Fünf Wünsche zum Hochhaus
Bürgergremium diskutiert über Bebauungsplan
Der Bezirksausschuss Münchner Süden (BA 19) hat nach kontroverser Diskussion dem Entwurf für einen neuen Bebauungsplans für das ehemalige Siemens-Hochhaus zugestimmt. Bereits zuvor hatte das Bürgergremium den Entwürfen für die Nachbargrundstücke zugestimmt, wo Wohnungen entstehen sollen. Dass für beide Areale getrennte Bebauungsplanverfahren eröffnet wurden, hatte das Gremium stets kritisch gesehen. Immherhin will die Stadtverwaltung ihre beiden Entwürfe dem Stadtrat nun zur gemeinsamen Beratung vorlegen.
Klimaschutz vor Denkmalschutz
Die Gestaltung und Farbgebung der Fassade des Hochhauses hat für den Bezirksausschuss sehr hohe Priorität, schließlich präge das das Stadtviertel. Die bislang vorgestellten Pläne zur Fassadengestaltung mit Beibehaltung der rechteckigen Fassadenstruktur finden die Unterstützung des Bezirksausschusses. Dies betrifft auch den transparenten Windschutz auf dem Dach des Gebäudes. Die geplante Nutzung regenerativer Energiegewinnung sieht der BA positiv. Ebenso wichtig sei eine energetische Optimierung. Diese Gesichtspunkte haben für das Bürgergremium gegenüber Anforderungen des Denkmalschutzes Vorrang.
Das will der Bezirksausschuss
In seiner Stellungnahme zum Hochhaus-Bebauungsplan formulierte der Bezirksausschuss mehrheitlich fünf Punkte, wo er Nachbesserungsbedarf bzw. Wünsche hat:
Baumbestand erhalten
Der südliche Anbau sei vom Baumschutz her zu optimieren. Der Bebauungsplan soll auch der Stärkung des landschaftlich bzw. parkartig geprägten Bildes an der Siemensallee sowie dem Erhalt des wertvollen Baumbestandes insbesondere entlang der Siemensallee / südlichen Baierbrunner Straße dienen.
Besser an ÖPNV anbinden
Der Bezirksausschuss fordert zudem eine deutliche Stärkung des ÖPNV-Angebots: Da vor Ort im Umgriff des angrenzenden Areals ca. 3.300 neue Bürger einziehen werden, 950 Arbeitsplätze geschaffen werden, 280 Wohnheimplätze im Bestand bleiben und im ehemaligen Siemens-Hochhaus ca. 1.500 bis 2.000 Arbeitsplätze entstehen sollen, braucht es mehr "Öffis". Der BA 19 fordert hier eine Verbesserung der Busanbindung, Taktverdichtungen bei U-Bahn, S-Bahn und Bus, sowie eine direkte Anbindung an die Tramwesttangente über eine Verlängerung Aidenbachstraße und Siemensallee.
Verkehr auf Fahrrad umlenken
Der BA drängt auf eine frühzeitige Ausarbeitung eines detaillierten Mobilitätskonzepts zur Minimierung des motorisierten Individualverkehrs. Dieses müsse integraler Bestandteil der weiteren Planungen sein, um einen möglichst großen Teil des zukünftigen Berufsverkehrs auf den ÖPNV und das Fahrrad umzulenken, damit die benötigten Kfz-Stellplätze reduziert werden können. Die genehmigten 420 Stellplätze für den motorisierten Individualverkehr seien in der Tiefgarage zu realisieren.
Die Anzahl der Fahrradabstellplätze (über 400) müsse festgeschrieben werden. Sie müssen gut erreichbar (befahrbare Rampe) und wetterfest sein. Ein "Mobilitätsanlaufpunkt" sei einzuplanen (mit z.B. Radlreparaturservice, Angebote an Leih-, Miet-, Berufs- und Leasingrädern, Carsharing, etc.). Die Stadt solle zudem die Radwegverbindungen in der Umgebung optimieren.
TG-Ausfahrten sicher machen
Die Situation an der Tiefgaragenausfahrt müsse wie auf die Verkehrssicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer hin überprüft und optimiert werden. Die Sicherheit der Radfahrer und Fußgänger müsse auch beim erwartbar hohen Verkehrsaufkommen an der Tiefgaragenein- und -ausfahrt jederzeit gewährleistet sein, fordert der BA. Er wies zudem auf die Radwegverbindung entlang der Siemensallee hin, die auch von vielen Schülern genutzt wird.
Durchquerung leicht machen
Unzufrieden ist das Bürgergremium beim jetzigen Planungsstand mit der Möglichkeit, das Gelände zu durchqueren. Der Zusatzbau im Norden dürfe den östlichen Zugang zum zentralen Platz am Mäanderder geplanten Bebauung nicht verstellen, fordert der BA. Stadtverwaltung und Investor sollen prüfen, ob z.B. durch eine Höhersetzung des Verbindungsbaus zwischen Hochhaus und nördlichem Konferenzbau eine zusätzliche ebenerdige öffentliche Durchwegung zwischen Maurer-Hochhaus und Konferenzbau entstehen könnte.
Ein Quartier, zwei Pläne
Es war einmal, da wollte Siemens seinen Mutterstandort mit dem Hochhaus an der Baierbrunner Straße und weiteren 104 Firmengebäuden öffnen und innerhalb eines Jahrzehnts in ein völlig neues Stadtviertel verwandeln. 25.000 Menschen sollten in dieser "Siemensstadt" wohnen und arbeiten. 1,5 Milliarden Euro wollte Siemens sich das kosten lassen und glaubte, alles wäre bis 2013 fertig. Es kam anders. Siemens gab den Standort auf, an der Baierbrunner Straße entstand ein neues Viertel („Isar Süd“). Rund um das Hochhaus tat sich jedoch wenig. Zu seinen Füßen (zwischen Hofmannstraße und Siemensallee bzw. Baierbrunner und Allmannshausener Straße) soll nun ein eigenständiges Quartier mit 1.000 Wohnungen als "Campus Süd" angelegt werden. Was hier konkret gebaut werden kann, muss in einem Bebauungsplan festgelegt werden. Dieser Bebauungsplan macht jedoch einen Bogen um das Hochhaus und klammert es aus. Für das markante Gebäude und sein Grundstück wird ein eigener, zweiter Bebauungsplan ausgearbeitet.
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