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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Trägt die Brücke über ein Dilemma?
Mehr Krippenplätze ohne Schaden für die Münsinger Wiese erhofft
Die Wiese an der Münsinger Straße verteidigen die Bürger im Viertel hartnäckig. Dort gibt es bereits zwei Kitas. Ein weiterer Bau ist für die Bürger tabu. Sie wollen die Grünfläche, auf der auch der Wagen der Wiesnwerkstatt seinen Platz hat, als Freiraum erhalten. Es gibt kaum einen anderen freien Platz im Viertel, den Jugendliche so nutzen können. Die Bürgerversammlung hat ebenfalls vor kurzem den Erhalt der Wiese und den Verzicht auf jede weitere Bebauung dort empfohlen. Ein „Dilemma“ nannte Jürgen Gerhards (SPD) im Bezirksausschuss 19 (BA 19) die Situation. Schließlich will niemand gegen Kitaplätze sein, aber eben auch nicht die wichtige Wiese opfern.
Die CSU im Stadtrat beantragte, einen alternativen Standort für die angedachte (und in ihren Augen dringend benötigte) dritte Kita zu suchen, um die Münsinger Wiese nicht weiter zu beeinträchtigen.
Auch die SPD vor Ort lehnt einen dritten Bau ab. Dennoch kam es in der Sache zu einem Streit bei der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses.
SPD sieht weg aus dem "Dilemma"
Die SPD schlug eine „Brücke“ vor, über die Kitaplätze geschaffen und zugleich ein dritter Bau vermieden werden könne:
Zunächst soll die temporär im Haus an der Kistlerhofstraße untergebrachten Kinder der Schaffhauser Krippe wieder an ihren alten Platz zurückziehen. Dann könnten die Gruppen aus der Münsinger Straße den freien Platz im Kistlerhofhaus nutzen. So wäre es möglich, den 20 Jahre alten Pavillonbau an der Münsinger Straße, der ohnehin hergerichtet werden müsse, neu zu bauen und aufzustocken. Im Ergebnis bekäme man 15 bis 20 mehr Kitaplätze, ohne Wiesenfläche aufgeben zu müssen. „Es wäre eine Kapazitätserweiterung ohne Schaden für die Grünfläche“, sagte Michael Kollatz (SPD). „Das ist eine gangbare Alternative“, ergänzte Jürgen Gerhards (SPD).
"Hier haben wir genügend"
Über diese „Brücke“ mochte die CSU indes nicht gehen. BA-Vorsitzender Ludwig Weidinger verwies auf die Bürgerversammlung, die den Bau einer dritten Kita auch mit dem Hinweis auf zusätzliche Verkehrsbelastung abgelehnt hatte. „Wenn wir aufstocken, ist unser Argument ‚zuviel Verkehr‘ hinfällig“, warnte er.
Kita-Plätze müsse man dort schaffen, wo sie wohnort- oder arbeitsplatznah seien. Im Quartier um die Münsinger Wiese sei man gut versorgt, zumal auf dem ehemaligen Eon-Gelände drei weitere Kitas entstehen. „Hier haben wir genügend“, so Weidinger. Man sei nicht gegen zusätzliche Krippenplätze. Stocke man aber an der Münsinger Straße auf, hole man Kinder aus anderen, unterversorgten Gebieten hierher – und damit ein hohes Verkehrsaufkommen.
"Sich selbst in den Rücken fallen"
Die SPD drängte auf eine schnelle Entscheidung, damit der Stadtrat ihren Vorschlag beim demnächst zu entscheidenden Schulbauprogramm berücksichtigen könne. „ Sonst geht erst in zwei Jahren wieder etwas“, meinte Monika Reim (SPD). Weidinger riet dagegen, „nichts übers Knie zu brechen“.
Anke Sponer warnte wie er, der SPD-Vorschlag führe das Verkehrsargument der Bürger „ad absurdum“. Die vorhandenen Krippen im Quartier seien nicht ausgelastet, private stünden gar leer. Der BA dürfe sich nicht unglaubwürdig machen, sondern solle vernünftig überlegen, was zu tun sein. Reinhold Wirthl (CSU) warnte gleichfalls, sich nicht mit eigenen Anträgen selbst in den Rücken zu fallen.“
"Es wäre vom Tisch"
Dorle Baumann (SPD) sieht keine „Verkehrs-Zwickmühle“. Sie erklärte, man könne einen Fußweg am Rand der Wiese anlegen, über den die Kinder von der Kistlerhofstraße zur Münsinger Kita gehen können – es werde also gar keinen zusätzlichen Verkehr in den engen Nebenstraßen geben. „Mit unserem Vorschlag wäre der unsägliche dritte Bau vom Tisch“, meinte Monika Reim (SPD). „Wir brauchen den Antrag und diese echte Alternative“, betonte Micky Wenngatz (SPD) .
Clauia Küng (CSU) erinnerte: Wir machen viel für kleine Kinder, aber das ist die einzige Wiese für Jugendliche zum Kicken. Wir sind mit Krippenplätzen ganz gut unterwegs, Machen wir an der Münsinger Straße doch etwa für Teenager!“
"Schuss ins Knie"
Als „Schuss ins Knie“, kritisierte Dorle B aumann (SPD) den Antrag der CSU-Stadträte, einen alternativen Platz für die dritte Münsinger Kita zu suchen. Es gebe schlicht keinen anderen Platz. Wenn man einen solchen suche, könne man am Ende nur die Münsinger Wiese finden. Deswegen könne eine weitere Bebauung der Wiese nur durch die Erweiterung der bestehenden Häuser verhindert werden. „Haben wir die se SPD-Alter n ative nicht, haben wir in 14 Tagen den dritten Bau“, fasste Henriette Holtz (Grüne) diese Befürchtung zusammen. In ihrem Antrag fordern die CSU-Stadträte allerdings ausdrücklich "einen anderen Standort in Obersendling".
Ja zur "Brücke"
Der Bezirksausschuss 19 entschied sich schließlich mehrheitlich für den Vorschlag der SPD, die Münsinger Kita aufzustocken.
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