Münchner Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Tanz und Meditation, Kampfkunst und Philosophie
Bunte Vielfalt beim Vesakh-Fest im Westpark
An die Geburt, die Erleuchtung (Nirwana) und das vollkommene Verlöschen (Parinirvana) des Buddha Siddhartha Gautama und damit an seinen Austritt aus dem Kreislauf der Wiedergeburt (Samsara) erinnert das Vesakh-Fest. Es ist das bedeutendste Fest im buddhistischen Jahreskalender, das Buddhisten in aller Welt feiern. Der Tag dient auch dazu, die gemeinsamen Wurzeln der unterschiedlichen buddhistischen Traditionen hervorzuheben.
Doch in den fernöstlichen Lehren finden sich auch für Christen wichtige Anregungen, wie der Prof. Dr. Karl Heinz Brodbeck, emeritierter Professor der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg und der Hochschule für Politik in München bei seinem Vortrag auf der Seebühne deutlich machte. Bekannt ist der Philosoph, Kreativitätsforscher, Ökonom und Wirtschaftsethiker durch seine Darstellungen über die illusorische Natur des Geldes und seine scharfe Kritik an den Praktiken des Finanzmarkts.
Von der Illusion des „Ich"
Doch als Illusion betrachtet Brodbeck auch das „Ich": „Es gibt nichts in uns, das dauerhaft oder gar unveränderbar wäre! Folglich suchen wir ständig nach Möglichkeiten, unser Ich zu bestätigen." Folge seien Gier, Aggression und Ich-Verblendung, die Buddha als die drei Geistesgifte bezeichnete.
Als Wege, diesen Gifte auszuweichen, nennt der Würzburger Professor Meditation und Kontemplation, aber auch die rechte Rede. „Nicht zu lügen kommt als moralische Vorstellung weltweit in allen religiösen und philosophischen Traditionen vor", betonte Brodbeck. Denn während Sprache die Menschen einer Gesellschaft verbindet, dividieren Lügen sie auseinander. Zur rechten Rede gehört darüber hinaus, darauf zu achten, andere mit dem Gesagten nicht zu verletzen. Machen wir uns zudem bewusst, wie sehr wie alle voneinander abhängig sind, gesellt sich eine weitere grundlegende Motivation hinzu: Mitgefühl. „Das alltägliche Sprechen in Wirtschaft und Politik ist durchsetzt mit Halbwahrheiten, Lügen und bewusster Manipulation", weiß der Wissenschaftler. Im Mitgefühl sieht Brodbeck demzufolge einen praktikablen Weg, um die Gesellschaft grundlegend positiv zu verändern.
Tänze voller Anmut aus Thailand und Tibet
Die eleganten Bewegungen des ganzen Körpers spielen harmonisch zusammen bei den Tänzen, die die deutsch-thailändisch buddhistischen Vereinigung Wat-Thai vorführte. Das „Licht der Laterne" (Säng Phrathib song sawang) ist ein moderner Tanz zur Verehrung Buddhas, indem dessen Lebensgeschichte erzählt wird.
Der Vajra Tanz, den zwölf Frauen und Männer der Dzogchen Gemeinschaft München auf einem großen fünffarbigen Mandala präsentierten, wird als Essenz aller Schulen des tibetischen Buddhismus und als direkter Weg zur spirituellen Verwirklichung betrachtet. Die Bewegungen sollen die Lebensenergie in Harmonie bringen und den Geist klären.
Die Gelassenheit eines Weisen durch Tai Chi
Tai Chi Chuan im Yang Stil, ausgeführt durch Schüler der Tai-Chi Schule München, beobachteten zahlreiche Besucher wie gebannt und in absoluter Stille im japanischen Garten. Faszinierend sind die weichen, fließenden Bewegungen voller Ausdruck und Schönheit.
Der Effekt von Tai Chi ist ein Gleichgewicht zwischen äußerer und innerer Bewegung, zwischen Yin und Yang. „Man wird stark wie ein Holzfäller", versichert Leiter Richard Sämmer, „gleichzeitig weich wie ein Kind." Was auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint, sind nur zwei Seiten einer Kunst: „Ist das Ende einer Bewegung klar, kann man während des Bewegungsablaufs loslassen. Die Bewegung wird dadurch absichtslos. Den einzelnen, erkannten Bewegung wird nichts hinzugefügt, nichts weggenommen. Dadurch entsteht innere Ruhe, man erlangt die sprichwörtliche Gelassenheit eines Weisen", erklärt Sämmer.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH