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Keine "Tempo-Smileys" vor der Implerschule

Münchner Displays müssen erst noch beweisen, dass sie wirken

Damit Autofahrer das Tempo 30 an der Grundschule in der Implerstaße einhalten, soll eine digitale Geschwindigkeitsangabe auf die Geschwindigkeitsbegrenzung aufmerksam machen - so der Wunsch vor Ort. (Bild: job)

"Dialog-Displays" an den Straßen messen die Geschwindigkeit vorbeifahrender Autos und zeigen deren Fahrern, ob sie sich an die Temporegeln halten - mit Hinweisen wie "Danke" bzw. "Langsam" oder einem lachenden bzw. traurigen Smiley.

Während etliche Nachbargemeinden bereits solche Displays aufgestellt haben, hat sich München eine lange Testphase verordnet: Seit dem Schuljahr 2018/19 testet das städt. Kreisverwaltungsreferat (KVR) insgesamt zehn Displays, die jedoch immer nur für acht Wochen an einem Standort aufgestellt werden. Ganze zwei Jahre lang soll dieser Testlauf dauern.

Es wird noch ein Jahr getestet

Die Sendlinger hätten gerne solche Displays an der Implerstraße vor der dortigen Schule. In der breiten Straße wird gerne zu schnell gefahren. "Hier werden Rennen gefahren", klagten Bürger beim Bezirksausschuss Sendling. Das KVR will jedoch erst die Testphase beenden. Danach - also frühestens in den Sommerferien 2020 - will es einen Erfahrungsbericht erstellen. Dieser geht dann an den Stadtrat, der über den Einsatz der Displays entscheidet.

"Wir bitten um Verständnis, dass bis zum Ende der Versuchsphase über die Standorte der Pilotphase hinaus keine weiteren Dialog-Displays aufgestellt werden", bat das KVR: Erst nach dem Versuch und nach seiner Auswertung könne eine Aussage über das Geschwindigkeitsverhalten an den unterschiedlichen Standorten getroffen werden.

"Schade, das wir noch weiter warten müssen", kommentierte Beziurksausschussvorsitzender Markus Lutz die Mitteilung des KVR.

Das KVR wies zugleich darauf hin, dass die Geschwindigkeit in der Implerstraße von der kommunalen Verkehrsüberwachung verstärkt kontrolliert werde. Davon erhofft sich die Behörde eine "nachhaltige" Besserung.

Sind Dialog-Displays wirksam?

Autofahrer halten sich innerorts eher an Geschwindigkeitsbegrenzungen, wenn sie über eine elektronische Anzeigetafel mit einem freundlichen „Danke“ belohnt oder einem dezenten „Langsam“ ermahnt werden. Dies ergab eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV - sie gehört zum Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft) zur Wirkung von Dialog-Displays. Digitale Geschwindigkeitsanzeigen erzielten im Vergleich eine geringere Wirksamkeit.

Für die Studie wurden über 9,4 Millionen Geschwindigkeitsmessungen im Bereich von zehn Displays ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Durchschnittsgeschwindigkeit je nach Fahrzeug und Fahrer um 1,8 bis sechs km/h verringerte. Der Anteil der Fahrer, die die erlaubte Höchstgeschwindigkeit überschritten, sank um 43 bis 64 Prozent.

Dialog-Displays können Tempolimits innerhalb von Ortschaften unterstützen. Zur Entschärfung von Unfallschwerpunkten sind sie laut UDV jedoch nicht geeignet. Ein langfristiger Effekt blieb ebenfalls aus. Nach dem Abbau der Geräte (wie beim gegenwärtigen München-Test) kehrten die Autofahrer zu ihrem ursprünglichen Verhalten zurück.


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