Literatur aus der Zelle
Offener Bücherschrank am Partnachplatz eingeweiht
Auf den ersten Blick erinnert er ein bisschen an eine englische Telefonzelle - der neue offene Bücherschrank am Partnachplatz. Leuchtend Rot steht er gleich neben der Litfaßsäule vor dem U-Bahnzugang. Jetzt wurde der Schrank in einer kleinen Feierstunde eröffnet und mit Lesestoff gefüllt.
"Schrank mit Charme"
"Wir wollten den Bücherschrank noch vor den Ferien eröffnen und das ist uns gelungen", sagte Günther Sinapius, Vorsitzender des eigens für das Projekt gegründeten Trägervereins. Zum ersten Mal habe er einen Bücherschrank in Bonn gesehen, so Sinapius weiter. Seitdem habe ihn das Thema begleitet. "Bisher hatten wir hier die Möglichkeit, Bücher entweder bei Oxfam abzugeben oder beim Wertstoffhof Thalkirchen, der sie weiter an einen Gebrauchtwarenladen liefert, wo sie verkauft werden", sagte er. Der Bücherschrank habe sicherlich mehr Charme als der Wertstoffhof.
Auch Günter Keller, Vorsitzender des Bezirksausschusses freute sich über die Eröffnung des Schrankes. "Ein Bücherschrank dient dazu, zum einen gelesene Bücher anderen Menschen zur Verfügung zu stellen und zum anderen, Bücher mitzunehmen. Das ist also eine Form des Recyclings", sagte er. Vor drei Jahren sei in München der erste öffentliche Bücherschrank am Nordbad eingerichtet worden, so Keller. "Inzwischen gibt es einen weiteren in Pasing und in Moosach." Viele Menschen gingen gezielt zum Bücherschrank. "Noch größer ist der Effekt aber durch die Passanten, die zufällig vorbeikommen."
"An lokalen Handel denken"
Sowohl Günter Keller als auch Günther Sinapius riefen die Bürger dazu auf, sich beim Bücherkauf an die lokalen Geschäfte zu wenden und dadurch den Handel vor Ort zu stärken. Gleichzeitig betonten sie, der Bücherschrank stelle keine Konkurrenz zum Buchhandel dar. "Der Bücherschrank ist eine kulturelle Aufwertung des Partnachplatzes", sagte Sinapius.
Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung von den beiden Liedermacherinnen von "Zimmer 212", Karin Ertl und Simone Klotz-Drews. Außerdem las die Autorin Juliane Breinl aus ihrem Jugendthriller "Feentod", und Ingo Anspach trug Gedichte aus seinem Band "Zwielicht zum Preis von einem" vor. Beide Autoren spendeten eines ihrer Werke für den Schrank. Im Anschluss daran stellten einige Bürger ausgwählte Bücher vor, die sie ebenfalls als Spende hergaben.
Literarisches Wissen der Gäste war bei einem Quiz gefragt. Insgesamt galt es, 15 Fragen rund um Autoren und Werke zu beantworten. Belohnt wurden die beiden besten Kandidaten jeweils mit einem Gutschein für die Buchhandlung am Partnachplatz.
"Kein Ersatz für Wertstoffhof"
Schließlich wurde der Schrank enthüllt und von vielen Spendern auch gleich eingeräumt. "Die Kinderbücher bitte nach unten, damit die kleinen Leser gut rankommen", bat Günther Sinapius. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die Fläche um den Schrank nicht als Ablage diene. "Bitte stellen Sie die Bücher hinein. Der Bücherschrank ist kein Ersatz für den Wertstoffhof", so sein Hinweis.
Der Bücherschrank ist ab sofort rund um die Uhr geöffnet. Neben Platz für Lesestoff, gibt es eine Seite mit einer Vitrine. "Damit soll lokalen Künstlern die Möglichkeit gegeben werden, ihre Werke auszustellen", sagte Günther Sinapius.
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