Münchner Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Klenze-Schüler schicken Ballon in die Stratosphäre
Zwei Zwölftklässler sammeln Messwerte in 34.700 m Höhe
Genau ein Jahr nach dem gewagten Rekordsprung Felix Baumgartners aus fast 39 km Höhe schickten zwei Schüler des Klenze-Gymnasiums am Montag morgen einen Ballon in die Stratosphäre: 83 Minuten nach dem Start im Schulhof erreichte der Forschungsballon eine Höhe von etwa 34.750 m, platzte wie geplant und ließ die sorgfältig verpackte Styroporkassette mit Kamera und Messinstrumenten zum Erdboden zurückfallen.
"Unser Flug in die Stratosphäre war ein voller Erfolg", freuen sich die beiden Zwölftklässler Aron Johanson und David Metz, nachdem sie das Instrumentepäckchen mit Hilfe eines GPS-Senders auf einem Feld in Kleinmünchen bei Falkenberg in Niederbayern aufgespürt hatten. Der Fall dauerte genauso lange wie der Aufstieg. Die Temperatur am höchsten Punkt in 34,7 km Höhe wurde mit minus 43 Grad gemessen. "In der Kapsel hatten wir dort aber eine Temperatur von nur minus 7 Grad", so Johanson, "wir hatten also alles gut isoliert."
Die Kapsel wurde von den beiden Schülern des Klenze-Gymnasiums entwickelt und gebaut. "Ich bin zufällig im Internet auf ein ähnliches Projekt gestoßen und war sofort interessiert", sagte David Metz. Seit Juli hatten die beiden an ihrem Projekt gearbeitet, hatten in ihrer Freizeit Geräte programmiert, Verbindungen gelötet. Die Kaspel wurde mit Sensoren für Magnetfeld, dreiachsige Beschleunigung, Temperatur (in und außerhalb der Kapsel), Feuchtigkeit und Luftdruck sowie GPS und mit einer Action-Kamera ausgestattet. Aron Johanson und David Metz konnten bei diesem Flug zahlreiche Messwerte und Videoaufnahmen sammeln: Auf den Bildern ist die Erde als Kugel erkennbar. Für den Start der Kapsel musste eine Genehmigung der Deutschen Luftsicherung eingeholt werden.
Neben den Kosten für Ballon, Helium und Kamera schlug vor allem die Versicherung zu Buche: Sie musste für den Fall abgeschlossen werden, dass die Kapsel am Ende von der Feuerwehr geborgen werden musste oder bei der Landung Schäden verursacht. Etwa 750 Euro kostete das gesamte Experiment. Finanziert haben die Schüler ihr Projekt u.a. aus Mitteln des Rosner-Preises, der alljährlich am Klenze-Gymnasium für herausragende Arbeiten in den Naturwissenschaften - insbesondere in der Physik - vergeben wird. Stifter des Preises ist Peter Rosner, Mitglied im Bezirksausschuss Sendling und Gründer der Firma InTraSys, die u.a. spezielle Bremssysteme für Achterbahnen und Falltürme entwickelt. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert und wird vom Elternbeirat vergeben. Er soll die Schüler des Klenze-Gymnasiums anregen, den praktischen Nutzen der Physik aktiv zu erkunden und sie motivieren, später in diesem Bereich zu arbeiten.
"Die gewonnen Daten können im Physik- und Geographieunterricht verwendet werden", freut sich Aron Johanson, "denn sie zeigen sehr charakteristisch, wie die Erdatmosphäre aufgebaut ist."
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH