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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Einfach durchs Leben helfen"
Integratives Wohnprojekt von Condrobs e.V. - Junge Flüchtlinge und Studenten unter einem Dach
Begegnungsstätte und Wohnhaus, kurz eine ganz besondere "Gemeinschaftsunterkunft" ist in den vergangenen Monaten in einem ehemaligen Bürogebäude in der Kistlerhofstraße entstanden. Jetzt hat sie sich mit Leben gefüllt.
Studenten und junge Flüchtlinge wohnen seit wenigen Tagen gemeinsam unter einem Dach. Der Verein Condrobs e.V. hat das Gebäude mit rund 4.500 Quadratmetern angemietet. Im vergangenen Dezember berichtete Frederik Kronthaler, Geschäftsführer Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene, im Bezirksausschuss (BA) 19 über dieses integrative Wohnprojekt. Seitdem wurde renoviert und umgebaut. Aus den Büros sind schöne Studentenappartments und Zimmer für Flüchtlinge geworden. Im Erdgeschoss entsteht derzeit noch ein Tagescafé.
Nachbarn bieten Hilfe an
"Wir haben insgesamt 42 Appartments für die Studierenden und 61 Wohnplätze für junge Flüchtlinge", sagt Melanie Contu, Abteilungsleiterin des Integrationsprojekts Kistlerhofstraße. Derzeit lebten rund 30 Studenten und 20 Flüchtlinge in der Kistlerhofstraße. Die Flüchtlinge würden vom Jugendamt vermittelt. "Es sind alles junge Menschen, die als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gekommen sind. Sie haben vorher in anderen Einrichtungen gelebt und sind inzwischen sehr gefestigt. Sie gehen entweder zur Schule oder machen eine Ausbildung", so Contu. Betreut würden die Flüchtlinge durch pädagogisches Fachpersonal von Condrobs. "Es ist auch immer eine Person über Nacht da", sagt sie. Erfreut zeigt sich Contu über die Reaktionen aus der Nachbarschaft. "Wir haben schon Anrufe von Anwohnern erhalten, die ihre Hilfe angeboten haben." Auch Firmen aus der Umgebung hätten sich gemeldet und ihre Hilfe zugesichert.
"Studenten müssen ins Konzept passen"
"Mit den Studenten haben wir ein reines Mietverhältnis", sagt Contu. "Es ist uns aber wichtig, dass sie in das Konzept passen." Die Studenten müssten sehr gut deutsch sprechen. "Denn über die Sprache funktioniert die Integration. Und sie sollten zum Beispiel einen Hingergrund in Sachen Jugendarbeit haben. Wir haben Studenten hier, die bei den Pfadfindern waren oder Übungsleiter in Vereinen", erklärt Contu. Die Nachfrage nach den Appartments sei groß. In der Regel würden die Bewerber durchs Haus geführt und bekämen die Gelegenheit, sich in einem Gespräch vorzustellen. "Der Studiengang spielt dabei keine Rolle", sagt Contu. "Die Studenten müssen einfach Lust auf das Leben hier im Haus haben und bereit sein, sich einzubringen."
"Ich hatte sofort Anschluss"
Einer, der wunderbar in das Konzept passt, ist Malte Satow. Der 19-Jährige stammt aus der Nähe von Köln und hat zum Wintersemester sein Geographie-Studium in München aufgenommen. "Ich war auf der Suche nach einer Wohnung und bin auf dieses Projekt gestoßen", sagt er. "Ich fand die Idee sehr gut. Außerdem habe ich mir auch schon überlegt, wie man sich in der Flüchtlingshilfe engagieren kann. Ich wollte einfach etwas für die Integration tun." Erfahrungen im sozialen Bereich hat er bereits gesammelt. "Ich habe für ein halbes Jahr in Peru in einem Bergdorf in den Anden mitgearbeitet." Erst seit wenigen Tagen wohnt der Student in seinem Appartment. Es ist ausgestattet mit Bett, Schreibtisch, Schrank und Bad. Gekocht wird in einer großzügigen Gemeinschaftsküche. Anschluss hat Malte sofort gefunden. "Ich bin überrascht, wie schnell das ging und wie gut die Flüchtlinge deutsch sprechen. Wir haben schon zusammen im Hof Basketball gespielt", sagt er. "Es ist wirklich ideal hier. Man kann sich mit den anderen Bewohnern treffen und man kann sich auch zurückziehen." Seine Motivation, sich zu engagieren, fasst Malte Satow knapp zusammen: "Ich möchte den Flüchtlingen einfach durchs Leben helfen."
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