Maibaum-Zwist die zweite
Kritik: Zunfttafeln zeigen veraltetes Geschlechterbild
Die Sitzung des Bezirksausschusses (BA) 7 war eigentlich schon zu Ende, da gab es doch noch ein Gezänk. Streitpunkt war – mal wieder – der Maibaum, der am 1. Mai auf dem Luise-Kiesselbach-Platz aufgestellt werden soll.
Diesmal ging es um die Tafeln, die den Baum zieren. Angedacht worden war bereits in der Februar-Sitzung, dass die Bilder die Stadtgesellschaft widerspiegeln sollen. Nun lagen dem Gremium die ersten Entwürfe vor, die sogleich auf Widerstand aus Reihen der Grünen und SPD stießen. Moniert wurde dabei die ungleichmäßige Geschlechterverteilung. So seien 13 männliche, aber nur sechs weibliche Personen abgebildet und das auch noch in einer überholten Rollenverteilung. Hans Dusolt (Grüne) kritisierte die Darstellung eines Arztes und einer Krankenschwester. "Es gibt auch Ärztinnen", sagte er. "Außerdem nimmt die Krankenschwester gegenüber dem Arzt eine geradezu demütigend dienende Haltung ein." Ähnlich verhalte es sich auf einer weiteren Tafel, auf der eine Kellnerin in devoter Position einen Gast bediene. Da konnte nun BA-Mitglied und Vorsitzender des Maibaumvereins Otto Seidl (CSU) nicht mehr an sich halten. "Ja soll denn vielleicht der Gast der Kellnerin das Bier bringen?", blaffte er – Zeigefinger am Kopf – zurück, was ihm sogleich wieder einen Rüffel von der ihm gegenüber sitzenden SPD-Fraktion einbrachte.
Der Maibaum war nicht zum ersten Mal Streitgespräch im BA. Im Februar löste der vom Maibaumverein Sendling-Westpark e.V. beantragte Zuschuss in Höhe von 14.675 Euro eine hitzige Debatte aus. Pikant: Die gesamte CSU-Fraktion ist Mitglied im Verein. Das Gremium hatte sich letztlich zu einer Unterstützung von 4.000 Euro durchgerungen.
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