Staub wischen!
Die Eule-Orgel wird derzeit gereinigt und erweitert
Staub ist nicht gleich Staub. Besonders wenn es um Staub in Kirchen geht. Da gibt es nämlich einen famosen Unterschied zwischen katholischem und evangelischem Kirchenstaub. Wer hätte das gedacht!
Kirchenmusikdirektor Klaus Geitner steht in der Himmelfahrtskirche und blickt auf die imposante Eule-Orgel. Große Löcher klaffen in dem 26 Jahre alten Instrument, hunderte der 2.345 Orgelpfeifen sind bereits ausgebaut und hinter dem Altar gelagert. Der Grund dafür ist so einfach wie notwendig: Die Eule-Orgel wird gereinigt. Stichwort Staub. "Die Arbeiter, die das machen, haben gesagt, sie sind froh, dass sie es hier mit evangelischem Kirchenstaub zu tun haben", sagt Klaus Geitner. "In der Evangelischen Kirche gibt es nämlich im Gegensatz zur Katholischen keinen Weihrauch und weniger Kerzen. Deswegen ist der Staub auch lockerer." Wäre der Staub mit Ruß und Weihrauch versetzt, wäre er viel klebriger. Die Reinigung erfolge zum Teil per Hand, zum Teil mit einem Hochdruckreiniger. Ausgeführt wird das Ganze von der Firma Münchner Orgelbau. "Die Firma pflegt die Orgel schon seit gut 15 Jahren", sagt Klaus Geitner. Man habe sich nicht von der Firma Eule getrennt, weil man unzufrieden gewesen sei. Ganz im Gegenteil. Aber die Firma Eule Orgel habe ihren Sitz in Bautzen. "Das ist natürlich mit hohen Kosten verbunden, schon allein wegen der Anfahrt." So habe man sich für die Münchner Firma entschieden, die idealerweise auch noch in Sendling sei. "Natürlich lief das Entscheidungsverfahren über eine Ausschreibung", betont Klaus Geitner.
Kantor und Sachverständiger
Am 26. Juni 1994 wurde die Eule-Orgel in der Himmelfahrtskirche feierlich eingeweiht. Den Bau maßgeblich beeinflusst und veranlasst hat Klaus Geitner, der seit 1983 als Kantor und Organist an der Himmelfahrtskirche tätig ist. 1989 wurde diese Stelle in eine hauptamtliche Kirchenmusikerstelle im Dekanat München-Süd umgewandelt. 1990 gründete Geitner das Ensemble "Il concerto piccolo", das sich auf die Aufführungspraxis des 17. und 18. Jahrhunderts spezialisiert hat. 2007 wurde er zum Dekanatskantor berufen, 2009 folgte die Ernennung zum Kirchenmusikdirektor. Im Jahr 2015 wurde Klaus Geitner zum amtlichen Orgelsachverständigen durch den Landeskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern ernannt.
Runder im Klang
Klaus Geitner schwärmt von "seiner" Eule-Orgel. Ein hervorragendes Instrument sei es, und gerade am Anfang habe man viel Besuch von Interessenten aus anderen Kirchengemeinden gehabt. Die Eule-Orgel sei ein Vorzeigeobjekt gewesen. Ist es immer noch. "Im Grunde ist die Orgel gebaut wie vor 300 Jahren. Und wenn nichts passiert, also etwa ein Brand oder ein Wasserschaden, sollte sie auch in 200 Jahren noch funktionieren", sagt Geitner. Alle 20 bis 25 Jahre müsse ein Instrument dieser Größe gereinigt werden. "Es ist also höchste Zeit." Doch die Eule-Orgel wird nicht nur vom jahrelangen Staub befreit, sie wird auch um ein tiefes Register erweitert, das zwei Oktaven unter den bisherigen liegt. "Dadurch wird die Orgel aber nicht lauter, sondern runder im Klang", erklärt Geitner. Rund 38.000 Euro kostet die Maßnahme. "Das muss die Gemeinde selbst finanzieren. Aber weil wir wussten, dass das ansteht, haben wir das angespart", sagt Geitner stolz. Man habe nicht einmal den Bezirkausschuss um einen Zuschuss anfragen müssen. Zudem habe es Spenden gegeben. "Ein anonymer Spender hat das Register mit auf den Weg gebracht, das jetzt eingebaut wird." Läuft alles nach Plan, ist die Orgel am 1. März fertig.
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