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"Im Notfall reagieren wir ganz schnell"

amanda bietet Beratung für junge Mädchen und Frauen in ganz München

Im Flur stehen Rucksäcke und Taschen, Jacken hängen übereinander, aus einem Zimmer dringt fröhliches Lachen. Ganz klar: bei amanda rührt sich was. Amanda ist keine Frau, die zum Ratsch eingeladen hat, amanda ist ein Projekt für Mädchen und junge Frauen mitten in Obersendling in der Gmunder Straße 7. Fünf Sozialpädagoginnen stehen Hilfe suchenden Frauen hier mit Rat zur Seite, gehen an Schulen, bieten Seminare an. Seit inzwischen 36 Jahren gibt es amanda in München.

Das ältestete Mädchenprojekt

"amanda ist das älteste Mädchenprojekt in Bayern", sagt Elena Golfidis, Vorstandsmitglied und zuständig für die Verwaltung. "Ursprünglich war das ein Modellprojekt für Mädchen, die Arbeit suchen."

Inzwischen ist amanda breit aufgestellt. Die Einrichtung bietet unter anderem mädchenspezifische Projekte an Schulen an. Dazu zählen Gewaltprävention, Sexualpädagogik, Gesundheitsprävention und Berufsorientierung. "Wir werden von allen Schularten angefragt", sagt Rebecca Fertl. In der vierten Klasse der Grundschulen stehe Sexualkunde auf dem Lehrplan. "Einige Schulen holen sich da gerne Unterstützung ins Haus. Es ist ist oft leichter, mit den Kindern dieses Thema zu besprechen, wenn man keine Lehrkraft ist", so Fertl. Dieses Projekt werde zunächst in den Klassen gemeinsam gestartet. "Aber dann trennen wir die Kinder. Eine unserer Sozialpädagoginnen spricht mit den Mädchen." Die Jungs würden in einer Gruppe von einem Mann betreut. "Da arbeiten wir mit Kollegen aus der Jungenarbeit zusammen", sagt Fertl. Und Golfidis ergänzt: "Unser Team ist sehr gut ausgebildet. amanda ist wirklich ganz nah dran."

Bei Konflikten helfend beistehen

Sexualpädagogik und Gewaltprävention - das seien die Hauptthemen, die von den Schulen angefragt würden. Oft laufe die Kontaktaufnahme über den jeweiligen Schulsozialarbeiter, manchmal auch über die Mädchenbeauftragte, die es an städtischen Schulen gebe. Außerdem ist amanda im Katalog des Pädagogischen Instituts gelistet. Das Institut ist im Referat für Bildung und Sport ein eigenverantwortliches Zentrum unter anderem für Fort- und Weiterbildung sowie für Beratung und Bildungsinformation. "Dort gelistet zu sein, ist schon sehr gut. Das kommt einem Gütesiegel gleich", erklärt Golfidis. Das Seminar zur Gewaltprävention erstreckt sich an den Schulen über zwei Tage. "Wenn wir sehen, dass es nach diesen zwei Tagen noch kein Ergebnis gibt, sprechen wir mit den Schulsozialarbeitern und können auch nochmal einen Termin anbieten", sagt Fertl. Denn: oftmals wird die Hilfe von amanda in Anspruch genommen, wenn es schon einen Konflikt im Klassenverbund gibt.

Doch amanda geht nicht nur an Schulen. Auch andere Einrichtungen können bei dem Projekt, dessen Trägerverein der "Verein für psychosoziale Initiativen e.V." ist, anfragen. Und: amanda bietet Seminare und Gespräche in den eigenen Räumen an. So wie an diesem Vormittag. Eine Gruppe von Mädchen ist mit ihrer Lehrerin hergekommen. Jetzt sitzen sie im so genannten "Roten Zimmer". In diesem Zimmer geht es nur um ein Thema: die Menstruation. In einer kleinen Ausstellung erfahren die Mädchen alles rund um die Monatsblutung und -hygiene. "Das macht eine Kollegin von uns. Die Lehrerin holt die Schülerinnen dann wieder um 12 Uhr ab."

Beratung für junge Schwangere

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei amanda ist die Beratung von jungen Schwangeren. "Wir helfen zum Beispiel bei dem ganzen Papierkram und begleiten die Schwangeren auf Ämter", sagt Golfidis. "Ein großes Thema ist außerdem die Wohnungsfrage. Wir versuchen da zu beraten oder weiterzuvermitteln", so Golfidis. Manchmal kämen die Frauen alleine in die Beratungsstelle, manchmal mit der Mutter. "Uns sind aber auch die werdenden Väter willkommen. Es ist schön, wenn sie dabei sind."

Wenn eine junge Frau eine Beratung möchte, läuft das über eine telefonische Anmeldung. "In der Regel können wir innerhalb einer Woche einen Termin anbieten. Bei einem Notfall reagieren wir aber ganz schnell", sind sich Fertl und Golfidis einig.

Finanziert wird amanda über die so genannte Regelförderung des Jugendamtes. "Das bedeutet, dass wir nicht jedes Jahr neu verhandeln müssen", sagt Golfidis. Rund 90 Prozent würden über das Jugendamt finanziert, der Rest laufe über Spenden oder Geldbußen aus Gerichtsverhandlungen.

Neuer Raum im Erdgeschoss

Über Spenden wird nun auch ein weiteres Angebot finanziert, das ab Januar bei amanda an den Start geht. "Wir haben im Erdgeschoss die Möglichkeit bekommen, einen Raum anzumieten", sagt Fertl. Im Moment sei man noch dabei, alles herzurichten. Aber: "Ein blaues Sofa ist schon da", freut sie sich. "Und die Wände haben wir gestrichen."

Der rund 40 Quadratmeter große Raum ist verwinkelt. An der Decke verströmen Lichtplatten einen leichten lilafarbenen Ton. "Die Mädchen, die das schon gesehen haben, fanden es toll", sagt Fertl. In den nächsten Tagen sollen noch die Einrichtungsgegenstände folgen, die für eine angenehme Atmosphäre wichtig sind: Kissen, ein paar Dinge für eine Kuscheldecke und Herdplatten, damit sich die Besucherinnen einen Tee kochen können. Außerdem fehlt noch ein Tisch. Der Raum wird ab Januar jeden Montag und Mittwoch von 15.30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. "Hier sollen sich Mädchen einfach in Ruhe treffen können", sagt Fertl. "Es ist immer eine Pädagogin anwesend. Die Mädchen können hier spielen, lesen oder einfach reden." Außerdem werde es auch eine Holzwerkstatt geben. Der Mietvertrag für den Raum läuft ein Jahr. "Wir wollen sehen, wie das angenommen wird", sagt Golfidis. Zu einer ersten Besichtigung besteht am Montag, 15. Dezember, die Möglichkeit. An diesem Tag wird von 15.30 bis 18 Uhr die Eröffnung gefeiert.

Weitere Informationen zu amanda gibt es unter wwww.amanda-muenchen.de im Internet.

Wer sich telefonisch anmelden möchte, kann dies unter 72 55 112. Die Telefonzeiten sind montags von 14 bis 16 Uhr, dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr und mittwochs von 12 bis 14 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten ist ein Anrufbeantworter angeschlossen.


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