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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Es bleibt beim Nein
OB Reiter lässt Erklärung zu Resi Huber nicht ergänzen
In München sind etliche Straßen nach Menschen benannte, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden oder gegen sie Widerstand leisteten. Seit 2012 ist es möglich, an "ihren" Straßenschildern Erläuterungstafeln anzubringen, um an diese Menschen zu erinnern. Stadtweit sind bis Ende dieses Jahres 150 derartige Erläuterungen vorgesehen.
Kurzer Text für mutige Frau
Resi Huber setzte im Konzentrationslager Dachau ihr eigenes Leben aufs Spiel, um den dort gefangenen Menschen zu helfen. Nach dem Krieg setzte sie sich als Friedensaktivistin u .a. als Mitglied in KPD und DKP und gab - wie Max Mannheimer - ihre Erlebnisse und ihr Wissen über die NS-Zeit an die nächste Generation weiter.
Im Oktober 2012 wurde der Platz über dem U-Bahnhhof Brudermühlstraße nach Resi Huber (sie starb 2000 in Sendling) benannt. Seither setzt sich der Bezirksausschuss (BA) Sendling dafür ein, angemessen an ihre Lebensleistung zu erinnern. Mit dem Erläuterungstext, der 2014 vom Ältestenrat festgelegt wurde, sind die Sendlinger aber äußerst unzufrieden. Der kurze Text lautet: "Resi Huber (1920-2000) half Häftlingen im KZ Dachau und riskierte dabei ihr Leben."
Hintergrund wird ausgeblendet
Mit dieser Fassung werde die Geschichte nicht zur Kenntnis genommen, wendet der BA ein. Hubers Leistung auf ihre ebenso mutige wie menschliche Unterstützung der KZ-Gefangenen einzuschränken, werde ihrer Lebensleistung nicht gerecht. Für Resi Hubers Leben sei es wesentlich gewesen, dass sie Antifaschistin war. Viele Opfer der Nationalsozialisten wurden gerade deswegen verfolgt, weil sie Kommunisten oder Antifaschisten waren, erinnerte Ernst Dill (SPD). Daher dürfe Hubers Parteizugehörigkeit nicht verschwiegen werden, findet der BA und möchte, dass auf der Erläuterungstafel Resi Huber auch als "Kommunistin-Antifaschistin" und "Friedensaktivistin" benannt wird.
OB Reiter entscheidet gegen BA
Oberbürgermeister Dieter Reiter hat diesen Wunsch nun endgültig abgewiesen. Er erkennt zwar den erheblichen Aufwand der Sendlinger an, die sich für eine informative Gestaltung der Tafeln einsetzten, besteht aber auf der einheitlichen Gestaltung aller Erläuterungstafeln. Diese verzichten grundsätzlich auf die Nennung von Parteizugehörigkeiten. "Der Text für den Resi-Huber-Platz wird nicht mehr geändert", entschied Reiter.
Vier Texte werden geprüft
Anders als im Fall Huber entschied der Oberbürgermeister bei vier weiteren Straßen und Plätzen in Sendling: Sie sind nach Franziska Reindl, Max Hirschberg, Albert Roßhaupter und Fritz Endres benannt. Alle vier wurden von den Nationalsozialisten verfolgt (die beiden Letztgenannten stimmten im Landtag 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz und waren danach mehrmals im KZ Dachau inhaftiert). Reiter sagte zu, die Erläuterungen für diese vier Straßennamen noch einmal vom Stadtarchiv prüfen zu lassen.
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