Stadtgeschichte aus der Farbdose
Fußgängerunterführung an der Markomannenstraße neu gestaltet
Sie stammt aus dem Jahr 1966 und ist damit schon ordentlich in die Jahre gekommen: die Fußgänger- und Radlunterführung an der Markomannenstraße/ Einhornallee. Wirklich schön war sie zuletzt nicht mehr anzusehen. Doch jetzt wurde das Bauwerk aufgehübscht. Ein Stück Geschichte ist unter der Garmischer Autobahn lebendig geworden.
Erste Skizzen
Das Schloss Fürstenried, Szenen aus der Sendlinger Mordweihnacht, die Münchner Frauenkirche – diese Motive zieren seit kurzem die Unterführung. Ausgeführt hat die Gestaltung die Illustratorin und Filmemacherin Anna-Louise Bath "Fraubath" zusammen mit den Graffitikünstlern Morefines, Cemnoz, Flin und Black. Seit Herbst vergangenen Jahres wurde geplant. "Wir haben zunächst erste Skizzen gemacht und die Entwürfe im Bezirksausschuss vorgestellt", so Fraubath. Gemeinsam mit dem Gremium habe man das Farbkonzept entwickelt. "Anfang Oktober kam grünes Licht für die Umsetzung", so Fraubath.
"Hell und freundlich"
So ging es also noch vor dem Winter an die Gestaltung. "Es wurde dann aber recht schnell zu kalt. Das halten auch die Farbdosen nicht aus. Deswegen mussten wir pausieren und konnten erst dieses Jahr im Frühjahr wieder weitermachen", sagt die Künstlerin. Die Motivauswahl sei in in erster Linie mit dem Unterausschuss Soziales und Kultur und dessen Vorsitzendem Hans Dusolt entstanden. Und auch das Baureferat hat da natürlich ein Mitspracherecht, denn: "Wie immer in solchen Fällen, in denen es sich um Streetart auf Flächen von Bauwerken handelt, die im Unterhalt des Baureferates liegen, prüft das Baureferat zuvor das ausgearbeitete Konzept. Dabei sind folgende Vorgaben einzuhalten: Politische, obszöne, bizarre, kommerzielle und urheberrechtlich geschützte Inhalte dürfen nicht dargestellt werden. Außerdem soll die Gestaltung hell und freundlich wirken", erklärt Pressesprecherin Dagmar Rümenapf.
"Die Motivfindung muss im Zusamenhang mit der Unterführung Innerkoflerstraße gesehen werden", so Hans Dusolt. Dort sei die Anregung des Unterausschusses Soziales und Kultur gewesen, die Verbindung von der städtischen Wohnbebauung auf der Nordseite der Unterführung zum Sendlinger Wald im Süden künstlerisch darzustellen. "Da ja die beiden Unterführungen Innerkoflerstraße und Markomannenstraße zwei Parallelunterführungen unter der Garmischer Autobahn sind, haben wir uns entschieden, auch die Unterführung Markomannenstraße durch die Künstlerin Frau Bath und ihr Team gestalten zu lassen", erklärt der Vorsitzende des Unterausschusses.
Feuriges Pferdegespann
Bei der Unterführung an der Markomannenstraße sollte nun die Ost-West-Achse künstlerischen Ausdruck finden. Auf der Seite zur Stadt seien unter anderem die Frauenkirche, das Sendlinger Tor, die alte Sendlinger Kirche, und der Schmied von Kochel dargestellt. Auch die römische Zahl MDCCV, die für das Jahr 1705, das Jahr der Sendlinger Bauernschlacht, steht, sei abgebildet sowie ein Einhorn. "Das Einhorn war Bestandteil des Wappens der Familie Sentlinger, die Namensgeber unseres Stadtteils war", erklärt Dusolt. Auf der stadtauswärts gelegenen Seite finden die Besucher das Schloss Fürstenried und ein feuriges Pferdegespann, welches das Jagdschloss, das das Schloss Fürstenried einmal war, symbolisieren soll. "Meine Kolleginnen und Kollegen und ich finden die Gestaltung der Unterführung großartig", freut sich Hans Dusolt.
Rund 300 Quadratmeter, schätzt Fraubath, seien in der Unterführung bemalt worden. Hinzu kämen nochmal rund 80 Quadratmeter draußen. "Wir haben auch die Radlrampe bemalt", sagt sie. "Insgesamt haben wir etwa 900 Farbdosen verbraucht."
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