Neue Mediensuchtambulanz
"Tal 19 am Harras" mit zusätzlichem Angebot
Nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Kontext wird das Internet für eine Vielzahl von Tätigkeiten genutzt. Das Internet bietet in vielen Bereichen eine große Erleichterung. Bei exzessiver Nutzung kann es den Alltag und die Lebensführung jedoch beeinträchtigen.
Der Medienkonsum hat sich in Zeiten von Corona bei Jugendlichen um 75 Prozent gesteigert und beträgt oft mehr als sieben Stunden täglich. Auch bei Erwachsenen ist eine deutliche Zunahme zu verzeichnen. Allerdings sind nicht die reine Nutzungsdauer, sondern insbesondere der soziale Rückzug und die Vernachlässigung anderer Interessen entscheidend.
Bisher nur wenige Hilfsangebote
Ähnlich wie stoffgebundene Süchte beeinflusst auch die Mediensucht das Gehirn auf neuronaler Ebene, wodurch ein Suchtgedächtnis entwickelt wird. Häufige Folgen sind Probleme in der Schule, im Studium oder am Arbeitsplatz und massive zwischenmenschliche Konflikte. Depressionen und Angststörungen sind typische Begleiterkrankungen und nehmen ebenfalls immer weiter zu. Außerdem können Entzugserscheinungen wie Unruhezustände, Händezittern oder eine erhöhte Reizbarkeit und Aggressivität auftreten.
In der Gesamtbevölkerung ist mindestens ein Prozent der Menschen von einer Mediensucht betroffen. Im Raum München entspricht das ungefähr 20.000 betroffenen Menschen. Hilfsangebote gibt es bisher nur wenige.
Sprechstunde und Interventionsprogramm
Das Beratungs- und Therapiezentrum "Tal 19 am Harras", bisher Ansprechpartner bei Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigkeit, eröffnet zum neuen Jahr zusätzlich eine Mediensuchtambulanz. Sie bietet, neben einer wöchentlichen Sprechstunde, das Interventionsprogramm „Back To Reality“ an, ein fünfstündiges Medienreduktionsprogramm für Erwachsene mit exzessivem Medienkonsum. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer längerfristigen ambulanten Therapie oder die Vermittlung in spezialisierte Kliniken. Eine erste Abklärung ist über die SuchtHotline möglich, die rund um die Uhr unter Tel. (089) 282822 oder kontakt@suchthotline.de erreichbar ist.
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