Steve McQueen am Esstisch
Maler und Lackierer zeigen ihre Semesterarbeiten
Für Thilo Herrmann war die Sache schnell klar: "Ich wollte die Automobilgeschichte ins Wohnzimmer holen", sagt der junge Mann. Thilo Hermann ist Absolvent der Städtischen Fachschule für Farb- und Lacktechnik München und hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit seinen Mitschülern das Thema für die diesjährige Semesterarbeit erhalten. Projektleiter Curt Goerz war wieder in sich gegangen und hatte schließlich die Aufgabe formuliert: "acht mal acht = polychrom". Da rauchten die Köpfe. Eine Schülerin und sieben Schüler machten sich an die Arbeit. Nun befinden sie sich im Endspurt, es geht um den letzten Schliff. In der Zeppelinhalle wird noch eifrig gearbeitet, denn ab 5. April werden die Arbeiten der Öffentlichkeit präsentiert.
"Gut im Rennen"
Die Automobilgeschichte holt sich Thilo Herrmann in Form von vier Stühlen ins Wohnzimmer, die im Stil der Pop-Art-Kunst gehalten sind. Sie alle stehen irgendwie in Bezug zum Rennsport. So erinnert eine Sitzfläche an den 1985 tödlich verunglückten Rennfahrer Stefan Bellof. Ein weiterer Stuhl ist dem Porsche 917/20 gewidmet, der dank seiner rosafarbenen Lackierung den Spitznamen "Die Sau" erhalten hatte. In Blau-weiß-gelb ist der Stuhl gehalten, auf dem das Gesicht des amerikanischen Schauspielers und leidenschaftlichen Rennfahrers Steve McQueen abgebildet ist. An alle vier Stühle kommen passenden Lehnen. "Einen Tisch gibt es natürlich auch dazu, aber das Hauptaugenmerk liegt auf den Stühlen", erklärt Thilo Herrmann während er eine Lehne putzt. "Mir war auch schnell klar, dass ich Möbel machten möchte." Er liege gut im Rennen, sagt der Absolvent der Fachschule mit Blick auf die bevorstehende Vernissage.
"Acht Schüler zeigen hier acht Arbeiten", sagt Curt Goerz. Aus dieser Zahl habe er das Thema entwickelt. "Polychrom bedeutet ja vielfarbig und dementsprechend sind vielfältige, bunte Semesterarbeit entstanden." Er freue sich wieder über so viel Kreativität, betont der Projektleiter.
"Grell, mit viel Farbe"
Für ein bekanntes Gesicht hat sich auch Rebecca Jüstel entschieden. Auf dem 80x120 Zentimeter großen Bild ist Michael Jackson zu erkennen. Die gelernte Gestalterin für visuelles Marketing hat zur Umsetzung ebenfalls die Kunstrichtung Pop-Art gewählt. "Bei dem Thema habe ich an die Vielfältigkeit der Zeiten gedacht und mir überlegt, wie ich das umwandeln kann. Es sollte grell werden, mit viel Farbe", sagt sie. "Michael Jackson steht für die 80er Jahre." Nach der Ausstellung wird das Bild in Rebecca Jüstels Wohnung aufgehängt.
Ein Blauopal und eine Honda
"Ich mag gerne Blautöne", sagt Franz Geisenhofer. Zuerst habe er nicht genau gewusst, was er machen solle, blickt er zurück. Aber dann habe sich die Sache mit dem Tisch entwickelt. "Wir haben zuhause ein Zimmer im Kolonialstil und ich dachte mir, da könnte ein Tisch ganz gut dazu passen." Die Tischplatte ist – ganz klar – in Blau gehalten. "Das ist die Imitation eines australischen Blauopals", so Franz Geisenhofer.
Eine alte Honda, Baujahr 1984, ist David Fleckensteins Hauptobjekt. "Sie steht allerdings noch zuhause und wird erst nächste Woche hierhergebracht", sagt er. Zuhause, das ist in der Nähe von Ingolstadt. David Fleckenstein zückt sein Smartphone und zeigt Aufnahmen des Motorrads. Er habe die Maschine zerlegt, restauriert und mit Chromlack lackiert, erklärt der Schüler. Er habe hier seine Leidenschaft mit der Semsterarbeit gut verbinden können. "Die Honda war dafür recht gut geeignet." Vor ihm auf der Werkbank liegen Bernsteinimitate. Jeder der Absolventen muss auch eine Edelsteinimiation abliefern. "Das ist noch nicht fertig, da kommt nochmal Klarlack drüber", sagt David Fleckenstein.
Lackiertes Instrument
Snowboard oder E-Gitarre? Diese Frage stellte sich Florian Herrmann. Schließlich bekam die E-Gitarre den Zuschlag. "Es ist ein schönes Thema, weil es bunt ist und man viel daraus machen kann", sagt er. Florian Herrmann bestellte sich einen Gitarrenbausatz aus dem Internet. "Ich spiele selbst klassische Gitarre. Eine E-Gitarre bietet sich zum Beschichten an", so der Schüler. Mehrere Lackschichten seien schon drauf, nun gehe es ans Zusammenbauen. "Das ist nochmal eine Herausforderung. Es muss alles passen und die Saiten müssen gespannt werden." Es sei wichtig, nichts zu überstürzen. Er habe es aber auch nicht eilig. "Ich bin gut in der Zeit."
Die Ausbildung
Die Schüler befinden sich im zweiten und somit letzten Ausbildungsjahr an der Städtischen Fachschule für Farb- und Lacktechnik München. Bald werden sie die Schule als staatlich geprüfte Farb- und Lacktechniker verlassen. Wer eine Ausbildung an der Schule machen möchte, muss eine abgeschlossene Berufsausbildung im Fachbereich Maler oder Lackierer sowie mindestens ein Jahr Berufserfahrung mit Gesellenbrief vorweisen können. Zum Inhalt gehören Fächer wie Mathematik, Chemie, Werkstoffkunde und Kalkulation. Da alle Inhalte der Meisterprüfung unterrichtet werden, haben die Absolventen zudem die Möglichkeit, auch die Meisterprüfung abzulegen.
Öffnungszeiten der Ausstellung
Die Vernissage ist am Freitag, 5. April, um 19 Uhr in der Zeppelinhalle (Hofmannstr. 42). Anmeldungen hierfür sind per Mail möglich an info@fachschule-muenchen.de oder per Fax an (089) 233 32811. Am Montag, 8. April, und Dienstag, 9. April, sind die Werke dann jeweils von 9 bis 17 Uhr zu sehen. Weitere Infos zur Städtischen Fachschule für Farb- und Lacktechnik gibt es unter www.fachschule-muenchen.de im Internet.
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