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Klare Abfuhr für die Wohnungspläne

BA 19 lehnt Umnutzung des Siemens-Hochhauses weiterhin ab

Er war gekommen, um zu werben, doch wirklich überzeugen konnte Michael Lentrodt, Technischer Leiter von Hubert Haupt Immobilien, die Mitglieder des Bezirksausschusses 19 (Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln) in der August-Sitzung nicht. Es bleibt dabei: Der Bezirksausschuss (BA) lehnt auch weiterhin die Umnutzung des Siemens-Hochhauses in ein Wohngbäude ab. Eine Stellungnahme zum Eckdatenbeschluss fiel entsprechend negativ aus.

In einem kurzen Vortrag stellte Lentrodt die Pläne von Haupt Immobilien vor. Die auf Gewerbe- und Wohnimmobilien spezialisierte Unternehmensgruppe hatte im Jahr 2006 das Hochhaus an der Baierbrunner Straße 54 erworben. Nun sollen, geht es nach Hubert Haupt, Eigentumswohnungen in dem Gebäude enstehen.

"Entspannung am Wohnungsmarkt"

Die Vorteile, so Lentrodt, seien klar. "Durch die Schaffung von Wohnraum würde es Entspannung am Münchner Wohnungsmarkt geben", sagte er. Zudem würden Räume beispielsweise für Kinderbetreuung und Gastronomie sowie Grünflächen geschaffen. Und: Es entstehe geförderter Wohnungsbau. "Wir sind sicher, dass wir ein sehr gutes Wohngebäude daraus machen können", pries Lentrodt das Projekt an.

Eine energetische Sanierung des Gebäudes sei möglich, ein entsprechendes Gutachten liege vor. "Dabei kann von einem gleichwertigen energetischen Standard ausgegangen werden, wie das bei einem Neubau der Fall wäre", betonte Lentrodt.

Die Mitglieder des BA ließen sich nicht überzeugen. Ein Grund für die ablehnende Haltung ist, dass ein Teil der geplanten Wohnungen ausschließlich Nordausrichtung hätte. Lentrodt relativierte: Nur rund 15 Prozent der Wohnungen hätten Nordausrichtung. "Dafür gibt es hier weniger Überhitzung und die Bewohner haben einen Blick in die beleuchtete Stadt", bot der Referent die potentiellen Nord-Wohnungen an. Vom spöttischen Gelächter einiger BA-Mitglieder ließ sich Lentrodt nicht verunsichern. "Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst für Nord-Wohnungen", betonte er. Sein Fazit: "Die positiven Aspekte überwiegen."

"Abriss ist nicht geplant"

Micky Wenngatz (SPD) wollte wissen, ob ein Abriss des Gebäudes als Alternative anstehe. Lentrodt verneinte. "Einen Abriss hat Herr Haupt abgelehnt. Dann wird es erst einmal so stehen gelassen wie es ist."

"Wie können Sie garantieren, dass der Wohnraum wirklich bezahlbar wird?", hakte Alexander Aichwalder (Grüne) nach. Es gebe sicherlich Wohnungen, die sehr teuer würden, räumte Lentrodt ein. "Das gilt für die Wohnungen ganz oben, aber weiter unten wird es normale Preise geben." Nach konkreten Quadratmeterpreisen gefragt, konnte er allerdings keine Zahlen nennen. Hans Bauer (SPD) prognostizierte: "Es wird sehr hochrangiges Wohnen entstehen, die Lage ist ja toll." Seine Befürchtung: Hubert Haupt Immobilien wolle sich das Projekt vergolden.

Auch das Thema "Sozialgerechte Bodennutzung" (SoBoN) stieß auf Kritik. Der obligatorische Anteil von gefördertem Wohnraum werde nicht im Hochhaus ausgewiesen, bemängelte Michael Kollatz (SPD). "Es gibt bestimmte Spielregeln der Stadt, was SoBoN angeht. Das erkennen wir an", sagte Lentrodt. Die Berechnung für das Hochhaus sei komplex, führte Anina Bühler vom Planungsreferat aus. "Bei einem Neufall sind 30 Prozent der Wohnungen gefördert. Beim Siemens-Hochhaus liegt eine andere, mühsame wirtschaftliche Berechnung zugrunde." Sie werde, versprach Bühler, diese fehlenden Zahlen nachreichen.

Der Eckdatenbeschluss soll im Herbst im Münchner Stadtrat behandelt werden.


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