Lächeln an den falschen Stellen
Sendlinger wollen "Dialog-Displays" - aber nicht dort, wo sie das KVR plant
"Dialog-Displays" an den Straßen messen die Geschwindigkeit vorbeifahrender Autos und zeigen deren Fahrern, ob sie sich an die Temporegeln halten - mit Hinweisen wie "Danke" bzw. "Langsam" oder einem lachenden bzw. traurigen Smiley).
Im Dezember hatte der Stadtrat beschlossen, die Dialog-Displays zwei Jahre lang zu testen. Insgesamt zehn Displays werden durch alle Stadtteile wandern und in jedem an zwei Standorten - immer für acht Wochen - aufgestellt. Das städt. Kreisverwaltungsreferat (KVR) hat angekündigt, nach den diesjährigen Sommerferien mit dem Test zu beginnen. In Hadern und im Münchner Süden wird von Mitte November 2018 bis Mitte Januar 2019 jeweils ein Standort mit den Displays ausgestattet. Sendling und Sendling-Westpark bekommen jeweils einen Standort Mitte März bis Mitte Mai 2019, die Ludwigs- und Isarvorstadt folgen Mitte Mai bis Mitte Juli 2019. Diese Termine wiederholen sich im Folgejahr.
Eigene Vorschläge der Sendlinger
Die Displays stellt das KVR nur in Tempo-30-Zonen aus, die z.B. an Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern oder Alten- und Pflegeheimen liegen oder in denen die Kommunale Verkehrsüberwachung bereits Auffälligkeiten festgestellt hat. Für Sendling schlug das KVR dafür die Thalkirchner Straße und die Engelhardstraße vor.
Im Bezirksausschuss Sendling stießen die Vorschläge auf Kopfschütteln. Michael Kaiser (CSU) schlug vor, die Displays besser vor den Sendlinger Grundschulen aufzustellen (an Impler-, Plinganser- und Pfeuferstraße). rene Kaiser (Grüne) stmmte zu: "Vor den Schulen macht das Sinn!" Ernst Dill (SPD) ergänzte die Lindenschmitstraße (beim ASZ) und die "Rennstrecke" Radlkofer- / Baumgartnerstraße. Alle fünf Standorte schlug der Bezirksausschuss dem KVR für den Display-Test vor.
Sind Dialog-Displays wirksam?
Autofahrer halten sich innerorts eher an Geschwindigkeitsbegrenzungen, wenn sie über eine elektronische Anzeigetafel mit einem freundlichen „Danke“ belohnt oder einem dezenten „Langsam“ ermahnt werden. Dies ergab eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV - sie gehört zum Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft) zur Wirkung von Dialog-Displays. Digitale Geschwindigkeitsanzeigen erzielten im Vergleich eine geringere Wirksamkeit.
Für die Studie wurden über 9,4 Millionen Geschwindigkeitsmessungen im Bereich von zehn Displays ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Durchschnittsgeschwindigkeit je nach Fahrzeug und Fahrer um 1,8 bis sechs km/h verringerte. Der Anteil der Fahrer, die die erlaubte Höchstgeschwindigkeit überschritten, sank um 43 bis 64 Prozent.
Dialog-Displays können Tempolimits innerhalb von Ortschaften unterstützen. Zur Entschärfung von Unfallschwerpunkten sind sie laut UDV jedoch nicht geeignet. Ein langfristiger Effekt blieb ebenfalls aus. Nach dem Abbau der Geräte kehrten die Autofahrer zu ihrem ursprünglichen Verhalten zurück.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH