So funktioniert Vielfalt
So bunt bei dem im Jahr 2000 entstandenen Bayrischen Pilzbörse am großmarkt die Sortenvielfalt ist, so multi-kulti ist die Belegschaft des Unternehmens. „Wir haben 22 Mitarbeiter aus sechs Nationen“, erklärt Geschäftsführer Peter Hein stolz, dessen Büro an einem großen blauen Schild zu erkennen ist, auf dem „Anstaltsleitung“ steht. Augenzwinkern? Das können hier alle.
Für Hein ist klar, dass der Standort Großmarkt München erhalten werden muss. „Das ist der Bauch von München“, sagt er, "wir leben hier jeden Tag Multi-Kulti. Der Großmarkt ist ein funktionierender Integrationsmotor.“ Sein Verkäufer Mahamadou Elhadii-Hassane, der aus dem Niger kommt, ist nur ein Beispiel. Wer verstehen möchte, was Hein meint, muss lediglich dem Treiben ein paar Minuten zusehen. Während die Mitarbeiter professionell arbeiten, spaßen sie in verschiedenen Sprachen herum oder eben auf bayerisch. Neben der Qualität hat sich die Pilzbörse vor allem als Spezialist einen Namen gemacht. „Wir verpacken die Pilze so, wie es unsere Kunden wünschen“, erklärt Hein.
Neben der gelebten Tradition und Vielfalt gibt es für Hein noch einen anderen Grund, sich für den Großmarkt München stark zu machen, indem er in der Standortinitiative „Großmarkt in Sendling. Jetzt.“ sein Gesicht zeigt. „In Frankfurt am Main ist der Großmarkt auch aus der Stadt gezogen. Nach Außen hin wurde es geschickt als Erfolg verkauft. In Wahrheit ging der Umzug richtig in die Hosen, wie nahezu jeder Händler vor Ort bestätigt“, weiß er aus persönlichen Gesprächen. Tatsächlich finden sich im Internet scheinbar zunächst nur positive Stimmen für den Umzug. Kein Wunder. Dort, wo früher der Großmarkt gewesen ist, thronen nun die Währungshüter in Form der Europäischen Zentralbank (EZB) in einem Riesentower. Das Geld für die groß angelegte Imagekampagne rund um den Großmarktumzug auf Frankfurt raus, die etwas Negatives als etwas Positives verkaufen soll, sitzt bei den Notenbankern gewiss ziemlich locker. Im Notfall drucken sie es einfach selbst.
„Auf dem Großmarkt lernt man immer wieder etwas Neues“
Ramiz Ajeti besitzt seinen Obst- und Gemüsestand an der U-Bahn Haltestelle Gern (Waisenhausstraße, Ecke Klugstraße) nun schon seit 15 Jahren. Für ihn hat dies Tradition, denn auch sein Vater war im Obsthandel tätig. Schon früh merkte Ramiz Ajeti, dass dieser Beruf ihm Spaß macht und seine Bestimmung ist.
Nicht nur die Kommunikation mit den Menschen ist für den Obsthändler etwas Besonders. Er schätzt es seinen Kunden, die zu 95 Prozent aus Stammkunden bestehen, neue Sorten an Obst und Gemüse zu zeigen und dadurch beliebig auf Kundenwünsche einzugehen. „Ich kenne fast alle Kunden bei Namen – sogar die Namen ihrer Kinder“, erzählt Ramiz Ajeti lächelnd.
„Auf dem Großmarkt lernt man jeden Tag etwas Neues. Die Preise ändern sich zwar jeden Tag, aber dafür handle ich sehr gerne“, erklärt der Obsthändler. Der Großmarkt ist für ihn weit mehr als nur ein Markt. Denn: Der Großmarkt verbindet Menschen: „Ich stehe gerne jeden Tag in den frühen Morgenstunden auf, um auf den Großmarkt zu fahren. Dort erwartet mich nicht nur Arbeit, sondern viel mehr zahlreiche Freunde, mit denen ich mich jeden Tag um sechs Uhr auf einen Kaffee treffe.“
Ajetis Geheimtipp auf dem Großmarkt: Von März bis Oktober gibt es besonders viele regionale Produkte auf dem Münchner Großmarkt, die eine hohe Qualität besitzen und ungemein frisch sind.
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