Fußball macht Verständigung möglich
Die Jungs vom Partnachplatz haben mit "buntkicktgut" ein Team aufgebaut
Acht Jungs zwischen zehn und 16 Jahren treffen sich bereits seit gut einem halben Jahr jeden Montag auf dem Bolzplatz im Westpark. Das Zuhause Ihrer Eltern war einst im Irak, in Bulgarien oder Ghana, in Afghanistan oder Somalia. Die Kids kommunizieren dennoch mühelos in deutscher Sprache. Darüber hinaus haben die Jugendlichen dreierlei gemeinsam: Sie alle wohnen in der Kompro-B-Wohnanlage am Partnachplatz (Albert-Roßhaupter-Straße 82-86), sie haben alle einen enormen Bewegungsdrang und sie lieben Fußball.
Der Lärm beim Spielen im Innenhof der Häuser geht manchen Anwohnern jedoch auf die Nerven, in der Grünanlage am Partnachplatz dürfen sie auch nicht kicken. Folglich organisierten Vladimir Omelcenko, Quartiersstreetworker vom Wohnforum (Tochtergesellschaft des städtischen Wohnungsbauunternehmens GEWOFAG) und Sokol Lamaj von der Initiativgruppe buntkicktgut einen Termin zum gemeinsamen Kicken im Westpark. „Während es anfangs durchaus häufiger Streit gab in der Gruppe, haben sich die Jungs inzwischen als echtes Team zusammengefunden", sagt Lamaj. Derzeit noch in der Rolle des Trainers wird Lamaj die Regie nach und nach an Fast, einen 16-Jährigen aus der Gruppe, abgeben. Ziel ist, dass das Team sich selbstständig organisiert, sich einen eigenen Team-Namen wählt, einheitliche Trikots bekommt und letztlich auch an den Turnieren der buntkicktgut-Liga teilnimmt. Finanzielle Unterstützung wurde der Gruppe kürzlich von der GEWOFAG zugesagt.
Soziales und kulturelles Miteinander
Den Jugendlichen eine sinnvolle und gesunde Freizeitbeschäftigung anzubieten und Möglichkeiten für ein soziales und kulturelles Miteinander aufzuzeigen, ist Ziel der Initiatoren von „buntkicktgut". In seiner bestehenden Form und Dimension ist das Projekt der interkulturellen Verständigung ein bundesweit einzigartiges Beispiel für organisierten Straßenfußball. Mittlerweile hat diese von der Initiativgruppe e. V. / IG Feuerwache und dem Amt für Wohnen und Migration der Landeshauptstadt München gemeinsam getragene Liga längst ihren festen Platz im Sportgeschehen der Stadt.
Die Idee zur interkulturellen Münchner Straßenfußball-Liga entstand 1997 aus der Betreuungsarbeit von Kindern und Jugendlichen in Münchner Gemeinschaftsunterkünften für Bürgerkriegsflüchtlinge und Asylbewerber. „Fußball zu spielen ist etwas, das sie alle kennen und mögen", sagt Mitinitiator und Projektleiter Rüdiger Heid: „Gerade wenn Sprachlosigkeit herrscht, ist der Fußball ein Medium, mit dem Verständigung möglich ist - durch Gestik, Mimik und Körpersprache. Wir wollen die Kinder und Jugendlichen durch gemeinsame Aktivitäten in die Gemeinschaft einbinden."
Spaß, Fairness und Toleranz
Gemeinsam zu Kicken macht Spaß, verlangt aber auch Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, ebenso verantwortungsvollen Umgang mit den Jüngeren. Der Mannschaftssport fördert zudem den Teamgeist, die Identifikation mit dem eigenen Lebensumfeld und das Selbstwertgefühl. „Bei den Aktionen erfahren die Kinder und Jugendlichen Anerkennung ihrer Person, unabhängig von ihrer Lebenslage und ihrer kulturellen Herkunft. In die Spiel- und Wettbewerbskultur stehen zentrale Wertkategorien im Fokus: Fairness, Toleranz, Partizipation, Gewaltfreiheit", betont Haid. „All diese Werte vermitteln unsere erfahrenen und engagierten Betreuer konsequent durch ihre Grundhaltung und ihr Vorbild."
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