Tanzen bis in den Morgen
Im Feierwerk feiert nicht nur die Jugend
Das Festival Make Or Break, das nun schon zum neunten Mal in Folge stattgefunden hat, lockte wieder sehr unterschiedliche Besucher auf das Gelände des Feierwerks in der Hansastraße 39. Quirliger Trubel herrschte schon in den frühen Abendstunden in der Biergartenlounge: da saßen an Bierbänken oder in kuschligen Strandkörben unter Plastikpalmen bei chilliger Beleuchtung, Punker, Rocker, alternative Barfußtänzer, Reggaefans, unauffällige Jeanshosenträger oder auch junggebliebene Ü40er. "Wir wollen Wohlfühlabende bieten", erklärt DJ Thomas Lechner von der Fachstelle Pop, der maßgeblich an der Organisation des Festivals beteiligt ist.
Buntlaute Wohlfühlatmosphäre
"Das Konzept des Make Or Break", so Lechner, "will zum einen unterschiedliche Geschmäcker bedienen. Zum anderen bieten wir auch Bands, die noch nicht mit Einzelauftritten Massen anziehen, Gelegenheit sich zu präsentieren." Entsprechend war auch die Bandauswahl bunt: Punk, Gothik, Metal, Reggae, Folk, Acoustic, Indie, Elektro oder auch Synthie-Pop wurde gespielt. In den acht Konzerten traten insgesamt 21 Bands auf, denn das Konzept des Make or Break sieht vor, immer auch mehrere Bands in einem Konzert zusammenzufassen.
Da spielten zum Beispiel am Donnerstagabend in der Kranhalle zwei bayerische Bands: "Manual Kant" aus Landshut in eigenwilligem Postpunk - und Indiestil und die Münchner Band "The King Of Cons X Lil`s", deren Indiestyle Richtung Folk geht. Neben den Konzerten gibt es auf jedem Make Or Break auch immer Partys in unterschiedlichen Styles. Am Freitagabend kamen beispielsweise in der Kranhalle Elektro-Fans auf ihre Kosten, während zugleich im Djungelpalast orientalischer Pop, der sofort zu kreisenden Hüftschwüngen verleitete, erschallte. Manch eine Tänzerin zog sich sogar die Schuhe aus.
Zum Einstieg ins Festival gab es wieder eine Plug-In-Smartphone-Party. Eine ganz neue Idee, die immer mehr Fans bekommt: jeder kann seine Musik mitbringen und diese wird dann über die große Profianlage abgespielt. Man muss nur eine Nummer ziehen, Smartphone bereithalten, anstöpseln beim DJ und schon geht ein Wunsch in Erfüllung. Insbesondere auch Flüchtlinge kamen, um die Möglichkeit zu nutzen, endlich einmal laut die eigene Musik zu hören. "Dieses Mal waren wir sogar in der größten Halle", so Thomas Lechner, der die Smarthphoneparty erfunden hat. Künftig werden die monatlichen Plug-In-Smarthonepartys, in der Hansa 39 stattfindnen. Die nächste ist am 26.Mai.
Förderung der Jungendkultur
Auf die Frage, warum das Festival sich schon jahrelang so großer Beliebtheit erfreue, nannte Thomas Lechner drei Gründe: erstens locke der freie Eintritt viele an, zweitens ist dadurch die Bereitschaft da, sich auch einmal Bands anzuhören, die man vielleicht noch nicht gehört hat, und drittens ist das Festival, trotz freien Eintritts, hochprofessionell aufgezogen mit einem Gesamtkonzept, das möglichst viele Leute erreichen will. "Die Besucher können zwischen verschiedenen Stilrichtungen wählen und unkompliziert von einem Konzert zum anderen wechseln. Man muss nicht einer Band stundenlang zuhören, weil man eine teure Karte bezahlt hat", so schildert Lechner die "Schnupperatmosphäre", die zudem auch noch dazu beiträgt, dass Besucher die Chance bekommen, ganz neue Töne kennenzulernen.
Dass das Festival in einer solchen Form stattfinden kann, dafür sorgt ein spezielles Förderprogramm der Stadt München und auch der Bezirksausschuss Sendling-Westpark, dessen Mitglieder sich auch jedes Jahr dort blicken lassen, bezuschusst das Make Or Break in der Überzeugung, damit einen sehr sinnvollen Beitrag für die Jugendkultur zu leisten.
Klicks auf Youtube helfen keiner Nachwuchsband
Die Bands, die auf das Festival eingeladen werden, sind übrigens alles Bands, die zuvor von einem professionellen Booking-Team des Feierwerks aktiv gesucht wurden. "Das Team hält das ganze Jahr über Augen und Ohren offen. In der U-Musik-Branche herrscht ein Überangebot und auch das ist eine Hauptaufgabe der Fachstelle Pop. Sie steht Nachwuchsband mit Rat und Tat beiseite. Nicht nur die technische Seite, sondern auch das Marketing wird ihnen zum Beispiel in Workshops vermittelt. „300 Klicks auf Youtube helfen keiner Nachwuchsband, zu einem Livekonzert genügend Besucher anzulocken. Da gehört ein ausgeklügeltes Marketing dazu. Ganz besonders in der heutigen Zeit, in der sich manch einer ganze Konzerte von Bands nur am Laptop anschaut“, so Thomas Lechner. Die Festivalbesucher des neunten Make Or Break waren am letzten Wochenende jedenfalls live dabei und vielleicht ist sogar die ein oder andere Münchner Nachwuchsband dazu animiert worden, alles zu tun, um auch einmal auf dem Make Or Break auftreten zu können.
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