Fauxpas beim Start - Abschied in Ehren
Von lässiger Haltung und prägenden Bäumen
Im Nachrückverfahren kam der Physiker Dr. Jürgen Klunker 1994 – also inmitten der Legislaturperiode – für die Grünen in den Bezirksausschuss (BA) Sendling-Westpark. Der Grund: Jerzy Montag, der das Amt zuvor innehatte, schied aus, um sich auf seinen Wahlkampf für ein Landtagsmandat zu konzentrieren.
Ins erste Fettnäpfchen trat er, noch ehe seine erste BA-Sitzung begann. Denn zuvor musste der Neue seinen „Amtseid" ablegen. Zwei Tage danach lag ein Brief von Alfred Nagel, der schon damals Vorsitzender der CSU-Fraktion war, auf dem Schreibtisch der Vorsitzenden Ingrid Notbohm. Nagel forderte, dass geprüft werde, ob der Eid denn überhaupt rechtmäßig gewesen sei. Denn Herr Dr. Klunker habe während der Zeremonie zeitweise beide Hände nach unten hängen lassen, zeitweise gar eine Hand in die Hosentasche gesteckt. Tatsächlich muss man bei einer Vereidigung die rechte Hand heben. So sorgte Nagels Anfrage für Furore. Schließlich ließ sich klären, dass bei BA-Mitgliedern keine „Vereidigung" erfolgt, sondern eine sogenannte Gelobigung. Und die war in der erfolgten Form durchaus rechtskräftig. „Inzwischen können wir alle über den Fauxpas lachen. Und selbst Herr Nagel versicherte mir kürzlich schmunzelnd, dass sich seine Zweifel an der Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit meines Gelöbnisses im Lauf der vergangenen 20 Jahre gelegt haben", erzählt Klunker.
Die Unsicherheiten, wann die untere Naturschutzbehörde eine Baumfällung bewilligt und welches Gewicht die Beurteilung des BAs hat, wurden im Lauf von Klunkers Amtszeit bereinigt. Eingeführt wurde beispielsweise die Regelung, dass Bäume, die prägend sind für den optischen Eindruck eines Grundstücks, nicht ohne triftigen Grund gefällt werden dürfen.
Prägend wurde Dr. Klunker allemal im BA 7, dessen zweiter stellvertretender Vorsitzender er von 2008 bis 2014 war. Nun hat er sich aus dem Amt verabschiedet, Langeweile droht ihm dennoch nicht. Dafür werden sein weiteres Engagement für erneuerbare Energien und seine fünf Enkelkinder sorgen.
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