Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

Macht Platz!

Bürger können sich mit Wohnungsbau nicht anfreunden

So viel steht fest: Eine Wohnbebauung wünschen sich die Anwohner auf der Grünfläche des Luise-Kiesselbach-Platzes nicht. Zumindest nicht die rund 100 Bürger, die auf Einladung des Bezirksausschusses Sendling-Westpark (BA 7) zur Einwohnerversammlung ins ICP gekommen waren. In zwei Jahren sollen die ersten Autos durch den Tunnel am Luise-Kiesselbach-Platz fahren. Wie die Nutzung der Fläche darüber aussehen könnte, darüber wurde in der Versammlung diskutiert und erste Pläne vorgestellt. Frühestens Ende 2017 wird der Platz über dem Tunnel fertig sein - elf Jahre nach Beginn der Arbeiten für den Tunnel.

Ingrid Notbohm enttäuscht

Die Anwohner wollen keine Wohnbebauung - keine maßvolle und auch keinen sozialen Wohnungsbau. Entsprechende Anträge wurden in der Einwohnerversammlung mit großer Mehrheit und teils unter Applaus abgelehnt. BA-Vorsitzende Ingrid Notbohm zeigte sich enttäuscht: "Ich persönlich hätte mir eine Wohnbebauung gewünscht, aber ich sehe, das entspricht nicht der Meinung der Bürger."

Vier oder fünf Meter hoher Lärmschutzwall?

Zuvor hatten Ulrich Schneider vom Baureferat und Jörg Wenzel vom Planungsreferat erste Überlegungen vorgestellt. Wolle man den Platz etwa als Park nutzen, sei ein Lärmschutz erforderlich, so Schneider. "Vor dem Tunnelbau fuhren rund 120.000 Autos am Tag über den Luise-Kiesselbach-Platz. Nach dem Bau werden es auch noch gut 40.000 Fahrzeuge sein. Das bedeutet, dass der Platz am Rand massiv verlärmt ist und ohne Lärmschutz wenig Aufenthaltsqualität bietet", sagte Schneider. Als Lärmschutz käme beispielsweise eine teils aus Glas bestehende vier Meter hohe Wand infrage. Dies sei sinnvoll, um die Sichtachse zum Seniorenstift St. Josef nicht zu blockieren.

Denkbar und kostengünstiger sei auch ein Wall von ebenfalls vier Metern Höhe. "Dieser könnte voll begrünt werden", sagte Schneider. "Am besten wäre jedoch, er wäre fünf Meter hoch. Dann wäre das Maximum an Lärmschutz erreicht." Als Lärmschutz können sich die Einwohner am ehesten mit einem Wall arrangieren. Die Wand wurde abgelehnt.

Eine dritte Möglichkeit schließlich sei eine Wohnbebauung. Nur mit einem entsprechenden Lärmschutz sei eine Nutzung der Grünfläche etwa mit einem Kinderspielplatz und Bänken für die Bürger denkbar.

Konkrete Planungen gibt's noch nicht

Zu einer Wohnbebauung sagte Jörg Wenzel: "Wir haben noch keine Planungen ausgearbeitet. Das sind nur grundsätzliche Überlegungen." Denkbar sei eine Bebauung am Westrand (neben der Fahrbahn) und Nordrand (vor St. Josef) des Platzes mit bis zu 200 Wohnungen. "München hat Bedarf an Wohnungen", betonte Wenzel und bezeichnete die entsprechende  Nutzung auf dem Gelände als "große Chance". Die Häuser müssten auf jeden Fall fünfgeschossig sein. "Sonst ist das Ganze nicht wirtschaftlich", so der Fachmann. Gleichzeitig betonte er, dass für den Platz noch kein Baurecht existiert. "Da braucht man ein Bauleitverfahren und das geht nicht schneller als zwei Jahre."

Würden die Häuser zu hoch?

Nicht alle Bürger sprachen sich gegen eine Wohnbebauung aus. So forderte ein Anwohner sozialen Wohnungsbau, "damit auch die Menschen, die nicht so viel verdienen, eine größere Chance haben, im Stadtviertel eine Wohnung zu finden." Für eine maßvolle Wohnbebauung setzte sich eine Bürgerin ein. Zum einen würde Lärmschutz geschaffen, zum anderen würde dringend benötigter Wohnraum entstehen, sagte sie. Eine Mehrheit fanden beide Anträge jedoch nicht. Es könne nicht sein, so eines der Argumente gegen die Wohnungen, dass Menschen, die neu auf den Platz ziehen, als Lärmschutz dienen. Auch spielten die Befürchtungen, ein auf der Grünfläche entstehender Spielplatz stehe nur den Kindern der potentiell neuen Anwohner zur Verfügung, eine Rolle. Der massive Baulärm und die Höhe der Wohnhäuser waren weitere Argumente gegen die Anträge. Und schließlich: "Wo sollen denn die ganzen Autos der Anwohner dann geparkt werden?" hieß es weiter.

Spielplatz gewünscht

Ein Spielplatz wird aber durchaus gewünscht. Der entsprechende Antrag einer Mutter wurde angenommen. "Wir gehen mit unseren Kindern bisher immer zum Eichendorffspielplatz. Dieser ist aber sehr stark frequentiert. Deshalb wünschen wir uns einen weiteren Spielplatz", sagte die Anwohnerin.

Heinz Gmelch für Seniorenpark

Mit seinem Antrag, einen Seniorenpark auf dem Luise-Kiesselbach-Platz zu errichten, konnte auch Heinz Gmelch in der Versammlung überzeugen. Recht blumig beschrieb er, wie er sich die Anlage vorstellt: "Tulpen, aufgelockert mit Narzissen sowie veredelten Gänseblümchen im Frühjahr, im Sommer Indisches Blumenrohr in Rot und Gelb und Rittersporn." Natürlich müssten auch Bänke in den Park. Schön wäre zudem ein etwas größerer Springbrunnen.

Auf dem Luise-Kiesselbach-Platz standen früher zwei Brunnen: der Gänselieslbrunnen und der Brunnen "Junges Leben" (ein Junge mit Pferd) aus den 30er Jahren. Beide Brunnen steht nach wie vor an Ort und Stelle in der Nähe der Infocontainers. Sie wurden für die Zeit der Bautätigkeit außer Betrieb genommen und gesichert. Erst wenn die Planungen für die Oberflächengestaltung konkreter werden, kann man Aussagen zum künftigen Standort des Brunnens treffen, hieß es aus dem Baureferat.

Kein Bürgerhaus, aber ein Wochenmarkt

Ebenfalls angenommen wurde ein Antrag für einen Wochenmarkt. Für ein Bürgerhaus - an der Ostseite - sprach sich ein Anwohner aus. Auch ein Tagescafé würde in dem Gebäude sicher gut angenommen. "In unserem Stadtviertel gibt es keine Räume für Vereine oder für kulturelle Veranstaltungen", begründete er seinen Antrag. "Der Umbau des Luise-Kiesselbach-Platzes bietet die einmalige Chance für einen Bürgersaal", betonte er. Eine Mehrheit fand sich für den Antrag jedoch nicht. Das Bürgerhaus wurde abgelehnt.

Die Anträge werden nun im Bezirksausschuss vorgestellt. Wie es weitergeht mit dem Luise-Kiesselbach-Platz, ist völlig offen. Die Bürger forderten, an den Planungen beteiligt zu werden: Sie wollen einen Bürger-Workshop, sobald konkrete Pläne vorliegen.


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt