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Kosten versus Lebensqualität

Einhausung aus Glas an den Ein- und Ausfahrten am Brudermühltunnel nicht möglich

Einfahrt in den Brudermühltunnel mit Blick in Richtung Großmarkthalle. (Bild: lsc)

Wie der Sendlinger Bezirksausschuss nun erfahren musste, ist eine von ihm geforderte mindestens jeweils um 150 Meter lange Einhausung aus Glas zum Schutz vor Abgasen und Lärm an den Tunneleinfahrten und -ausfahrten am Brudermühltunnel in Richtung Brudermühlbrücke und in Richtung Heckenstallerstraße nicht möglich. Das Referat für Klima- und Umweltschutz reagierte damit auf einen Antrag des Bezirksausschusses (BA 6) aus dem März letzten Jahres. Das Referat begründete die Entscheidung mit den hohen Kosten, die aus Sicht der Stadtverwaltung als nicht verhältnismäßig mit Blick auf den Nutzen zu werten seien. „Es lässt sich festhalten, dass die antragsgegenständliche Maßnahme aus Sicht der Luftreinhaltung als nicht erforderlich zu werten ist und aus Sicht des Lärmschutzes lediglich einen sehr begrenzten Nutzen entfaltet. Dem stehen jedoch die mit einem sehr aufwändigen baulichen Eingriff verbundenen beträchtlichen Kosten gegenüber“, so das Referat, dass nach eigenen Aussagen Maßnahmen zur Lärmminderung und Luftreinhaltung jedoch grundsätzlich befürworte.

„Keine unzumutbaren Belastungen“

Nach Aussagen des Referates für Klima- und Umweltschutz würden sich bei einer Verlängerung der Tunneleinfahrten und -ausfahrten keine wesentlichen Vorteile in Bezug auf die Luftqualität und den Lärmschutz ergeben. Für die „Lufthygiene“ werden grundsätzlich die Luftschadstoff-Grenzwerte für Feinstaub und für Stickstoffdioxid erhoben, so das Referat. Für die Feinstaubwerte teilt das Referat mit, dass seit der im Jahr 2012 eingeführten Umweltzone die zulässigen Werte unterschritten würden. Beim Stickstoffdioxid könne der gemittelte Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter jedoch nicht flächendeckend eingehalten werden, wie das Referat weiter erklärt. Schwerpunkte stellten diesbezüglich stark verkehrsbelastete Teile des Mittleren Rings dar, insbesondere der Bereich der Landshuter Allee. „Lufthygienische Messungen am Mittleren Ring Südwest im Bereich der Heckenstallerstraße zeigen, dass die gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte auch an der den Tunnelportalen nächstgelegenen Bebauung eingehalten werden kann“, so das Referat. Für die Ein- und Ausfahrten in Richtung Brudermühlbrücke liegen dem Referat jedoch keine Messungen vor. „Hinweise zur lufthygienischen Situation können hier Immissionsprognosen geben. Gemäß lufthygienischer Stickstoffdioxid-Immissionsprognose des LfU (Landesamt für Umwelt) aus dem Jahr 2019, die in der 7. Fortschreibung des Luftreinhalteplans für das Stadtgebiet München enthalten ist, ist keine Überschreitungssituation des Stickstoffdioxid-Jahresgrenzwertes im Bereich des Tunnelportals in Richtung Brudermühlbrücke festzustellen“, so das Referat, das daher davon ausgeht, „dass für die jeweiligen Ein- und Ausfahrten des Brudermühltunnels die gesetzlich geltenden Grenzwerte an den nächstgelegenen Bebauungen eingehalten werden und somit keine unzumutbaren Belastungen durch Luftschadstoffe bestehen.“

Vor allem unbewohnte Bereiche betroffen

„Aus Sicht des Lärmschutzes ist es zutreffend, dass angrenzend an die Portale des Brudermühltunnels gemäß der aktuellen Lärmkarte besonders hohe, durch den Straßenverkehr verursachte, Pegel auftreten“, wie das Referat erklärt. Hiervon betroffen seien allerdings laut dem Referat weitestgehend unbewohnte Bereiche, „wofür jedoch aus immissionsschutzrechtlicher Sicht keine Schutzmaßnahmen vorgesehen sind“. Die hohe Lärmbelastung im Bereich der Brudermühlstraße resultiere laut Referat „allerdings vor allem aus dem in der Brudermühl- und Schäftlarnstraße an der Oberfläche verlaufenden Kraftfahrzeugverkehr“. Das Referat schließt daraus, dass eine maßgebliche Verbesserung im Hinblick auf die Lärmbelastung der Wohngebäude im Umfeld der Brudermühlstraße durch die vorgeschlagene Einhausung nicht zu erzielen wäre. „Geschützt würden in erster Linie Grünflächen sowie eine Kleingartenanlage“, so das Referat.

Kosten im zweistelligen Millionenbereich

Laut dem Referat für Klima- und Umweltschutz sei die Einhausung aus Glas an den Tunnelein- uns -ausfahrten formal einer Tunnelverlängerung gleichzusetzen. „Hierbei sind entsprechende Sicherheitsanforderungen zu berücksichtigen, deren Umsetzung mit einem entsprechend hohen Aufwand verbunden wäre. Im vorliegenden Fall würde eine Verlängerung des Tunnels um mindestens 300 Meter bedeuten, dass der gesamte Tunnel dadurch in die nächst höhere Ausstattungsstufe für Sicherheitseinrichtungen fallen würde und entsprechend umgebaut und nachgerüstet werden müsste“, so die Begründung des Referats. So müsste beispielsweise die Lüftung angepasst oder gar neu gebaut werden. Zu den entstehenden Kosten kann das Referat keine genauen Aussagen treffen, sieht diese aber in Absprache mit dem Baureferat mindestens im zweistelligen Millionenbereich. „Nach einer groben Schätzung ist jedoch davon auszugehen, dass allein die antragsgegenständlichen Einhausungen Kosten im zweistelligen Millionenbereich verursachen und im Weiteren bei notwendigen Anpassungen der Sicherheitseinrichtungen sowie ggf. notwendiger Nachrüstung mit einem Abluftkanal dreistellige Millionenbeträge im Raum stehen“, so das Referat weiter.

Planungen Großmarkthalle

Der Bezirksausschuss hat seinen Antrag auch mit Blick auf die zukünftige Großmarkthalle gestellt. „Gerade im Hinblick auf den Neubau der Großmarkthalle an der Ecke Schäftlarnstraße/ Brudermühlstraße und einem überarbeiteten Lieferkonzept für diese, ist es nötig, sich mit dem Lärmschutz und dem Schutz der Nachbarschaft vor Abgasen rund um den Brudermühltunnel zu beschäftigen“, wie es in dem Antrag heißt. Das Referat für Klima- und Umweltschutz weist in seinem Antwortschreiben in Bezug auf die Großmarkthalle auf eine Stellungnahme der zuständigen Markthallen München hin: “Die Planungen zum Neubau einer Großmarkthalle sind noch nicht soweit fortgeschritten, als dass man Auskunft über ein Liefer- bzw. Lärmschutzkonzept geben könnte. Derzeit kann lediglich auf den laufenden Großmarktbetrieb abgestellt werden, der die Anfahrt über die Brudermühlstraße/ Mittlerer Ring zur Zentraleinfahrt an der Schäftlarnstraße 10 voraussetzt.“

"Wäre ein wichtiges Zeichen gewesen“

Markus Lutz (SPD), Vorsitzender im Bezirksausschuss bedauert die Antwort des Referates. Für ihn wäre die Einhausung aus Glas vor allem eine kostengünstige Chance gewesen, die die Anwohner vor Abgasen und Lärm geschützt hätte. „Es ist sehr schade, dass diese für die Anwohnerinnen und Anwohner wichtige weitere Einhausung des Mittleren Rings nicht möglich ist. Gerade was die Lärm- und Abgasbelastung betrifft, hätte man hier, im Gegensatz zu einer teuren Verlängerung des Tunnels unter der Erde, eine preiswertere Alternative gehabt, die Lebensqualität der Nachbarschaft entschieden zu erhöhen. Auch aus Umweltgesichtspunkten wäre dies ein wichtiges Zeichen gewesen“, so Lutz. Der Antrag des Bezirksausschusses zielte auf den besseren Schutz der Nachbarschaft vor Lärm und Abgasen ab. „Auch das neue „Gasteig Sendling“ sowie die Neuhofener Anlagen als Erholungsflächen würden davon stark profitieren“, wie es in dem Antrag weiter heißt.


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