"Ich möchte etwas zurückgeben"
Vier Ehrenamtliche über ihren Einsatz beim FC Wacker München

Gholam Abdol, Binser Aygün, Christan Fix (von links) und Rudolf Dantinger (vorne) engagieren sich ehrenamtlich beim FC Wacker München. (Foto: tab)
Sie engagieren sich, wenn andere Feierabend machen, opfern einen Großteil ihrer Freizeit auch am Wochenende und sind vor allem mit Herzblut dabei: Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren. Mit ihrer Tätigkeit sind sie eine wertvolle Stütze für die Gesellschaft. Viele Vereine könnten ohne das Ehrenamt nicht existieren. Doch warum engagiert sich jemand unentgeltlich?
"Sport verbindet Menschen"
Für Binser Aygün vom FC Wacker München ist das eine klare Sache. "Ich engagiere mich ehrenamtlich, weil ich ein Teil dieser großen Familie bin, die Arbeit im Verein mir unheimlich viel Spaß macht und ich somit auch einen kleinen Beitrag leisten und der Gesellschaft etwas zurückgeben kann", sagt der Abteilungsleiter Jugend und U9-Trainer. Mit viel Elan dabei ist auch Rudolf Dantinger. Er wolle sich trotz seines Handicaps sinnvoll einbringen, so der Abteilungsleiter Herren, der im Rollstuhl sitzt. "Durch mein Engagement im Sportverein kann ich einen wichtigen sozialen Beitrag leisten", sagt er. Gholam Abdol ist U10-Trainer beim FC Wacker München. 1992 kam er als Flüchtling nach München. "Der Sport hat mir sehr geholfen. Ohne die Sprache zu sprechen, hatte ich nie das Gefühl anders zu sein. Sport verbindet Menschen, die nie zusammengekommen wären und es ist ein Gewinn für alle Seiten", betont der U10-Trainer. Sein Vereinskollege und ebenfalls U10-Trainer Christian Fix engagiert sich ehrenamtlich, "weil ich selbst sehr lange von ehrenamtlichen Trainern und Betreuern profitiert habe und unsere Gesellschaft zu nicht unbeträchtlichen Anteilen vom Ehrenamt lebt."
Wir sprachen mit Rudolf Dantinger (Abteilungsleiter Herren, 50), Binser Aygün (Abteilungsleiter Jugend, U9-Trainer, 44), Gholam Abdol (U10-Trainer, 37) und Christian Fix (U10-Trainer, 41) über ihr ehrenamtliches Engagement beim FC Wacker München:
"Seit gut einem Jahr"
Wie lange engagieren Sie sich schon beim FC Wacker München?
Rudolf Dantinger: Seit Dezember 2013.
Binser Aygün: Seit 2012 bin ich beim FC Wacker ehrenamtlich tätig.
Gholam Abdol: Ich bin seit gut einem Jahr bei FC Wacker München dabei.
Christian Fix: Seit zwei Jahren.
"Verantwortlich für die gesamte Jugendabteilung"
Welche Aufgaben haben Sie?
Rudolf Dantinger: Ich bin Abteilungsleiter der Herren-Fußballabteilung. Meine Aufgaben sind die An- und Abmeldung der Mitglieder im Verein und beim Verband und ein Teil der bürokratischen Angelegenheiten mit dem Fußballverband.
Binser Aygün: Als Jugendleiter bin ich verantwortlich für die gesamte Jugendabteilung und der Ansprechpartner für die Spieler, Trainer und Eltern von aktuell 16 Mannschaften. Meine Hauptaufgaben sind Mitgliederverwaltung, Gewinnung von neuen Trainern, Koordination von Trainings- und Spielbetrieb, Beschaffung von Trainingsmaterialien, Kommunikation mit dem Fußballverband, Organisation von Veranstaltungen und Turnieren. Nebenbei betreue ich die U9 als Trainer.
Gholam Abdol: Ich bin einer von zwei Trainern der U10. Dreimal die Woche sind wir mit den Kindern auf dem Rasen. Hinzu kommt Trainingslager, Unterstützung im Verein sowie Organisation und Planung von Winter- und Sommerturnieren.
Christian Fix: Hauptsächlich bin ich Trainer und Betreuer einer E/F-Jugend-Mannschaft. Da wir einen prall gefüllten Spielplan haben und die Eltern nicht immer auf die Turniere oder Spieltage mitfahren können, bin ich auch häufiger Chauffeur der Jungs und bei Verletzungen in Personalunion die medizinische Abteilung der Mannschaft.
"Eine kurze Auszeit"
Ehrenamt ist nicht immer nur "Frieden, Freude, Eierkuchen" - was machen Sie, wenn es Konflikte gibt oder Sie mal nur "angemessen" motiviert sind?
Rudolf Dantinger: Wenn es Konflikte gibt versuche ich diese so gut wie möglich im Sinne des Vereins zu klären. Wenn ich mal nur "angemessen" motiviert bin, nehme ich mir eine kurze Auszeit, um dann wieder voller Elan an die Sache ran zu gehen.
Binser Aygün: In so einer großen Familie können nicht immer alle die gleiche Meinung haben. Das Schöne ist aber, dass alle nur das Beste für den Verein wollen und man sich am Ende immer einigt. Probleme werden mit allen Beteiligten an Elternabenden oder Vorstandssitzungen ausdiskutiert. Momente, in denen man nur "angemessen" motiviert ist, dauern höchstens drei Minuten, bis man wieder auf dem Platz steht und mit den Kindern trainiert.
Gholam Abdol: Konflikte treten meistens wegen falscher Erwartungen oder falscher Kommunikation auf. Wir versuchen es mit Transparenz und beziehen die Eltern so früh wie möglich ein. Falls es doch zu Konflikten kommt, versuchen wir Trainer immer fair zu bleiben und einen guten Kompromiss für beide Seiten zu finden. Letztendlich ist es Breitensport, es geht in erster Linie um Spaß und Bewegung.
Christian Fix: Persönliche Motivationsprobleme gab es bislang keine, vielleicht da ich sehe, dass viele der Jungs toll mitziehen. Auch mit den Eltern gab es bislang wenig Probleme. Und wenn doch welche auftauchen, hilft nur direkte Kommunikation mit den Beteiligten und klare Regeln für alle. Wenn die Schwierigkeiten dadurch nicht auszuräumen sind, müssen alle Beteiligten (Eltern, Trainer, Jugendleiter) gemeinsam entscheiden, was für Kind und Verein die beste Lösung ist.
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