Heißgeliebter Park
Mit kreativen Lösungen Konflikte im Westpark minimieren
Der Westpark: Ein Idyll, das sich jetzt im Winter etwas ruhiger gibt und vorwiegend von Spaziergängern, Schlittenfahrern, Schneemannerbauern und Langläufern genutzt wird. Kein Open-Air-Kino, keine Grillfeste, kein quirliges Biergartengeschehen. Aber so sicher wie das Amen in der Kirche ist, dass, sobald die Tage wieder länger werden, der Schnee geschmolzen ist und die Sonne wieder wärmt, sich im Westpark wieder kleinere und größere Dramen abspielen werden. Weil die einen es gerne laut haben, die anderen nicht, die einen dort am liebsten täglich und mit allen Freunden den Grill anschmeißen würden, die anderen sich nach frischer Luft sehnen und einem ruhigen Plätzchen zum Seele baumeln lassen.
Nun hat im letzten Jahr eine Abteilung im Amt für Wohnen und Migration, die sich "Allparteiliches Konfliktmanagement in München" nennt, kurz AKIM, den Westpark genau unter die Lupe genommen. Die Fragestellung war, wie man Nutzungskonflikten an diesem Ort, den augenscheinlich so viele lieben, begegnen kann. Dazu sind an zwanzig verschiedenen Wochen- und insbesondere Wochenendtagen zwischen 13 und 21 Uhr immer zwei Mitarbeiter aus dem AKIM-Team im Park unterwegs gewesen, haben die Lage sondiert und sich gezielt mit verschiedenen Gruppen unterhalten.
Von Großgruppengrillern und Kleingruppengrillern
Großer Saal im Sozialbürgerhaus in der Meindlstraße, Bezirksausschusssitzung im Januar: Draußen liegt Schnee und über sommerliches Grillvergnügen denkt wahrscheinlich im Raum keiner nach. Das ändert sich schlagartig, als Brigitte Gans und Elisabeth Raschke ihre über das letzte Jahr gesammelten Erkenntnisse zum Thema "Westpark" darlegen. Die so lebendigen Schilderungen von Raschke, die im Sommer in der roten AKIM-Weste im Westpark unterwegs war und den direkten Kontakt mit den verschiedensten Gruppierungen, aber auch einzelnen Besuchern aufgenommen hat, versetzen die Zuhörer im Sitzungssaal sofort an den Ort des Geschehens: Von Grillasche, die in den See geschüttet wird, über Großgruppengriller, die sehr gut ausgerüstet sind und ihren Grillplatz sauber hinterlassen, weil sie sogenannte "Abonnement-Kunden" des Westparks sind und immer wieder kommen, ist die Rede. Auch von der großen Gastfreundschaft vieler Gruppierungen, die ihre Wurzeln in den unterschiedlichsten Nationen haben, wird berichtet. "Wenn ich überall mitgegessen hätte, würde man das mir jetzt ansehen", so Raschke mit einem Augenzwinkern.
Viele macht nur dieser Park selig
Natürlich aber geht es den Konfliktmanagern nicht um Einladungen zum Mitessen, sondern darum, direkt vor Ort zu schauen, welche verschiedenen Gruppierungen mit teilweise gegensätzlichen Bedürfnissen dort regelmäßig aufeinandertreffen und welche Lösungsmöglichkeiten es gibt, um allen gerecht zu werden. "Wir hören hin und fragen nach, um uns ein Bild zu machen", so die Konfliktmanager. „Die Situation im Westpark stellt sich so dar, dass viele Nutzer an bestimmten Tagen – nämlich an sonnigen Wochenendtagen – auf beschränktem Raum ihre Freizeit auf unterschiedliche Weise genau dort verbringen wollen.“ Wie sie weiter ausführen, kommen nicht nur die direkten Anlieger, sondern auch viele Menschen, die zum Teil weite Anfahrten auf sich nehmen, um an genau diesem Fleckchen Erde genussreiche Stunden zu verbringen. "Andere wohnen sehr beengt und nutzen den Westpark quasi als erweitertes Wohnzimmer, um mit der Großfamilie und Freunden zusammenzukommen. Alle wollen im Grunde dasselbe, nämlich ihre Freizeit im Westpark verbringen.
Grillkalender eine Lösung?
Drei Konfliktlinien, so erklärt Elisabeth Raschke, seien nach Analyse des Geschehens im Westparks zu nennen: Zeit, Sauberkeit und Fläche. An diesen drei Punkten wurde in einem Workshop angesetzt, bei dem sich AKIM, Polizei, das Gartenbauamt und weitere Akteure im November 2015 an einen Tisch setzten. Im Hinblick auf den Faktor "Zeit" und "gleichberechtigte Nutzung" soll die Idee eines Grillkalenders weiter verfolgt werden. So könnte beispielsweise festgehalten werden, dass an jedem ersten Wochenende des Monats das Grillen im Park untersagt ist und man würde damit denen gerecht werden, die sich an der rauchgeschwängerten Luft stören. Schon im Frühjahr 2015 wurde ein Flyer entwickelt, in dem Informationen zum Grillen im Westpark zusammengefasst sind. "O' grillt ist! Grillen aber fair!" steht drauf und enthält Informationen rund ums "faire Grillen".
Verfall begünstigt Vandalismus
Nicht nur Lösungen, um die Grillerei und Feierei im Westpark so zu regeln, dass jeder zum Zuge kommt, werden von den Konfliktmanagern von AKIM gesucht. Auf Nachfrage des BA bestätigten sie die Annahme, dass kaputte Möbel, heruntergekommene Anlagen, demolierte Schilder auch dazu beitragen, dass Vandalismus sich weiter ausbreitet. "Wenn etwas kaputt ist, lädt das ein, weiter zu zerstören", erläutert Raschke den sogenannten "Broken-Windows-Effekt". Insbesondere wies sie auch auf die veraltete Beschilderung hin, die längt nicht dem Stand der heutiger Parkbeschilderungen entspreche und die Orientierung schwierig mache. Die Mitglieder des Bezirksausschusses bestätigten alle Darlegungen der Damen von AKIM, und eine weitere intensive Zusammenarbeit wurde im gegenseitigen Einverständnis ausgemacht.
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