Krankenwohnung für obdachlose Menschen
Appartements des Katholischen Männerfürsorgevereins eingeweiht

Kardinal Reinhard Marx weihte die Wohnung in der Waakirchner Straße ein. (Foto: Hendrik Steffens)
Eine Krankenwohnung des Katholischen Männerfürsorgevereins (KMFV) für obdachlose Menschen, die eine medizinische Versorgung benötigen, hat jetzt offiziell ihre Türen in Sendling (Waakirchner Straße) geöffnet. Eingeweiht wurde die Wohnung von Kardinal Reinhard Marx. Die Erzdiözese München und Freising finanziert das Projekt für drei Jahre mit rund 430.000 Euro.
"Auf die Not schauen"
"Unser karitativer Auftrag als Kirche gilt besonders denen, die zwar in unserer Mitte leben, aber aufgrund schwieriger Schicksale an den Rand geraten und auf Hilfe angewiesen sind", so der Erzbischof von München und Freising. Über die Institution hinaus seien Christinnen und Christen aufgerufen, "auf die Not ihrer Mitmenschen zu schauen und konkret zu fragen, wie wir Leiden lindern können". Neben materieller Unterstützung sei es wichtig, die Bedürftigen spüren zu lassen, "da ist jemand, der nimmt mich wahr, denkt an mich und macht mir Mut, mein Leben neu anzunehmen". In der Arbeit des katholischen Männerfürsorgevereins werde dieser Ansatz spürbar.
Angemessen erholen
Das Angebot der barrierefreien Krankenwohnung richtet sich an obdachlose Menschen, die medizinisch-pflegerische Versorgung in einer geschützten, häuslichen Umgebung benötigen. Nationalität, Aufenthaltsstatus, Religionszugehörigkeit und Geschlechtsidentität der Menschen sind dabei nicht von Belang. Aufgenommen werden sie unter anderem zur Nach- oder Weiterbehandlung nach Krankenhausaufenthalten, damit sie sich auch ohne eine permanente Wohnung angemessen erholen können. Zusätzlich können die Patienten über Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe zugewiesen werden, wenn in der Unterkunft eine angemessene medizinische Versorgung oder eine verordnete Pflege nicht gewährleistet werden kann.
Rückkehr in Obdachlosigkeit verhindern
Die 100 Quadratmeter große Krankenwohnung besteht aus zwei barrierefreien Appartements mit Bad und WC, Küchenzeile und Balkon, die von jeweils zwei Personen belegt werden können, sowie einem Raum für das Betreuungs- und Pflegepersonal. Das Angebot umfasst neben pflegerischer Versorgung durch examinierte Pflegefachkräfte – in Zusammenarbeit und nach Absprache mit einem niedergelassenen Allgemeinmediziner – auch sozialpädagogische Betreuung und Anleitung zu gesundheitsfördernden Lebensweisen. "Ziel dieser Arbeit ist neben der Gesundheitsversorgung auch die Sicherung der Existenz und Stabilisierung der psycho-sozialen Situation der Nutzerinnen und Nutzer", sagt KMFV-Vorstand Ludwig Mittermeier. Zudem sollten den Bewohnern Sozialleistungen und eine Unterstützung durch weiterführende Einrichtungen und Institutionen vermittelt werden, um eine Rückkehr in die Obdachlosigkeit zu verhindern.
Informationen
Die Konzeption der Krankenwohnung ist ein Ergebnis des 2019 begonnenen Forschungsprojekts "Neue Weg in der Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung wohnungsloser Menschen"des KMFV und der Katholischen Stiftungshochschule München (KSH), das von der Erzdiözese München und Freising mit 700.000 Euro finanziert wurde. Informationen über das Forschungsprojekt sind unter www.ksh-muenchen.de online abrufbar.
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