Sendlinger Künstler fordern "mehr Raum für Kultur"
Offene Ateliertage mit 76 Künstlern starten
Ausgeräumte Supermärkte und leerstehende Läden sind in Sendling keine Seltenheit. In einer dieser ungenutzten Gewerbeimmobilien haben 76 Künstlern aus dem Münchner Stadtteil für drei Tage die "Kunsthalle Sendling" aufgebaut. Die Gemeinschaftsausstellung im Kontorhaus auf dem Gelände der Großmarkthalle ist zentraler Anlaufpunkt für die offenen Ateliertage von "Kunst in Sendling", die vom 7. bis 9. Oktober stattfinden. An 42 weiteren Veranstaltungsorten in Sendling werden Malerei, Fotografie, Bildhauerei aber auch Musik, Lesungen, Filme und Workshops zu erleben sein.
Eröffnet wird das bereits im 13. Jahr stattfindende Kunstereignis mit einer Vernissage am Freitag, 7. Oktober, um 19 Uhr in dem denkmalgeschützten Gebäude am Ende der Kochelseestraße. Früher war dort die Verwaltung der Großmarkthalle. Einige der Räume werden derzeit als Drehort für Filmproduktionen zwischengenutzt. Im Zuge des geplanten Neubaus der Großmarkthalle soll das Gebäude saniert werden. Für den Verein Kunst in Sendling e.V. ist dies bereit die dritte Zwischennutzung leerstehender Gewerberäume. 2013 organisierten die Künstler erstmals Ausstellungen, Installationen und Filmveranstaltungen im Hochbunker in der Thalkirchner Straße. 2015 bespielten sie den immer noch brachliegenden ehemaligen Pennymarkt in der Oberländerstraße. Diese Veranstaltungen wurden von mehr als 2.000 Bürgern besucht.
Weil solche Zwischennutzungen für Maler, Bildhauer und Fotografen oft die einzige Möglichkeit sind, im Stadtviertel ihr künstlerisches Schaffen zu präsentieren, hat sich der Verein seit einigen Monaten auf die Suche nach Räumen begeben. Das Ergebnis ist in der Ausstellung zu sehen: Mindestens zehn Orte sind in Sendling derzeit "Leerstellen" - so das Thema eines Fotoprojektes. Wo diese Immobilien zu besichtigen sind, können die Besucher auf einem Plan erkennen, in dem alle 46 Ateliers und Veranstaltungsorte von Kunst in Sendling eingezeichnet sind.
Beim Spaziergang durch das kreative Sendling finden sich immer noch versteckte Ateliers, in denen Malerinnen, Bildhauer oder Fotografen werkeln. Zwei Kunstexpertinnen bieten dazu Führungen an (Anmeldung im Café Kreislauf, Daiserstr. 22). Allerdings ist so manche Hinterhofidylle bedroht. Vergangenes Jahr wurde in der Oberländerstraße ein Rückgebäude abgerissen. "Wir brauchen in Sendling nicht nur bezahlbaren Wohnraum, sondern auch wohnungsnahe Kulturangebote", sagt Reinhold Rühl, der zusammen mit Berit Opelt und Fred Krüger seit vier Jahren das alljährliche Kunstereignis organisiert.
"Mehr Raum für Kunst und Kultur" heißt denn auch das Motto der diesjährigen Ateliertage. Etwa durch Zwischennutzung leerstehender Gewerberäume. Dafür will sich der Verein verstärkt einsetzen. Mit der Ausstellung auf dem Gelände der Großmarkthalle will Kunst in Sendling aber auch ein Zeichen setzen. Denn dort werden bald zahlreiche Flächen neu genutzt - vielleicht sogar dauerhaft für Kunst und Kultur.
Öffnungszeiten: Freitag 18 bis 22 Uhr, Samstag 14 bis 22 Uhr, Sonntag 14 bis 19 Uhr. Eintritt ist frei. Infos zum Programm unter www.kunst-in-sendling.com im Web.
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