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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Fast wie ein „Passionsspiel“
Figurentheater erzählt die „Sendlinger Mordweihnacht“
Bereits zum zweiten Mal bringt die Theatergruppe „Sendlinger Mordweihnacht“ ihr gleichnamiges Figurenspiel am Ort des historischen Geschehens im Stemmerhof in Sendling zur Aufführung. Der mehrfach ausgezeichnete Theatermann Gerhard Weiß, der seit über 40 Jahren in München die Theaterwerkstatt „I-Piccoli“ betreibt, nahm im Jahr 2005 den 300. Gedenktag des Dramas der „Sendlinger Mordweihnacht“ zum Anlass, ein bäuerliches Stück mit handbemalten Holzfiguren zu inszenieren: „Des wütenden Todts umständige Beschreibung des Tages und der heiligen Nacht unseres Herrn Geburt, welche sich in der kurfürstlichen Residenzstadt zu Munichen anno domini 1705 zugetragen.“
Das Stück ist keine Verherrlichung von Heldentum, falsch verstandenem Patriotismus oder gar Nationalismus, sondern es zeigt die Grausamkeit des Kriegsgeschehens und den blanken Hass, mit dem man die verzweifelten Aufständischen im Jahr 1705 niedermetzeln ließ. Mehr als tausend Menschen verloren damals rund um die Sendlinger Dorfkirche und die anliegenden Gehöfte ihr Leben. Eingebettet in eine tragische Liebesgeschichte als fiktionale Rahmenhandlung wird in diesem Theaterstück die historische Situation im geschichtlichen Kontext thematisiert.
Geld, Geschäfte, Obrigkeitshörigkeit, Ausbeutung und Unterdrückung, nicht zuletzt verzweifelte Liebe und Verrat, sind die Zutaten zu diesem - nur scheinbar – lokalen Ereignis, das damals ganz Europa bewegt hat. Die Aufständischen konnten mit ihrem demokratischen Ansatz zunächst keine nachhaltigen Erfolge verzeichnen, aber sie hatten ein Gegenmodell zur absolutistischen Herrschaft in die Welt gesetzt.
Geschichte verankern
Vor etwa drei Jahren, nachdem das Figurentheater „Sendlinger Mordweihnacht“ mehrfach erfolgreich aufgeführt worden war, hatte Gerhard Weiß die Idee, dieses Theaterstück, das so eng mit dem Stadtteil Sendling verbunden ist, genau dort - fast wie ein „Passionsspiel“ - dauerhaft zu verankern und er begab sich auf die Suche nach Sendlinger Bürgern, die bereit waren, mit ihm diese Idee umzusetzen - die Theatergruppe „Sendlinger Mordweihnacht“ entstand. Engagierte Bürger haben sich zum Ziel gesetzt, bayerische Geschichte vor Ort zu verankern und lebendig werden zu lassen und haben das Figurentheaterstück zur „Sendlinger Mordweihnacht“ im Jahr 2017 erstmals in neuer Besetzung im ars musica im Stemmerhof zur Aufführung gebracht.
Zwei Aufführungen
Jetzt wird die Sendlinger Theatergruppe das Figurenstück mit Unterstützung von Gerhard Weiß und dem I-Piccoli-Theater erneut aufführen. Musikalisch unterstützt wird sie dabei auch diesmal von Michaela Dietl (Akkordeon) und Claudia Höpfl (Zither). Gespielt wird beim ars musica e. V. im Stemmerhof, Plinganserstraße 6, am Samstag, 12. Januar, um 20 Uhr und am Sonntag, 13. Januar, um 16 Uhr.
Karten unter T el. 089 / 66698597 oder reservierung@ars-musica-muenchen.de. Das Theaterprojekt wird unterstützt von der Landeshauptstadt und vom Bezirksausschuss Sendling.
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