallschutzmaßnahme erforderlich ist?", fragt er. (Foto: tab)
Das Thema Lärm hat den Stadtbezirk Sendling-Westpark fest im Griff. So begann auch die Sitzung des Bezirksausschusses (BA) 7 beim Tagesordnungspunkt "Bürgerinnen und Bürger haben das Wort" genau damit. Sebastian Uhl, Anwohner des Max-Seidl-Weges, forderte stellvertretend für die Nachbarschaft eine Lärmschutzwand. Man sei mit der Situation nicht zufrieden. "Wir haben hier wunderschöne Gärten, die aber vom Lärm stark beansprucht werden. Deswegen würden wir uns eine Lärmschutzwand wünschen", so Sebastian Uhl.
"Eine einfache Holzwand"
Dies müsse keine vier Meter hohe Wand in Glas-Alu-Variante sein. "Eine begrünte Holzwand würde uns reichen", sagte er und bat das Gremium, die Wand aus dem neuen Stadtbezirksbudget zu finanzieren. BA-Vorsitzender Günter Keller sicherte zu, den Antrag an das zuständige Referat weiterzuleiten. "Das ist der erste Antrag, der dem BA auf Grundlage des Stadtbezirksbudgets gestellt wird", sagte er.
Verkehrsmengen ermittelt
In der Sitzung ging es dann auch weiter mit dem Lärm, genauer mit dem Beschluss der Bürgerversammlung von 2016, in der Lärmmessungen im Umfeld des Luise-Kiesselbach-Tunnels gefordert worden waren. Dem BA lagen jetzt Berechnungen des Referats für Gesundheit und Umwelt vor. Allerdings hatten die Experten den Lärm nicht gemessen, sondern anhand von Verkehrszahlen berechnet. Ermittelt wurden die Verkehrsmengen vor dem Tunnelbau zwischen 2006 und 2007 sowie im Oktober und November 2017.
Im Bereich der Garmischer Straße zwischen Preßburger und Ehrwalder Straße ergaben die Berechnungen eine Verbesserung für die Anwohner. Rauschten vor dem Tunnelbau noch etwa 107.000 Fahrzeuge (davon 6.900 Schwerverkehr) hier entlang, waren es danach an der Oberfläche nur noch 12.000 (600 Schwerverkehr). Der Dezibelwert verringerte sich nachts von 65,8 auf 54,6.
17.000 Fahrzeuge täglich
Keine Entlastung ergibt sich für die Heckenstallerstraße zwischen Murnauer und Höglwörther Straße, wo der Verkehr in einem Trog tiefergelegt wurde. Hier ist der nächtliche Lärmpegel mit 65,0 Dezibel identisch geblieben. Unverändert auch die Situation in der Murnauer Straße. Wurden die Anwohner nachts mit 54,3 Dezibel vor dem Tunnelbau geplagt, steht diese Zahl danach auch unverändert. Pro Tag sind in diesem Bereich 17.000 Fahrzeuge (davon 900 Schwerverkehr) unterwegs.
Neben den Emissionspegeln, also dem von der Lärmquelle abgestrahlten Geräusch, wurden auch Immissionspegel, also das beim Empfänger ankommende Geräusch, gemessen. Dabei seien einzelne Gebäude in den umliegenden Straßen, insbesondere in der Murnauer und Höglwörther Straße, untersucht worden, heißt es in der Sitzungsvorlage. Und weiter: "Mit Ausnahme der Murnauer Straße wurden in allen anderen untersuchten Umgebungsstraßen nach Tunnelbau deutlich geringere Immissionspegel als vor Tunnelbau berechnet. In der Murnauer Straße treten nur sehr geringe Pegelminderungen auf, sodass die wahrnehmbare Lärmbelastung vor sowie nach Tunnelbau nahezu identisch ist." Damit sei auch der Emissionspegel in der Murnauer Straße gleich geblieben. Allerdings habe die Hintergrundbelastung durch den Mittleren Ring abgenommen, da der Verkehr zum Großteil im Tunnel bzw. Trog verlaufe.
"Keine Verschlechterung"
Besonders Gebäude nah am Mittleren Ring profitierten vom Tunnelbau. Gebäude direkt an der Murnauer Straße wiesen einen ähnlich hohen Lärmpegel auf wie vor dem Tunnelbau, da dort der Lärm der Murnauer Straße dominiere. Allerdings unterschreite der Lärm die für eine öffentlich geförderte Lärmsanierung notwendigen Grenzwerte von 67 Dezibel am Tag und 57 Dezibel in der Nacht. "Durch den Tunnelbau ist somit keine Verschlechterung der Lärmsituation in der Murnauer Straße eingetreten", heißt es.
BA-Vorsitzender Günter Keller wies darauf hin, dass auch Zählungen für den Luise-Kiesselbach-Platz erfolgt seien. "Die Berechnungen stehen aber noch aus", sagte er.
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