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"Ideen der Bürger berücksichtigen"

Verkehrsfragen rund um das Gasteig-Interim sind noch offen

Die Isarphilharmonie ist fast fertig (hinten). Im Rohbau entsteht derzeit die Hochschule für Musik und Theater (Rohbau rechts). (Bild: job)

Die Verkehrssituation rund um den "Zwischengasteig" muss besser werden: Einstimmig hat der Sendlinger Bezirksausschuss (BA 6) Verbesserungen gefordert und damit die vielen Wünsche von Anwohnern aufgegriffen.

„Das Thema ist dringend, da der neue Gasteig bald seine Tore öffnen wird“, sagte Katrin Edelmann von den Grünen, auf deren Initiative der Forderungskatalog aus dem Bürgergremium zurückgeht. Es sei wichtig, die Anwohner anzuhören und gemeinsam mit ihnen an Lösungen zu arbeiten, so Edelmann.

Viele Sendlinger hatten ihre Ideen bereits im April bei einer Informationsveranstaltung zum neuen Gasteig eingebracht. Mehr als 150 Bürger beteiligten sich damals an der zweistündigen Diskussion, an der auch Max Wagner (Gasteig), Karin Hatt (MVG) Stadträtin Anja Berger (Grüne) und Bezirksausschutzvorsitzender Markus Lutz (SPD) teilgenommen hatten.

Zeitnahe Umsetzung

„Wir haben die Rückmeldung der Bewohnerinnen und Bewohner im Nachgang ausführlich besprochen. Insbesondere die angespannte Parksituation beschäftigt die Anwohnerinnen und Anwohner sehr – und das zurecht", erklärte Edelmann. Außerdem sei eine optimale Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr entscheidend – vor allem in den ersten Monaten. Auch für Radfahrer und Fußgänger, insbesondere in der Schäftlarnstraße, hält der BA Verbesserungen für wichtig.

Dr. Manuela Olhausen (CSU) betonte, dass die zeitnahe Umsetzung dringend sei. Denn bereits im Oktober werden die Isarphilharmonie und die denkmalgeschütze Halle E des Zwischengasteigs eröffnet. "Da wäre es mir wichtig, dass die Maßnahmen bis zum Beginn der Konzerte greifen und nicht Sparmaßnahmen zum Opfer fallen", so Olhausen.

Das Bürgergremium forderte die Stadt auf, die Ideen und Rückmeldungen der Bürger zu berücksichtigen oder alternative Lösungen für die um den Zwischengasteig erwarteten Verkehrsprobleme vorzulegen.

Den Parkdruck mindern

Um die Parksituation für Anwohner und Besucher des Zwischengasteigs sinnvoll zu regeln, schlägt der Bezirksausschuss unter anderem ein reines Anwohnerparken im Parklizenzbereich Brudermühlviertel am Abend und in der Nacht vor. Die jeweils rechte Fahrspur der Schäftlarnstraße entlang der Großmarkthalle und des Heizkraftwerks Süd soll abends und nachts für weitere kostenlose Parkmöglichkeiten reserviert werden. Gewünscht werden auch weitere Fahrradstellplätze inklusive einer MVG-Radstation.

Insbesondere in den ersten Monaten nach Inbetriebnahme des neuen Gasteig sollten verstärkte Parkkontrollen durchgeführt werden.

Den ÖPNV verstärken

Um die Besucher der Einrichtungen und Veranstaltungen des Zwischengasteigs möglichst ohne zusätzlichen Autoverkehr nach Sendling und nach Hause zu bringen, regte der BA erneut eine bessere Anbindung an den ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr) an. Für den ExpressBus X30 wünscht sich das Bürgergremium einen zusätzlichen Halt in der Schäftlarnstraße und den Sonntagsbetrieb. Auf der MetroBus-Linie 54 und der U3 sollten Verstärker-Busse und -Bahnen nach 22 Uhr und zu Stoßzeiten eingesetzt werden. Mittelfristig hält der BA die Einführung einer weiteren Buslinie (z.B. durch die Verlängerung der Busverbindung von Thalkirchen über die Schäftlarnstraße bis zum Gasteig HP 8 und weiter in die Innenstadt) für nötig.

 

Reicht es aus?

Ist die Anbindung des Gasteig-Interims an das ÖPNV-Netz aktuell ausreichend? Werden die Anregungen der Bürger und des Bezirksausschusses vor Eröffnung des Interims berücksichtigt? Das sagen die Beteiligten:

"Wir derzeit abgestimmt"

Die MVG erklärte:

Eine ÖPNV Anbindung des Interims-Gasteig über das bestehende Angebot hinaus ist zur Zeit Gegenstand der Abstimmung mit Landeshauptstadt München und Gasteig. Eine Entscheidung wird aktuell für Ende Juli 2021 erwartet.

"Das wird sich alles einpendeln"

Max Wagner (Geschäftsführer der Gasteig München GmbH) sagte:

Wir sind seit drei Jahren in Kontakt mit dem Bezirksausschuss und sind auf einer Linie. Aktuell reicht die Anbindung nicht aus. Bei großen Konzerten muss sie besser werden. Dessen sind sich alle bewusst, aber es sind auch alle zum Sparen angehalten – es ist ein ständiges Ringen. Wir besprechen genau das, was der BA vorschlägt: bei der U3 Spitzenbrecher einsetzen; den Bus 54 verstärken; der X30 wird am Gelände halten. Es wird einen 5-Minuten-Takt geben. So ist es geplant. Der Stadtrat wird Ende Juli darüber entscheiden. Zudem kommt man ja auch von der U1 am Candidplatz zum Gasteig HP8. Das wird sich alles einpendeln.

Wir werden 200 Stellplätze am Blumengroßmarkt am Abend nutzen können. Die Mitarbeiter dort sind ja eher morgens beschäftigt. Von dort planen wir eine Shuttleverbindung zum Gasteig HP8, weil der Weg zu Fuß zu weit ist. Wir bekommen zudem einen Parkplatz auf dem Großmarktgelände, wo früher die Tankstelle war. Auch das entzerrt etwas.

Wir sind uns alle einig, dass die kleinen Straßen um das Interim eine Parkzone nur für Anwohner sein sollten. Es wäre sehr gut, wenn das kommt. Das ist auch längst vom Bezirksausschuss beantragt, das müsste nur umgesetzt werden.

"Anpassung der Parkregeln zu Gunsten der Bewohner"

Das Mobilitätsreferat der Stadt München erläuterte:

Das Mobilitätsreferat schlägt vor, im Lizenzgebiet „Brudermühlviertel“ die Parkregeln in einzelnen Straßen an die künftigen Bedürfnisse von Anwohner*innen und Besucher*innen anzupassen. Inwieweit künftig Parken in der Hans-Preißinger-Straße noch möglich sein wird, ist im Augenblick noch nicht abschließend zu beurteilen, jedoch sollen zum jetzigen Zeitpunkt bereits sonstige Anpassungen diskutiert und rechtzeitig bis zur Inbetriebnahme des Interim-Geländes eine Umsetzung in die Wege geleitet werden. Hierzu fanden bereits Abstimmungstermine mit der Gasteig München GmbH statt.

Drei Straßen innerhalb des Lizenzgebietes erscheinen geeignet, im Rahmen der Straßenverkehrsordnung und unter Berücksichtigung der Parkraumbedürfnisse der Bewohner*innen künftig als Straßen mit ganztägiger Bewohnerparkregelung ausgewiesen zu werden. Auch für den bisher nicht geregelten Abschnitt der Westseite der Thalkirchner Straße südlich der Bleyerstraße soll künftig eine geeignete Parkregelung eingeführt werden.

Für die Hans-Preißinger-Straße ist denkbar, auf den nach Beendigung der Bauarbeiten verbleibenden Parkplätzen Bewohnerparken anzuordnen, um von Anfang an einen möglichen Parksuchverkehr aus der schmalen Straße – die für das Gasteig-Gelände die Zufahrt für die Versorgungsfahrten darstellt und durch die auch der Radverkehr aus dem Bereich des Flauchers in Richtung Norden verläuft – fernzuhalten.

Auch nach einer Anpassung der Parkregeln zu Gunsten der Bewohner des Viertels stehen Parkplätze für Besucher*innen im öffentlichen Straßenraum weiterhin zur Verfügung und das Gebiet bleibt erreichbar.

Die vom Bezirksausschuss Sendling beantragte Überprüfung der Gebietsgrenze „Brudermühlviertel“ am Südende des Gebietes im Bereich der Schäftlarnstraße wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres im Stadtrat behandelt. Vorbehaltlich der Zustimmung des Stadtrats könnte der Vorschlag des Mobilitätsreferates, die Grenze der Gebiete Brudermühlviertel / Thalkirchen in Richtung Süden bis in Höhe der Straße „Am Isarkanal“ zu verlegen, zeitnah umgesetzt werden.

 

Vorfreude auf den Gasteig, aber Verkehrssituation bleibt Herausforderung

In Sendling und in ganz München steigt mit jedem Tag die Vorfreude auf die Eröffnung des Gasteig-Interims. Die Baustelle an der Hans-Preißinger-Straße macht große Fortschritte – schon im Oktober soll das Interimsquartier HP8 eröffnet werden.

Sebastian Roloff, Bundestagskandidat der SPD im Münchner Süden, kann es kaum erwarten: „Die Einschränkungen während der Corona-Pandemie haben deutlich gemacht, wie wichtig Kunst und Kultur für Menschen sind. Deswegen freue ich mich ganz besonders, dass der Gasteig für die kommenden Jahre eine Heimat in meinem Wahlkreis im Münchner Süden findet.“

Im neuen Gasteig wird nicht nur die Philharmonie einen neuen Platz finden, sondern auch die Stadtbibliothek mit Lesecafé und viele weitere Angebote für alle Menschen aus München und dem Umland. Aber dieses tolle Kulturangebot stellt die Politik auch vor Herausforderungen: Die Schattenseite der Attraktivität des Gasteigs ist das höhere Verkehrsaufkommen, mit dem zwangsläufig zu rechnen ist und das die Anwohnerinnen und Anwohner in Sorge versetzt.

Sebastian Roloff erläutert: „Das Thema beschäftigt den Sendlinger Bezirksausschuss unter Leitung von Markus Lutz (SPD) seit Monaten. Bald wird es einen Beschluss im Stadtrat dazu geben. Die Planungen schauen so aus: Die MVG wird nach Konzertende auf der U-Bahnlinie 3 mehrere sogenannte Spitzenbrecher einsetzen, das heißt extra Fahrzeuge, um den Ansturm der Fahrgäste schneller zu bewältigen. Außerdem wird auf mehreren Buslinien der Takt verdichtet. Wer unbedingt mit dem Auto kommen muss, kann am Blumengroßmarkt parken und einen Bus-Shuttle nutzen.“

Der Sendlinger Bezirksausschuss fordert außerdem ein reines Anwohnerparken in der Nähe des Gasteigs und mehr Parkkontrollen, damit die Verkehrssicherheit in Sendling gewährleistet bleibt. Die Situation wird auch dadurch nicht leichter, dass die Haushaltssituation der Stadt München und der MVG durch die Corona-Pandemie sehr angespannt ist. Für die Politik eine große Herausforderung. Umso wichtiger sei es, so Roloff, dass die Kommunen durch Zuschüsse des Bundes entlastet werden. „Der Gasteig in Sendling ist sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen", so Sebastian Roloff, "bitte nutzen Sie die U-Bahn oder den Bus und verzichten Sie auf das Auto. Das ist auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und eine Entlastung für die Anwohnerinnen und Anwohner.“

 

"Wir haben scharfe Regelungen gefordert"

Der Sendlinger Bezirksausschuss hat auf Verbesserungen hinsichtlich der Verkehrssituation rund um das Gasteig-Interim gedrängt. Sein Vorsitzender Markus Lutz beantwortet die Fragen von Johannes Beetz:

"Nein, sie ist nicht ausreichend"

Ist die Anbindung des Gasteig-Interims an das ÖPNV-Netz aktuell ausreichend?

Markus Lutz: Nein, sie ist nicht ausreichend, auch wenn auf Grund der derzeitigen Corona-Lage nicht mit so vielen Gästen in der Anfangsphase des Gasteig HP8 gerechnet werden kann. Gerade eine Taktverdichtung beim MetroBus 54 sowie beim ExpressBus X30 wären wichtig.

"Taktverdichtungen beim ÖPNV"

Werden die Anregungen der Bürger und des Bezirksausschusses vor Eröffnung des Interims in einer konkreten Form berücksichtigt werden können?

Markus Lutz: Dies entscheiden final die beteiligten Referate (Mobilitätsreferat und Referat für Arbeit und Wirtschaft) sowie der Stadtrat. Ich hoffe, dass zumindest ein ordentlicher Grundstock an verkehrlicher Erschließung von Anfang an ermöglicht werden kann, auch wenn dies auf Grund der Corona-Lage derzeit natürlich schwieriger umzusetzen ist. Dazu zählen die Taktverdichtungen beim ÖPNV sowie auch ein hohe Anforderung bei der Parkraumbewirtschaftung.

"Dafür wurden Gelder beschlossen"

Sind Verstärkerfahrten der Linien 54 (Bus) und U3 nötig, umsetzbar - und bezahlbar?

Markus Lutz: Ja, die Verstärkerfahrten des MetroBus 54, des ExpressBus X30 sowie der U3 sind nötig und umsetzbar. Ob es bezahlbar ist, werden final die Referate und der Stadtrat entscheiden. Für die verkehrliche Erschließung des Gasteig HP8 wurden Gelder beschlossen, diese müssen dafür nun zweckgebunden eingesetzt werden, besonders für die Taktverdichtung beim ÖPNV, aber eben auch z. B. für eine weitere MVG-Radstation.

"Parkplatzsucher abschrecken"

Müssen die Anwohner damit rechnen, durch Besucher des Interims weniger Parkplätze in ihrer Wohnortnähe nutzen zu können?

Markus Lutz: Ehrlich gesagt: In der Anfangszeit ja. Darum haben wir im Sendlinger Bezirksausschuss scharfe Regelungen gefordert: Reines Anwohnerparken ab 18.00 Uhr im gesamten Parklizenzgebiet Brudermühlviertel und starke Überwachung des Parkraums durch die Kommunale Verkehrsüberwachung (KVÜ). Dies soll potentielle Parkplatzsucher abschrecken und diese zwingen, das Parkhaus am Blumengroßmarkt oder, noch besser, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.

"Das das Mobilitätsreferat umsetzen"

Sind Verkehrsmessungen / -zählungen nach Eröffnung des Interims geplant, um mögliche Probleme zeitnah lösen zu können?

Markus Lutz: Dies ist auch eine Idee, die das Mobilitätsreferat umsetzen sollte. Inwieweit die Planungen dafür vorgenommen wurden, ist mir derzeit nicht bekannt.


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